Entscheidung auf Tortola
vermochte sie dem Gespräch der jungen Leute nicht zu folgen. Sie hatte nur noch Augen für Steve. Nur er existierte für sie in diesem Raum.
Dann ertönte Musik aus einem anderen Zimmer, und die Paare gingen hinüber, um zu tanzen. Einer der jungen Männer, der Lacey vorgestellt worden war, fragte sie, ob sie tanzen wolle, und sie folgte ihm. Noch einmal schaute sie sich zu Steve um, lächelte ihn zögernd an und hoffte, dass er sie später auffordern würde. Steve blickte nur ihren Begleiter an, runzelte die Stirn und wandte sich wieder dem älteren Ehepaar zu, mit dem er sich zuvor unterhalten hatte.
Für Lacey war das wie ein Schlag ins Gesicht. Steve war es ganz egal, mit wem sie tanzte oder was sie tat. Sie war töricht, wenn sie sich einbildete, dass er mit ihr tanzen wollte, sosehr sie sich auch danach sehnte, sich an seine Brust geschmiegt in seinen Armen zu wiegen.
Der junge Mann, mit dem sie sich jetzt zwischen den anderen Paaren drehte, war kein Ersatz.
Lacey wechselte die Tanzpartner und wurde schließlich von Kyle Lincoln aufgefordert. Auch mit ihm unterhielt sie sich über Barbados, wobei sie es sorgfältig vermied, Steves Namen zu erwähnen. Aber Kyle war nicht so zurückhaltend und erzählte mehrere Anekdoten aus seiner und Steves Kindheit. Lacey lachte über einige der Eskapaden, und sie genoss den Tanz mit Kyle.
Plötzlich stand Steve vor ihnen, und nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, lächelte Lacey ihn an. Er nickte seinem Freund zu, legte den Arm um Lacey und zog sie fest an sich.
“Du bringst mich noch zur Raserei in diesem Kleid”, sagte er rau und begann, sich nach dem Rhythmus der Musik zu bewegen.
Lacey bedachte ihn mit einem verführerischen Augenaufschlag. “Warum?”, fragte sie.
“Du trägst nicht mal einen BH darunter. Ist das auch so eine kalifornische Sitte?”
Lacey kicherte. “Steve, ich kann dir sofort fünf Frauen auf dieser Party nennen, die ebenfalls keinen BH tragen. Geht es deswegen bergab mit der Moral auf der Insel?”
Obwohl Steves Miene sich verdüsterte, streichelte er mit den Händen Laceys nackten Rücken. Sie schmiegte sich an ihn, und sein Gesicht entspannte sich.
“Ich habe so viele nette Leute kennen gelernt. Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast.” Lacey fuhr ihm vorsichtig mit den Fingern durch das dichte Haar. “Kyle ist besonders lieb.”
“Er ist verheiratet”, entgegnete Steve knapp.
“Ja, ich weiß, mit Lynn. Ich mag sie auch.”
Für einen Moment meinte Lacey, einen Hauch von Wehmut in Steves Augen zu entdecken. Doch dieser Ausdruck war sofort wieder verschwunden, so dass sie glaubte, es sich eingebildet zu haben. Warum sollte Steve Carmichael auch wehmütig sein?
“Ein glückliches Paar”, sagte er nur. “Wenn du genug Leute kennen gelernt hast, lass uns nach Hause fahren. Im Allgemeinen besuche ich die Partys meiner Eltern nicht.”
“Glaubt deine Mutter deswegen, dass ich deine Freundin bin?”, neckte Lacey ihn, denn zahlreiche Bemerkungen, die Mrs. Carmichael an diesem Abend gemacht hatte, hatten bei ihr diesen Eindruck erweckt.
Steve ergriff ihren Arm und führte sie hinüber in eine Ecke, wo sie ungestört waren.
“Du bist nicht meine Freundin, und das werde ich auch meiner Mutter erklären. Darauf hattest du es wohl die ganze Zeit angelegt? Du wolltest es auf einen Versuch ankommen lassen, nur so zum Spaß. Ein kleines Spiel mit den Gefühlen anderer, und dann flatterst du weiter zum Nächsten, bis du den reichsten Mann gefunden hast.”
Steves Stimme war rau und tief, seine Augen glitzerten gefährlich, und er hielt Laceys Arm so fest, dass ihr die Tränen kamen.
Er war zweifellos wütend, aber sie hatte ihn doch nur mit den falschen Hoffnungen seiner Mutter aufgezogen.
“Steve, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Du tust mir weh.” Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. “Ich bin nicht Elizabeth, stecke mich nicht mit ihr in eine Schublade. Ich kann nicht ändern, was dir in der Vergangenheit widerfahren ist, aber ich bin ein ganz anderer Mensch. Ich bin ich.”
Er atmete tief durch und bemerkte erst in diesem Moment die Tränen in ihren Augen.
Sein Mund wurde schmal. “Ich fahre jetzt nach Hause. Wenn du mitkommen willst, okay. Wenn du dich jedoch von einer deiner Eroberungen zurückbringen lassen willst, dann lass es mich wissen.”
“Ich habe keine Eroberungen gemacht. Ich begleite dich”, sagte Lacey und blinzelte, um die Tränen zu vertreiben. Sie
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