Entscheidung auf Tortola
Steve sie auf, indem er seinen rechten Arm um ihre Schultern legte und sie an sich zog.
“Mach dir keine Sorgen, Mutter. Bis heute Abend.” Mit einem kleinen Seufzer legte Steve auf.
“Kannst du bis halb acht fertig sein?”, fragte er Lacey.
“Fertig? Wofür?”, wollte sie wissen.
“Ich nehme dich mit zu einer Party meiner Eltern”, entgegnete er bestimmt. “Dort kannst du Bridgetowns High Society kennen lernen. Es wird dir gefallen, denk nur an die vielen Männer, die du becircen kannst.”
Lacey begriff, und ihre Augen funkelten. “Damit ich dich nicht mehr belästige.”
“Genau”, zischte er. “Kein Grund mehr, nach meiner Gesellschaft zu verlangen. Such dir andere Opfer, an denen du deinen Charme ausprobieren kannst.”
“Du egoistischer Idiot!”, schimpfte sie. “Ich lasse meinen Charme weder bei dir noch bei irgendeinem anderen männlichen Wesen spielen. Alles, was ich will, ist, nur ein paar erholsame Ferienwochen auf dieser Insel zu verbringen.”
“Und das machst du großartig”, gab er zurück. “Du belästigst Leute in ihren eigenen vier Wänden, stößt mit ihnen auf der Straße zusammen und ruinierst ihre Kleidung, du sperrst dich aus deinem Haus aus und verirrst dich auf einer Insel, die kleiner ist als Los Angeles. Und jedes Mal wendest du dich in deiner Not an mich, weil du genau weißt, dass ich dem hilflosen Ausdruck in deinen Augen und deiner Stimme nicht widerstehen kann und dir zu Hilfe eile.”
“Du eilst mir zu Hilfe?” Lacey kochte vor Wut. “Du schreist mich an, nur weil ich mit den Kindern in deinem Garten spiele. Ich hätte das Problem mit der zugeschlagenen Tür auch allein gelöst, wenn du dich mir nicht aufgedrängt hättest. Und es tut mir leid, dass ich dich heute angerufen habe. Ich hätte lieber die Polizei verständigen sollen. Wer braucht dich schon?” Sie schüttelte seinen Arm ab und wollte aus dem Haus stürmen. Nur weg von hier, weg von diesem eingebildeten Kerl.
Doch er hielt sie fest, drehte sie zu sich um, umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sein harter Tonfall duldete keinen Widerspruch.
“Du brauchst mich noch, Lacey. Ich nehme dich heute Abend mit zu dieser Party, auf der du die halbe Stadt kennen lernen wirst. Sei pünktlich um halb acht fertig, oder ich komme rüber und ziehe dich an.”
Lacey biss sich auf die Unterlippe. Sie zweifelte nicht, dass er seine Drohung wahr machen würde. “Okay”, sagte sie knapp und ging rückwärts zum Eingang. Dann riss sie die Tür auf und stürzte hinaus in den Garten und den kalten Regen, den sie kaum spürte.
In ihrem Haus angekommen, lehnte sie sich erst einmal an die Wand und atmete tief durch. Sie hatte keine Lust, bei diesem Unwetter noch einmal wegzugehen. Andererseits war die Aussicht auf eine Party verlockend. Sie würde einige Leute kennen lernen und vielleicht sogar jemanden, mit dem sie etwas unternehmen konnte in der kurzen Zeit, die sie noch auf Barbados blieb.
Sie schaltete ihren Lockenstab ein und überlegte, welches Kleid sie anziehen sollte.
Lange vor halb acht war Lacey fertig. Sie hatte sich für ein zartrosa Chiffonkleid entschieden, in dem ihre Bräune vorteilhaft zur Geltung kam. Es war sowohl vorn als auch hinten tief ausgeschnitten, und mit einem fast boshaften Lächeln überlegte sie, was Steve wohl zu ihrem Aufzug sagen würde. Das ist mir egal, wies sie sich zurecht, doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie von Steve bewundert werden wollte.
Das Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern bis auf den Rücken. Die Sonne hatte es ein wenig aufgehellt, und es schimmerte golden im Licht. Lacey hatte nur die Augen dezent geschminkt, denn ihr gebräuntes Gesicht brauchte kein Make-up. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel.
Vielleicht bin ich der Star des Abends,
dachte sie. Dann wird Steve sich ärgern, dass er mich den Gästen vorgestellt hat.
Das war kaum anzunehmen. Es schien viel wahrscheinlicher, dass Steve sich beglückwünschen würde, auf die Idee mit der Party gekommen zu sein. Von nun an gab es für Lacey keine Entschuldigung mehr, sich im Notfall an ihn zu wenden.
Unruhig ging sie im Wohnzimmer auf und ab und überlegte, ob sie das Richtige tat. Immer wenn sie sich geschworen hatte, Steve nie wiederzusehen, passierte etwas, das sie beide zusammenbrachte. Falls sie tatsächlich einige andere Leute kennen lernte, würde sie ihm nicht mehr ständig über den Weg laufen. Genau das wollte sie doch, oder nicht?
Es klopfte an der
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