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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Nacht im eigenen Bett zu schlafen.“ Felicity streckte sich und verbarg ein Gähnen hinter der Hand. „Und auf all die anderen Annehmlichkeiten eines großen Hauses.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Er dachte an die Stunden mit Felicity im schmalen Bett in dem bescheidenen Gasthaus am Stadtrand von Gloucester, die ihm auch das luxuriöseste Bett im ganzen Königreich nicht ersetzen könnte.
    Es sei denn, es wäre ihm noch eine Nacht mit Felicity gegönnt – ein Herzenswunsch, der sich wohl nicht erfüllen würde.
    „Deine Schwester und du, ihr seid herzlich eingeladen, vor der Rückreise nach Bath noch ein paar Tage in Trent well zu bleiben.“ Felicity hielt den Blick aus dem Fenster gerichtet, während sie diese höfliche Einladung aussprach. „Du kannst dir auch gerne eine Kutsche für die Rückreise nehmen.“
    Aha. Sie wollte ihn loswerden, je früher, desto besser. Hawthorn dachte an ihr Geständnis vor wenigen Minuten – dass sie sich vor ihrer wachsenden Zuneigung zu ihm schützen musste.
    Sie sprach so sachlich und unbeteiligt über die bevorstehende Trennung, dass er den Verdacht hatte, sie sei seiner endgültig überdrüssig geworden.
    „Hast du nicht die Absicht, mit deinem Neffen nach Bath zurückzukehren?“, fragte er. „Es wäre vernünftiger und weniger gefährlich, wenn wir alle gemeinsam reisten.“
    Felicity zog die Nase kraus. „Ich fürchte, dazu habe ich keine große Lust. Ich habe bereits lange genug in der engen Kutsche gesessen. Im Übrigen ist die Saison ohnehin bald zu Ende. Nein, ich bleibe lieber in Trentwell.“
    Sie wollte ihm in den kommenden Wochen in Bath keinesfalls zufällig bei einer Abendgesellschaft oder im Park begegnen.
    Hawthorn fehlte zwar die Gabe, den Gleichgültigen zu spielen, dennoch versuchte er, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Falls wir die Ausreißer in Trentwell antreffen, halte ich es für angebracht, wenn Ivy und ich umgehend abreisen. Wir könnten Wolverhampton noch vor Einbruch der Nacht erreichen.“
    Er glaubte zu erkennen, wie Felicity erbleichte. Oder wünschte er sich das nur?
    Jedenfalls sah er sich zu einer näheren Erklärung gezwungen. „Da die beiden uns bisher immer wieder entwischt sind, kann ich mir gut vorstellen, dass sie erneut versuchen könnten, sich nachts aus Trentwell fortzustehlen, wenn Ivy und ich bleiben würden.“
    „Ich verstehe.“
    „Danke für dein Angebot, uns eine Kutsche zur Verfügung zu stellen.“ Es wäre ihm allerdings unerträglich gewesen, die Einladung anzunehmen. „Aber ich ziehe es vor, die Droschke zu nehmen, die Oliver und Ivy gemietet haben. Ich möchte eigentlich auch nicht nach Bath zurück, sondern direkt nach Lathbury fahren, um Ivy in Rosemarys Obhut zu geben. Wenn Ivy nicht wieder in Bath auftaucht, gibt es auch keinen Anlass zu bösem Klatsch, und die peinliche Episode gerät bald in Vergessenheit. Aus den Augen, aus dem Sinn, wie es so schön heißt.“
    „Sehr vernünftig.“ Felicitys Miene wurde weich. „Wie immer.“
    Das meinte sie gewiss aufrichtig, aber er zuckte innerlich zusammen. Wie sehr er sich danach sehnte, Vernunft, Rechtschaffenheit und alle anderen belanglosen Tugenden zu vergessen und gelegentlich über die Stränge zu schlagen. Aber wollte er sein wie sein Vater?
    Niemals.
    „Ich finde es ein wenig voreilig, davon auszugehen, dass wir Ivy und Oliver tatsächlich in Trentwell antreffen.“ Hawthorn wusste, dass er streng und kleinlich klang, andererseits wollte er Lady Lyte beweisen, wie vernünftig er war … das gab ihm wenigstens einen Anflug von Genugtuung. „Wir sollten nichts dem Zufall überlassen – falls sie nie dort angekommen oder bereits wieder abgereist sind.“
    Tief in seinem Herzen keimte ein abwegiger Hoffnungsschimmer auf. Bestünde die Möglichkeit – falls sie gezwungen wären, die gemeinsame Reise fortzusetzen –, dass alle Hindernisse zwischen ihnen wie von Zauberhand mit jeder Meile auf dem Weg nach Norden ausgeräumt werden könnten?
    „Das halte ich für unmöglich.“ Felicitys Worte unterbrachen seine hoffnungsvollen Träumereien. Natürlich hatte sie recht, es bestand keine Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft. Erst langsam wurde ihm klar, dass sie von Ivy und Oliver redete. „Sie sind bestimmt da. Oliver würde nicht so nahe an Trentwell vorbeifahren, ohne Halt zu machen. Die beiden sehnen sich gewiss ebenso wie wir nach einem bequemen Bett und einer guten Mahlzeit.“
    „Ich hoffe, du hast recht“, log

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