Entscheidung fuer die Liebe
von den wundervollen Fischerlokalen am Meer erzählt?“ Sie wollte so wenig wie möglich zu Hause sein, um Alexander nicht zu begegnen.
„Gute Idee.“ Heiner nickte. „Bei Alexander wird es heute sowieso spät. Da können wir auch gleich auswärts essen.“
Hat Alexander die gleichen Gedanken wie ich, fragte sich Nina. Will auch er mir aus dem Weg gehen?
Sie fuhren nach dem Frühstück los mit einem Fahrer, den Alexander besorgt hatte.
„Bali wird auch die Insel der tausend Tempel genannt“, erzählte Heiner während der Fahrt. „Alles Hindutempel. 92 Prozent der Bevölkerung sind Hindus.“
„Gibt es keine Christen auf Bali?“
„Ganz wenig.“ Heiner überlegte. „Ich glaube, es sind nur 1.5 Prozent oder so.“ Sein Kopf deutete nach rechts. „Sieh mal, ein besonders schöner Tempel.“
Ninas Blick flog nach rechts. Es gab so viel zu sehen, so viele neue Eindrücke, dass sie Alexander vorübergehend vergaß.
Das ist gut, dachte Nina, als sie sich am Nachmittag wieder an ihren Traum erinnerte. Jetzt hatte sie ein bisschen Abstand und sah es als das, was es war: nur ein Traum.
Nina war begeistert von der Stadt Ubud, von dem alten Königspalast und den vielen Künstlerläden. Sie kaufte zwei Bilder, die Heiner bezahlte. Dafür lud sie ihn zum Mittagessen ein. Sie saßen im Garten eines Cafés neben dem alten Königspalast. Springbrunnen plätscherten und die hohen Bäume spendeten kühlen Schatten.
„Schön ist es hier.“ Nina schloss die Augen und stellte sich vor, Alexanders Hand zu halten.
Da beugte Heiner sich zu ihr. Nina roch sein Rasierwasser und schlug ernüchtert die Augen auf. Sie hielt Heiners Hand und spürte jetzt seinen Kuss auf ihren Lippen. Er löste keine Gefühle aus. Erschrocken fragte sich Nina, wie es weitergehen sollte. Schließlich sollte sie Heiner heiraten. Kommt Zeit, kommt Rat, dachte sie und schob den Gedanken an ihre Hochzeit beiseite. Jetzt wollte sie den Urlaub genießen. Eine junge Balinesin brachte das Essen und Nina spürte, dass sie hungrig war.
Um halb sechs erreichten sie Tanah Lot, den Meerestempel. Die Cafés mit Blick aufs Meer waren alle besetzt. „Schade“, murmelte Heiner und wollte weitergehen.
Da entdeckte Nina noch einen freien Tisch . Sie lief voraus und setzte sich. „Wunderbar. Von hier aus kann man das Meer und den Tempel sehen.“
Heiner bestellte sich ein Bier, Nina nahm einen Kaffee.
Die Sonne sank tiefer und saß schließlich als roter Ball auf der Linie des Horizonts. Fasziniert verfolgten die Touristen das Schauspiel. Auch Nina konnte ihren Blick nicht vom Meer wenden. Dabei wünschte sie sich, Alexanders Hand zu halten und seine Nähe zu spüren. Das hätte den Moment perfekt gemacht. Aber Alexander war nicht da und der letzte rote Schein verschwand im Meer. Man kann eben nicht alles haben, dachte Nina seufzend.
Die Touristen verschwanden allmählich. Nina und Heiner blieben, bis sie fast allein in dem Straßencafé saßen. „Möchtest du Fisch essen?“ fragte Heiner.
Nina nickte. „Sehr gern. So frisch wie hier kriegen wir ihn nie wieder.“
„Gut.“ Er stand auf. „Dann fahren wir in eines der Fischerlokale am Strand. Dort kri egen wir den frischesten Fisch.“
Sie erreichten den Westen der Insel. „Hier ist ja ein Lokal neben dem anderen“, staunte Nina. Die Tische standen im Sand mit Blick auf das dunkle Meer. Einfache Lokale waren es, aber der Fisch schmeckte hervorragend. Dazu tranken sie trockenen Weißwein. Nina fühlte sich leicht und unbeschwert und wollte gar nicht mehr nach Hause. „Endlich komme ich in Urlaubsstimmung.“ Sie legte ihren Arm auf Heiners Schultern und bereute es sofort.
Heiner deutete die Geste falsch und zog Nina an sich. „Heute Nacht komme ich zu dir“, flüsterte er ihr mit heiserer Stimme ins Ohr.
Nina erschrak. Nein, dachte sie, aber Heiner war ihr Verlobter. Sie konnte sich ihm nicht verweigern. Während sie ihre Gefühle erforschte, fing Heiner an ihren Hals zu küssen.
„Nicht hier.“ Nina schob ihn von sich.
„Es ist dunkel“, beschwerte sich Heiner. „Keiner sieht uns.“
„Der Ober sieht uns“, widersprach Nina. Tatsächlich schaute er in ihre Richtung, aber ohne großes Interesse. Verliebte sah er jeden Tag, die interessierten ihn nicht. Er fand nur, dass die junge Deutsche mit den langen blonden Haaren und den blauen Augen besonders hübsch war, aber nicht besonders verliebt.
Als sie nach Hause kamen, war Alexander immer noch nicht da. „Gehen wir ins
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