Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidung des Schicksals

Entscheidung des Schicksals

Titel: Entscheidung des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
Vom Netzwerk:
taute das Eis in den Augen der Präsidentin, bevor sie eine rasche Vierteldrehung machte, die den Blick auf Addies blasses Gesicht freigab.
    „Gibt es ein Problem?“ fragte Gabe.
    „Keines, das wir nicht lösen könnten“, antwortete Helene rasch. „Sie haben die Gärtnerin Ihrer Mutter als Gast mitgebracht?“ fügte sie hinzu, um jeden Zweifel an der Rangordnung zu beseitigen.
    „Es ist ihr Projekt“, sagte er. „Ich fand, sie sollte heute dabei sein.“
    Helene lächelte nachsichtig. „Ich würde es wohl kaum als ihr Projekt bezeichnen, Gabe. Es gehört der Öffentlichkeit.“
    „Das ist ihr bewusst.“
    Die Frau senkte die Stimme. „Dann sollte sie sich vielleicht deutlicher ausdrücken“, fuhr sie fort, als wäre Addie plötzlich durchsichtig geworden. „Als sie mit dem Projekt zu mir kam, habe ich sofort gesehen, was sich daraus machen lässt. Ich habe ihr erklärt, dass wir bei der Finanzierung nicht helfen können. Mir war nicht klar, dass sie glaubte, das Projekt allein durchführen zu können.“
    „Sie haben gesagt, Sie würden mir helfen, den Antrag einzureichen.“
    „Ich kann nur wiederholen, das müssen Sie falsch verstanden haben“, erwiderte Helene in einem Tonfall, in dem man mit einem trotzigen Kind sprach, und sah Gabe an. „Etwas so Bedeutsames kann unmöglich ohne die Unterstützung der Historischen Gesellschaft in Angriff genommen werden. Immerhin handelt es sich um den allerersten öffentlichen Garten Virginias. Wir dürfen seine Restaurierung nicht jemandem überlassen, der darin keinerlei Erfahrung besitzt. Natürlich verstehe ich, dass Sie sie mitgebracht haben, damit sie sieht, wie wir arbeiten.
    Aber es muss klar sein, bei wem die Leitung des Projekts liegt.“
    Gabe schob die Hände in die Hosentaschen und nickte nachdenklich.
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung“, versicherte er ihr. „Wir werden sicherstellen, dass jeder weiß, wer worüber zu bestimmen hat. Wäre Miss Löwe nicht zu Ihnen gekommen, hätte die Gesellschaft nie von dem Garten erfahren. Übrigens, wer hat die Recherchen abgeschlossen?“ fügte er wie beiläufig hinzu.
    Helene zögerte. „Ich glaube, da gab es nicht mehr viel zu tun“, erwiderte sie, offensichtlich überrascht, dass er davon wusste. „Der Garten kann auf der Grundlage der Informationen, die wir haben, restauriert werden.“
    Gabe trat einen Schritt vor und zwang Helene dadurch, sich zu Addie umzudrehen. „Fehlt da nicht noch ein Springbrunnen oder so etwas?“ fragte er Addie.
    „Ein Wassertrog“, sagte sie leise. „Er ist auf den Plänen eingezeichnet, aber ich habe noch keine Hinweise darauf gefunden, wie er ausgesehen hat.“
    „Der Trog war nicht wichtig genug, um uns von der Einreichung des Antrags abzuhalten“, griff Helene ein. „Wir hatten auch ohne ihn genügend Informationen.“
    „Die Informationen, die Miss Löwe Ihnen gegeben hat?“
    „Wir haben das eingereicht, was sie mir zur Verfügung gestellt hat.“ Erst jetzt schien die Frau zu begreifen, worauf er mit seinen Fragen abzielte. „Oh, ich sehe das Problem“, fuhr sie hastig fort. „Sie reden von dem kleinen… technischen Fehler im Antrag. Ich fürchte, auf den Unterlagen, die zusammen damit eingereicht wurden, ist Miss Lowes Name nicht vermerkt. Aber das lässt sich leicht nachholen.“
    Gabe hatte weder den Antrag noch die beigefügten Unterlagen gesehen und nicht gewusst, dass Addies Name nirgendwo auftauchte. Nicht einmal auf dem Gutachten, das sie selbst erarbeitet hatte.
    Die Unverfrorenheit der Frau vor ihm war unglaublich. Noch schlimmer war, dass sie sich kein bisschen schuldig zu fühlen schien.
    Gabe fühlte, wie ein Muskel an seiner Wange zuckte, blieb jedoch ruhig. „Ich denke, es sollte so bald wie möglich nachgeholt werden“, sagte er mit trügerischer Gelassenheit.
    „Natürlich“, erwiderte Helene, die den Ernst ihrer Lage noch immer nicht begriffen hatte. „Sollen wir jetzt den Tee nehmen und uns dann das Gelände ansehen? Es ist wirklich ein spannendes Projekt, Gabe, und dank Ihrer Unterstützung wird man uns die Gelder für die Durchführung sicher bald bewilligen.“
    Gabe ließ den Blick von Helenes zuversichtlichem Lächeln zu Addies sorgenvoller Miene wandern. Sie von diesem Treffen auszuschließen war eine Sache, ihre Arbeit zu stehlen eine andere.
    Er wünschte nur, Addie würde selbst für sich kämpfen.
    „Ich werde mich gern dafür einsetzen“, begann er, als Helene sich umdrehen wollte. „Unter der Bedingung, dass Addie

Weitere Kostenlose Bücher