Entscheidung der Herzen (German Edition)
die Welt neu erschaffen werden könnte. EinenOrt, an dem Gerechtigkeit und Gleichheit, Gottesfurcht und Freundlichkeit herrschen. Ich wäre stolz, wenn du diesen Ort miterschaffen würdest, Cassian. Aber trotz allem wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass es eine Möglichkeit gäbe -und sei sie noch so winzig – eines Tages mit dir leben zu können.«
»Wir haben es versucht, Cathryn. Und es ist nicht gelungen. Wir leben einfach in der falschen Zeit. Das Jahr 1659 ist kein Jahr für die Liebe.«
»Wann wirst du aufbrechen?«
»Ich weiβ es nicht. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht schon vorher, vielleicht später. Es ist noch nichts entschieden, William Penn kann bis jetzt noch nicht über das Land verfügen.«
»Dann haben wir noch eine kleine Chance, dass am Ende doch noch alles gut wird?«
Ihre Frage klang so flehentlich, ihre grünen Augen blickten ihn so voller Hoffnung an, dass Cassian es nicht über das Herz brachte, sie mit einer ehrlichen Antwort zu enttäuschen. Er strich ihr über das Haar wie einem verängstigtem Kind, unterdrückte ein Seufzen und sagte mit aller überzeugung, die er zu spielen im Stande war: »Ja, Cathryn. Eine kleine Chance gibt es immer. Wer nicht mehr hofft, der lebt nicht mehr.«
Sie hatten nicht bemerkt, dass die Nachtstunden schon beinahe hinter ihnen lagen und ein neuer Tag angebrochen war. Doch als die Schatten im Gartenhäuschen heller wurden, die ersten Hähne zu krähen begannen, sagte Cassian: »Du musst gehen, Cathryn. Es wäre nicht gut, wenn man uns hier zusammen sehen würde.«
Sie nickte stumm, biss sich dabei aber auf die Lippe.
Mit vor Traurigkeit bleischweren Armen hoben sie ihre Kleider vom Boden auf und zogen sich an. Dann verlieβen sie das Gartenhäuschen so heimlich, wie sie gekommen waren. Sie hielten sich dabei fest an den Händen, kosteten jede der letzten Sekunden ihres Zusammenseins aus. An der Pforte umarmten sie sich noch ein letztes Mal und noch einmal fanden sich ihre Münder in einem nicht enden wollendem Kuss. Doch dann öffnete Cassian die schwere Tür und schob Cathryn hinaus. Sie klammerte sich an seine Hand, wollte ihn nicht loslassen, ihn nicht verlassen. Ihr Körper bog sich ihm entgegen, aus ihren Augen stürzten schon wieder die Tränen. Sie stand bereits in der Gasse, in der die ersten Fuhrwerke rumpelten, und konnte ihn nicht lassen. Und auch Cassian hielt sie fest, der Druck seiner Hand lieβ ihre zarten Fingerknochen knacken. Und noch einmal umarmten sie sich, hielten sich aneinander fest, bis Cassian sich schlieβlich losriss, mit rauer Stimme: »Gott segne und beschütze dich«, murmelte und beinahe rannte, als er sich wieder hinter die schützenden Mauern des Klosters begab. Sie sah ihm nach, starrte noch auf die Tür, als diese längst zugefallen war, fühlte sich reich beschenkt und doch ärmer als die ärmste Bettlerin.
Noch immer rannen die Tränen über ihre Wangen, als sie sich endlich umdrehte und wie betäubt von der Müdigkeit, dem Schmerz und der erlebten Lust die Gasse entlanglief. Sie blickte weder nach rechts noch nach links – und sah auch Sir Baldwin Humbert nicht, der im Schatten eines Hauserkers schon seit Stunden auf sie gewartet hatte.
Seine Glieder waren noch steif von der Kälte der Nacht. Die Müdigkeit, die seit Stunden wie ein groβer schwarzer Vogel hinter seiner Stirn gehockt hatte, war plötzlich wie weggeblasen.
»Na, endlich«, murmelte er und schüttelte sich ein wenig. »Ich habe doch gewusst, dass ich dich hier treffe, Cathryn von Jourdan. Und ich hatte dich gewarnt. Jetzt wirst du die Folgen dafür tragen, dass du mir nicht gehorcht hast.«
Er nickte zufrieden, als er ihr hinterher schaute, rieb sich die Hände, zog den Umhang fester um sich und ging eiligen Schrittes in Richtung Marktplatz zum Sitz des Stadtparlaments. In dessen unmittelbarer Nähe betrat eine kleine Wirtschaft, in der man ihn schon erwartete.
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Kapitel 17
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I hr seid schwerer zu hüten als ein Sacke Flöhe, dein Bruder und du«, schimpfte Lady Silvana Whitechap. Doch in ihren Augen stand die Neugier so unverhüllt, dass Cathryn trotz ihres Schmerzes lächeln musste.
»Jetzt setz dich schon zu mir und berichte, was du erlebt hast.«
Silvana klopfte neben sich auf das Polster des Sofas, doch als sie Cathryns Müdigkeit bemerkte, unterdrückte sie ihre vielen Fragen und lieferst einmal eine Magd, um für Cathryn ein Frühstück bringen zu lassen.
»Er geht nach Amerika. Vielleicht in einem Jahr. Er will
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