Entscheidung des Schicksals
arbeiten.“
Sie nahm den Teig aus der Schüssel und ließ ihn auf die Marmorplatte fallen.
„Hast du denn nicht frei? Ich hätte gedacht, dass du den Abend mit deinem Verlobten verbringst.“
Addie hatte die Vase mit Wasser gefüllt und griff nach einer roten Aster. „Mom braucht Hilfe.“ Sie wusste, dass ihre Mutter erst dann Feierabend machen würde, wenn alles perfekt war. Während der ganzen Woche hatte sie das Cottage schon um fünf statt wie üblich um sechs Uhr morgens verlassen und war erst zurückgekehrt, nachdem abends das Dessert serviert worden war. Seit dem Tod ihres Mannes arbeitete sie wie eine Besessene, und Addie hätte sich unglaublich schuldig gefühlt, wenn sie sich ausruhte, während ihre Mom sich abrackerte.
„Dafür ist sie bestimmt dankbar“, bestätigte die Köchin, während sie das Nudelholz aus dem Kühlschrank nahm. „Im Moment könnte jeder von uns Hilfe gebrauchen. Aber dafür werden wir bezahlt“, murmelte sie. „Was für eine Hochzeit willst du haben?“ fragte sie und rollte einen sauberen Kreis aus.
„Eine kleine“, verkündete Addies Mom, als sie mit einer Armladung frischer Handtücher hereinkam. „Oder sie brennen durch und heiraten heimlich. Ich würde euch sogar das Flugticket spendieren.“
Selbst nach dem langen Tag sahen Roses Frisur und das schwarze Kleid makellos aus. Sie legte den Stapel auf eine Arbeitsfläche. „Weißt du, Addie, dann würdest du dir viel Mühe ersparen.“
„Du wirst meine Hochzeit nicht bezahlen, Mom.“
„Hast du schon einen Termin im Kopf?“ fragte Olivia.
Addie zögerte.
„Nein“, antwortete Rose für sie und zog eine ihrer stets präsenten Listen heraus.
„Ich sage ihr dauernd, dass sie einen festsetzen muss, damit wir die Kirche reservieren und die Einladungen drucken lassen können.“
„Du hast doch gerade gesagt, sie sollen heimlich heiraten.“
„Na ja, sie müssen sich langsam entscheiden.“
Olivia legte den Teig in eine gläserne Backform. „Willst du warten, bis du mit dem College fertig bist?“
Addie öffnete den Mund.
„Das will ich nicht hoffen“, sagte Rose, bevor Addie ein Wort herausbekam. „Das wären noch anderthalb Jahre. Sie wäre früher fertig, wenn sie nicht die zusätzlichen Kurse gemacht hätte, zu denen Gabe sie überredet hat“, murmelte sie tadelnd. „Was soll eine Grundschullehrerin mit Botanik?“
„Sie haben ihr geholfen, den alten Garten außerhalb der Stadt zu finden“, erinnerte Olivia sie.
„Na ja, das kostet sie auch viel Zeit. Die sollte sie lieber nutzen, um ihre Hochzeit zu planen.“
Während die beiden Frauen über die finanziellen Vorteile einer heimlichen Heirat redeten, arrangierte Addie die Blumen in der Vase. Ihre Mutter und die Köchin sprachen über sie, als wäre sie so unsichtbar, wie man es während der Arbeit von ihr erwartete.
Nicht beachtet zu werden war ihr so vertraut wie die Kritik ihrer Mutter. Ihre Eltern hatten mehr für sie gewollt, als sich um den Garten anderer Leute zu kümmern. Ihr Dad hatte darauf bestanden, dass sie aufs College ging. Aber ihre Mom hatte ein vierjähriges Studium immer für unnötig gehalten. Sie hätte es lieber gesehen, wenn ihre Tochter Sekretärin geworden wäre und das Anwesen früher verlassen hätte.
Addie hatte nie das Bedürfnis danach verspürt. Sie mochte ihren Job und fühlte sich an der frischen Luft freier als unter einem Dach mit den Kendricks. Aber sie hatte ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und beschlossen, Lehrerin zu werden, weil sie selbst gern lernte. Außerdem wurden Lehrer immer gebraucht.
Sie wusste, dass ihre Mutter es nur gut meinte. Aber das Studium dauerte nun einmal länger, wenn man es sich selbst verdienen musste. Sie arbeitete von Frühling bis Mitte Dezember als Vollzeitgärtnerin und ging im Winter auf das College im siebzig Meilen entfernten Petersburg. Bei einem Semester pro Jahr wurde man eben nicht in Rekordzeit fertig.
Inzwischen beschränkte Rose Löwe sich darauf, ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Es war, als würde sie befürchten, dass Scott einen Rückzieher machte und die Verlobung löste, wenn Addie sich nicht bald auf ein Datum festlegte.
Er hat einen guten Job, betonte sie bei jeder Gelegenheit. Und er ist gut zu dir.
Mehr kannst du nicht verlangen. Ein Mann wie er wird nicht ewig auf dich warten.
Bevor ihre Mutter wieder davon anfangen konnte, drehte Addie sich um und stellte den kunstvoll arrangierten Strauß auf den Esstisch und griff nach den
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