Entscheidung des Schicksals
„Wenn er deine Wahlkampfstrategie entwerfen soll, muss er über alles Bescheid wissen, was dich angreifbar macht.“
„Danke“, murmelte Gabe, als der Kellner ihm seinen Martini hinstellte. Er wartete, bis der junge Mann sich diskret zurückgezogen hatte, und beugte sich zu den anderen.
„Ich fürchte, da gibt es nichts“, begann er. „Im Moment habe ich kein Privatleben. Ich rede beim Racquetball über Staatsverschuldung. Morgens jogge ich mit meinem Assistenten, damit wir meine Termine durchgehen können. Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mit jemandem zum Essen oder ins Theater gegangen bin, der kein politisches Anliegen hatte. Wonach suchen Sie?“
Leon hielt seinem Blick stand. „Nach der Grundlage des Gerüchts, dass Sie seit einem Jahr eine heimliche Affäre haben.“
Gabe hatte sein Glas gehoben. Hätte er schon getrunken, hätte er sich jetzt verschluckt. „Eine Affäre?“ Er stellte das Glas ab. „Und mit wem soll ich die haben?“
„Mit der Gärtnerin Ihrer Mutter“, erwiderte Leon. „Wie ich höre, ist sie auch die Tochter der Hausdame. Es wird behauptet, sie hätte Ihretwegen ihre Verlobung gelöst.“
„Sie wollte den Typen einfach nicht mehr heiraten.“
„Also sehen Sie sie?“
„Jedes Mal, wenn ich meine Eltern besuche“, sagte Gabe. „Wir sind Freunde.“
„Freunde?“ Leon zog die schmalen Brauen hoch. „Sie ist die Gärtnerin Ihrer Mutter.“ Er klang, als würde das wahre Freundschaft nicht zulassen. „Was im Freunde sind Sie?“
Die Andeutung, die der Mann in seine Betonung legte, ließ an Gabes Wange einen Muskel zucken. „Gute.“
„Ich kann nur hoffen, dass Sie sich ab jetzt nicht mehr öffentlich mit ihr zeigen“, informierte sein Berater ihn brüsk. „Einen derartigen Leichtsinn hätte ich von Ihrem Bruder erwartet. Das ist genau das, was Sie vermeiden müssen. Ehrlich gesagt, es ist mir egal, mit wem Sie schlafen, solange Sie es diskret tun. Aber wenn Sie mit einer Dienstbotin ins Bett gehen, müssen Sie es aus den Medien heraushalten.“
Gabe erstarrte. Er wusste nicht, was ihn mehr ärgerte die Unterstellung oder die ungerechtfertigten Ermahnungen. Er wusste nur, dass er nicht mit seinem charmanten, aber verantwortungslosen Bruder verglichen werden wollte. Wenn es eine Regel gab, brach Cord sie. Wenn es ein Abenteuer gab, stürzte er sich hinein. Und die Frauen. Allein die Frauen hatten in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass Cord beständig in der Klatschpresse auftauchte.
Gabe betrachtete die Olive in seinem Glas. „Welche Medien?“ fragte er, und sein leiser Zorn schien Leon zu überraschen.
„Im Camelot Crier war heute Morgen zu lesen, dass die junge Frau in Ihrer Begleitung gesehen wurde. In dem Artikel wurde darüber spekuliert, wie lange Sie beide schön zusammen sind. Die Richmond Times hat es heute Abend aufgegriffen. Meine Sekretärin hat den Reporter angerufen und erfahren, dass zuverlässige Quellen die gelöste Verlobung bestätigen. Das wird morgen in beiden Zeitungen stehen.“
„Wir waren gemeinsam auf einer Versammlung“, sagte Gabe. „Zuverlässige Quellen, das könnte jeder sein. Viele Leute haben uns zusammen gesehen. Hören Sie.“ Er beugte sich noch weiter vor. „Wenn ich sage, Addie ist eine gute Freundin, dann meine ich genau das. Es gibt keine Affäre.“
„Wenn Gabe sagt, dass da nichts läuft, können Sie es ihm glauben“, mischte Charles sich ein. „Wir haben erst im letzten Monat darüber gesprochen, was für eine Art von Frau er als Partnerin braucht, und er war ganz meiner Meinung.“
Leon zögerte keine Sekunde. „Dann entschuldige ich mich.“
Gabe nickte nur.
„Also“, fuhr der Berater fort, als hätte es keine Differenzen gegeben. „Wie ist das Gerücht entstanden?“
Charles schob sein Glas beiseite. „Genau das müssen wir herausfinden, Gabe. Ich bin Anwalt und seit fünfzehn Jahren in der Politik. Wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es, dass jedes Gerücht einen wahren Kern hat. Wir müssen wissen, was das Gerücht ausgelöst hat.“
Gabe nahm einen Schluck Martini. Addie hatte ihn gewarnt, dass seine Unterstützung Folgen haben würde.
„Das habe ich vermutlich selbst getan“, gab er zu. „Sie hat einen jahrhundertealten überwucherten Garten entdeckt, für den sich unsere Historische Gesellschaft interessiert. Deren Präsidentin hat versucht, die Ergebnisse ihrer Nachforschungen zu stehlen. Da habe ich eingegriffen.“
„Wer ist diese Präsidentin?“
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