Entscheide dich, sagt die Liebe
besprechen.«
»Sei mir nicht böse, Paolo, aber wie du selbst schon festgestellt hast, habe ich keine Ahnung von solchen Dingen.«
»Davon schon. Es geht um die Musik.« Er lächelte. »Wir brauchen ein Rahmenprogramm. Eine künstlerische Darbietung vor dem Essen und danach. Möchtest du selbst etwas spielen?«
Clara schüttelte den Kopf. »Lieber nicht, ich muss mich ja schon verloben und werde bestimmt furchtbar aufgeregt sein.«
»Natürlich, das verstehe ich. Hast du vielleicht einen Wunsch, welche Musiker ich engagieren soll?«
»Wie wär’s mit einem Salonorchester?«, schlug Clara vor. »Ich kenne eines, das aus lauter engagierten Musikstudenten besteht. Wenn du willst, kümmere ich mich darum.«
»Wunderbar, mein Schatz! Dann fehlt nur noch ein zweiter Programmpunkt. Was hältst du von einer Zirkusnummer mit Akrobaten und einem Feuerschlucker?«
Clara zog die Stirn in Falten. »Trägst du nicht zu dick auf? Passt das in einen Palazzo?«
Paolo zuckte mit den Schultern. »Im Freien wäre es natürlich schöner …«
»Und wie würde dir etwas weniger Spektakuläres gefallen? Eine Pantomimeneinlage vielleicht oder eine Marionettenaufführung?«
Paolo klatschte in die Hände. »Das ist es! Marionetten! Daniele muss her. Er ist ein hervorragender Puppenspieler. Mamma mia, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?« Plötzlich hielt er inne. »Es gibt da nur ein Problem.«
»Ist er immer noch sauer?« Sie wurde rot. Bestimmt dachte sie an den unangenehmen Streit in der Werkstatt der Rossis. »Habt ihr euch nicht versöhnt?«
Paolo winkte ab. »Und ob. Daniele hat sich entschuldigt. Doch er will nicht zu unserer Verlobungsfeier kommen. Er hasst Paläste und Palastpartys wie die Pest. Wenn du ihn allerdings bitten würdest, dann käme er garantiert und ließe seine Puppen tanzen.« Paolo legte seine Hand an ihre Wange. »Rufst du ihn an?«
»Ich kenne ihn doch kaum. Und er ist schließlich dein Freund.« Clara wand sich. In ihren unergründlichen Augen blitzte ein Funke auf. Der rebellische Funke. Paolo spürte, wie sie sich einigelte. Als wüchsen plötzlich Stacheln aus ihrer Haut.
Er lächelte sie an. »Bitte, mein Augenstern!«
Der Funke verglomm, und die Stacheln wurden weich wie Butter. »Also gut. Ich mach’s, wenn es dir so wichtig ist.«
Paolo atmete auf. Clara war schwer zu leiten, aber mit der Zeit gelang es ihm immer besser. Er schrieb Danieles Telefonnummer auf einen Zettel, steckte ihn Clara zu und küsste sie zum Abschied. »Ich komme erst morgen Abend zurück, und Mutter ist wieder einmal auf einer ihrer Reisen. Ich hoffe, du fürchtest dich nicht, so ganz allein in dem großen Haus. Wenn du willst, kann Giovanna über Nacht bleiben.«
Clara schüttelte den Kopf. Sie bat ihn, dem Personal freizugeben, und versicherte, dass alles in bester Ordnung sei und ihr das Alleinsein nichts ausmache. Kurz darauf waren aus dem Westflügel gedämpfte Klavierklänge zu hören.
Er zückte sein Handy und gab dem Büro in Genua Bescheid, wann er eintreffen würde. Signora Gentile, die seit über dreißig Jahren in den Diensten der Minottis stand und schon Paolos Vater jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte, würde eine Suite im feinsten Hotel Genuas reservieren und für den Abend einen Tisch im besten Restaurant.
»Wollen Sie heute allein speisen oder soll ich Ginetta buchen?«
Paolos Fingerspitzen kribbelten, als er an das hübscheste Mädchen des Genueser Escortservice dachte und an die vielen Extras, die sie ihm neben der Gesellschaft beim Abendessen bieten würde. Noch war er nicht verlobt. Und selbst wenn, Ginetta würde seinem Engel, seiner unangefochtenen Nummer eins nichts wegnehmen. Eine Nacht mit einer Hostess zu verbringen hatte schließlich nichts mit Untreue zu tun. Wie hatte noch gleich sein berühmter Vorfahr gesagt? »Wer schläft, sündigt nicht, und wer vorher sündigt, schläft nachher besser.«
Paolo seufzte. »Danke, Signora Gentile«, hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. »Keine Damenbegleitung heute. Ich werde allein speisen.« Er beendete das Gespräch und zog einen imaginären Hut vor seinem eigenen Edelmut. Wahrlich, er würde einen prächtigen Ehemann abgeben.
S ie donnerte die Revolutionsetüde von Chopin herunter, dass der Lüster, der über ihrem Flügel hing, zu zittern begann. Die filigranen Anhängsel aus geschliffenem Glas tanzten, stießen aneinander, und als die wilden Klavierklänge längst verebbt waren, hörte man sie immer
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