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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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»Helft-sozialen-Phobikern.de« stellt Betroffenen auf einer speziellen Internetseite eine aktualisierte Liste mit vertrauenswürdigen Personen zur Verfügung und bietet außerdem eine App zum Download an. Lesen Sie bei Panikanfällen in geselliger Runde einfach die Namen der aufgeführten Helfer laut vor und überprüfen Sie, ob eine der Personen anwesend ist. Sie hilft gern und zuverlässig. Außerdem finden Sie in einer zweiten Liste die bekanntesten Soziale-Phobiker-Verhohnepiepler mit Foto. Verhindern Sie jegliche Art von Kontakt zu diesen Menschen und setzen Sie sich so weit wie möglich von ihnen weg.
    Tipp 2
    Das Problem: Wer auf einem Fest Durst hat, bittet den Gastgeber in der Regel um ein Getränk. Nicht so der soziale Phobiker. Er ist meist zu schüchtern oder möchte den Gastgeber nicht mit einer so profanen Bitte belästigen. Deshalb ist er darauf angewiesen, alternative Möglichkeiten der Flüssigkeitsaufnahme zu finden.
    Falsch: Aus dem Klo trinken. Sie mögen keinen Stolz haben, aber denken Sie bitte an Ihren Rücken!
    Richtig: Viele Wohnungsbesitzer hängen ihre Gardinen nach dem Waschen feucht auf. Vielleicht auch Ihr Gastgeber? Probieren geht über studieren: Lutschen Sie einfach die nächste Gardine aus. Je nach Wetter kann das gute Stück auch nach drei Tagen noch Feuchtigkeit enthalten.
    Richtig: Saugen Sie mit einem Strohhalm beliebige Möbelstücke aus. Vielleicht hat ein anderer Gast zuvor aus Versehen sein Wasser darüber verschüttet? Wenn Sie nicht so viel Glück haben, schnappen Sie sich heimlich ein Gefäß mit einer beliebigen Flüssigkeit und gießen Sie es unmerklich über das Sofa. Saugen Sie jetzt einfach mit Ihrem Strohhalm das Sofa aus.
    Richtig: Rufen Sie den Pizzaservice an und bestellen Sie eine Flasche Cola. Fordert der Dienst einen Mindestbestellwert, fragen Sie die anderen Gäste, ob noch jemand etwas trinken möchte und vielleicht zu schüchtern ist, den Gastgeber zu fragen. Falls Sie sich nicht trauen, mit den anderen Gästen Kontakt aufzunehmen, dann lassen Sie es halt, Herrgott noch mal.
    Richtig: Bitten Sie die anderen Gäste um ihre Handys und untersuchen Sie die Geräte an der Sprechmuschel auf Speichelreste. Merke: Auch fremde Spucke ist Feuchtigkeit.
    Tipp 3
    Das Problem: Soziale Phobiker glauben, dass Ihnen jeder die Angst ansieht.
    Falsch: In dieser Situation kann man nichts falsch machen. Selbst sofortiger Selbstmord, noch vor Ort, ist jetzt eine Option und gesellschaftlich akzeptiert.
    Richtig: Suchen Sie sich auf Partys Menschen, die ähnlich gestört sind wie Sie, und stellen Sie sich zu ihnen. Dann fallen Sie nicht so auf. Vorsicht vor Spiegeln! Das darin sind oft Sie. Wenn Sie den ganzen Abend vor einem Wandspiegel stehen, hält man Sie vielleicht für eitel. Und negative Bewertung wird Ihnen wohl kaum gefallen.
    Die gute Nachricht, liebe Betroffene: Nicht alle sozialen Phobiker sind Menschen hilflos ausgeliefert. Einige verfügen über erstaunliche Abwehrstrategien. Vor ein paar Jahren setzte unter Menschen, die gern mal Freunde zu sich nach Hause einladen, ein mysteriöses Sterben ein. Tausende von aufgeschlossenen Menschen verendeten scheinbar ohne Grund. Die Polizei stand vor einem Rätsel. Erst nach intensiven Ermittlungen stieß man auf ein Netz aus sozialen Phobikern, die sich im Geheimbund TÖDINERV (Tötet die Nervensägen) zusammengefunden hatten und jeden potenziellen Gastgeber bestialisch abschlachteten.
    Bei der Auswahl der Opfer gingen die Täter äußerst geschickt vor. Sie fragten in Fußgängerzonen diverse Passanten, ob sie beabsichtigten, mal wieder ein paar Freunde einzuladen. Lautete die Antwort Ja, wurde der potenzielle Gastgeber sofort erschossen.
    Eine etwas defensivere Splittergruppe gründete eine Lobby, die sich dafür einsetzen sollte, dass Smalltalk und geselliges Beisammensein strengen Regeln unterworfen werden. Kommunikation sollte nur noch auf die nötigsten Worte reduziert werden, aber immer »Danke« und »Bitte« umfassen. Das Wort »Unterhaltung« sollte als Synonym für »Gespräche« komplett verboten werden. Außerdem verboten: Gespräche über das Wetter, Krankheiten und Kindheitserinnerungen, es sei denn, es wurde vorher die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Gesprächspartners eingeholt. Diese musste aber noch von einem Notar beglaubigt werden.
    Des Weiteren, so geht aus Geheimunterlagen der TÖDINERV hervor, soll der Einsatz von Pfefferspray und Elektroschockern in Gesprächen ausdrücklich erlaubt, ja

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