Entscheidung des Schicksals
Wunder, dass Mrs.
Löwe ebenso eisig reagiert hatte.
„Das hat sie?“
Addie nickte nur, bevor sie weiterging. „Du brauchst keine Angst zu haben. Sie wird nicht mit der Presse sprechen. Sie würde nie mit einem Außenstehenden über die Kendricks reden.“
Die Büsche raschelten in der Brise. Eichhörnchen huschten durch die Bäume.
„Hat meine Mutter mit dir gesprochen?“ fragte er.
„Noch nicht.“
„Gut. Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um sie.“
„Danke“, murmelte sie erleichtert. „Es tut mir Leid, dass das passiert ist, Gabe.“
„Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch. Wenn ich dir nicht von dem Projekt erzählt hätte, wäre das alles nicht geschehen.“ Er hatte nur an sie gedacht, als er sie vor Helene in Schutz nahm.
„Addie.“ Gabe hielt sie am Arm fest und stellte sich vor sie. „Solche Gerüchte gibt es immer wieder. Dieses ist nur ein wenig pikanter, weil ich Politiker bin und du für meine Familie arbeitest. Du kannst nichts dafür.“
„Das Letzte, was du brauchst, wenn du deine Kandidatur für das Gouverneursamt bekannt gibst, ist so etwas. Ich weiß, das ist noch länge hin, aber deine Gegner werden es im Wahlkampf wieder aufwühlen und…“
„Meine Leute arbeiten schon daran“, unterbrach er sie sanft. „Und was ich brauche, ist, dass ich auch weiterhin mit meiner Freundin über alles reden kann.“
Addie versuchte, die Wärme zu ignorieren, die sich von seiner Hand auf sie übertrug. Sie musste sich gegen das wehren, was seine Nähe in ihr auslöste. Nur im Märchen heiratete der Prinz Aschenputtel. Aber irgendetwas in ihr sehnte sich nach seiner Freundschaft.
„Du kannst jederzeit mit mir reden.“ Das hatte sie ihm schon an dem Abend in der Bibliothek sagen wollen – bevor er sie geküsst hatte. Bevor ihre heile, kleine Welt aus den Fugen geraten war.
In seinen Augen zeigte sich ein Lächeln. „Dann sag mir als Freundin, was dein Vater mir in dieser Situation geraten hätte.“
Sie wurde nachdenklich. Ihr Dad hatte Gerüchte nie ausstehen können. „Ich nehme an, er würde sagen, dass du genau das tun sollst, was du tust. Behalt das Amt des Gouverneurs im Blick und lass dich durch nichts davon ablenken.“
Das war er bereits. Durch ihre echte Sorge um ihn. Durch ihren vollen Mund.
Durch die Erinnerung daran, wie ihr Körper sich an seinem anfühlte. Aber sie hatte Recht. Er musste sich auf sein Ziel konzentrieren und durfte nicht einmal daran denken, mit ihr intim zu werden. Nicht, dass sie dazu bereit wäre. Noch immer herrschte zwischen ihnen eine leichte Anspannung. Er strich ihr über, die Wange. „Ich schätze, ich werde euren Rat befolgen.“ Doch während seine Knöchel über die seidige Haut glitten, fragte er sich, ob es nicht etwas gab, das ihm wichtiger war als seine politische Karriere.
Das Rascheln im Gebüsch wurde lauter. Ein Waschbär. Oder ein streunender Hund. Addie wandte den Kopf, doch als sie beide hinschauten, verstummte das Geräusch.
Als er die Hand zurückzog, lächelte sie matt. „Ich schätze, er ist in den Bäumen verschwunden.“
„Schätze ich auch“, sagte er, als sie einen Schritt von ihm weg machte.
„Ich sollte die Enten suchen.“ Sie zeigte zum Schilf hinüber.
„Das solltest du.“ Er wich selbst zurück. „Und ich sollte ins Haus gehen.“
„Ja.“
Noch nie war es ihm so schwer gefallen, sie zu verlassen. Als er sich nun zwang, sich umzudrehen und davonzugehen, hatte er das schreckliche Gefühl, Addie den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.
7. KAPITEL
„Oh, Addie. Gut, dass ich dich jetzt erwische. Ich habe eine Quiche im Ofen und muss mich beeilen. Ich wollte dir nur rasch sagen, dass du dich im Moment vom Haupthaus fern halten solltest.
Vor allem von den Fenstern des Frühstückszimmers.“
Addie stellte die Schubkarre ab. Die Hecken vor genau den Fenstern waren ihr Ziel gewesen. „Sollte ich?“
Olivia nickte heftig. „Mr. Kendrick ist im Frühstückszimmer und schreit Mrs.
Kendrick an. Wegen etwas, das in der Morgenzeitung steht. Über dich und Gabe.“
Addie starrte die in der morgendlichen Kälte fröstelnde Köchin an. „In der Zeitung? Was steht drin?“
„Ich habe es noch nicht gelesen. Das kann ich erst, wenn Marie die Zeitung zusammen mit dem Frühstücksgeschirr abräumt. Ich habe nur gehört, was Mr.
Kendrick gesagt hat. Was zum Teufel ist in ihn gefahren? Wörtlich. Addie, darf ich dich fragen, was in dich gefahren ist?“
Das hatte Rose sie gestern Abend auch gefragt.
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