Entscheidung des Schicksals
fragte Leon.
„Helene Dewhurst.“ Gabe runzelte die Stirn. „Sie war nicht gerade begeistert, als ich darauf bestand, dass Addie die Restaurierung des Gartens leitet. Aber Addie hat die Arbeit gemacht und verdient die Anerkennung.“
Sein Onkel kannte die Dewhursts. „Du glaubst, Helene steckt dahinter?“
„Wenn die Zeitung schreibt, dass man uns zusammen gesehen hat, muss sie es sein. Sie oder ihre Freunde. In ihren Kreisen wird gern getuschelt.“ Das hatte er bei seiner letzten Wahlkampagne oft genug miterlebt. „Und das Treffen der Gesellschaft ist der einzige Ort außerhalb des Anwesens, an dem Addie und ich zusammen waren.“
Leon spitzte den Mund. „Also haben Sie die Autorität dieser Frau untergraben.
Was haben Sie zu ihr gesagt?“
„Dass ich mich nicht mehr für das Projekt einsetzen werde, wenn Addie es nicht leitet.“
„Also geht es nur darum, dass jemand sich an dir rächen will“, folgerte Charles trocken.
Gabe rieb sich die Stirn und fragte sich, ob Addie den Artikel gesehen hatte. „Das könnte sein.“
„Dann müssen wir diese Frau daran hindern, Lügen über dich zu verbreiten.“
Als Leon nun nickte, spiegelte sich die Flamme der dicken Kerze, die auf dem Tisch stand, in seinen Brillengläsern.
„Wer weiß noch von dieser Gartensache?“ fragte er.
Gabe schnaubte leise. „Abgesehen von den Leuten im Amt für Denkmalpflege und in der Historischen Gesellschaft von Camelot?“
„Ich suche nach jemandem, der Ihnen näher steht.“
„Meine Mutter, zum Beispiel. Sie wird eine Menge Pflanzen für die Restaurierung stiften.“
„Perfekt“, meinte Leon. „Den Namen Ihrer Mutter mit hineinzuziehen, wird den Vorwurf einer heimlichen Affäre entkräften. Konzentrieren Sie sich auf das Projekt“, riet er Gabe. „Falls die Medien bei Ihnen anfragen, sagen Sie nichts von der Freundschaft zu dieser jungen Frau. Das würde die Gerüchteküche nur anheizen. Sagen Sie, dass sie schon lange als Gärtnerin Ihrer Familie arbeitet und dass Ihr Interesse allein dem Projekt gilt, an dem sie arbeitet und das von Ihrer Mutter unterstützt wird.“
Gabe zögerte. Zu leugnen, dass Addie und er befreundet waren, kam ihm nicht richtig vor. Sie würde es in der Zeitung lesen.
„Was meinst du?“ drängte sein Onkel.
Es war nicht Gabes Art, sich vor einer Entscheidung zu drücken, und er wollte nicht jetzt damit anfangen. Also nickte er.
„Ausgezeichnet“, sagte Leon. „Charles oder ich werden diese Addie kontaktieren und ihr erklären, was sie sagen soll, falls ein Reporter sich bei ihr meldet. Ich vermute, die Zeitungen werden etwa eine Woche über diese Sache berichten.
Wenn das Gerücht sich danach nicht gelegt hat, sollten Sie daran denken, sie von der Bildfläche zu entfernen.“
„Was soll das heißen?“ fragte Gabe scharf.
Ein Kellner trug dampfende Pasta vorbei. Der Duft von Knoblauch und Muscheln driftete hinterher. Charles griff nach der Speisekarte. „Wir besorgen ihr anderswo einen Job. Das wäre die einfachste Lösung.“
„Sie bleibt, wo sie ist.“ Das schlechte Gewissen traf Gabe wie ein Tritt in den Bauch. Er hatte sie schon um einen Verlobten gebracht. Er würde ihr nicht auch noch den Job nehmen. „Und ich werde selbst mit ihr reden.“
„Überlassen Sie das Charles oder mir“, sagte Leon, während er ebenfalls in der Karte blätterte. „Je weniger Sie mit ihr zu tun haben, desto besser.“
„Ich sagte, ich werde selbst mit ihr reden“, wiederholte Gabe.
Dieses Mal nahm der Berater den eisigen Unterton wahr, der ihm zuvor entgangen war. Gabe ignorierte den Blick, den Leon und Charles wechselten, und griff nach seiner Speisekarte.
Die Sonne wargerade erst aufgegangen, ten Morgen um halb sieben durch das Haupttor des Anwesens fuhr. Er war um Mitternacht von Washington nach Richmond geflogen und hatte von zwei bis fünf Uhr dreißig geschlafen. Danach hatte er sich einen doppelten latte vom Starbucks in der Nähe seines Apartments geholt und die vierzig Meilen nach Camelot in Rekordzeit zurückgelegt.
Auf der Fahrt hatte er Radio gehört, aber er hätte nicht sagen können, welches die Topmeldungen des Tages waren. Er hatte die ganze Zeit nur an Addie gedacht. Und daran, dass er mit seiner Mutter reden musste.
Dünne Nebelschwaden schwebten über den Rasenflächen und Sträuchern. Der Himmel darüber war klar, aber über Gabes Kopf schien eine Wolke zu hängen, als er vor der Garage hielt und ausstieg. In der Ferne tauchte eine schlanke
Weitere Kostenlose Bücher