Entschuldigen Sie Meine Stoerung
da waren plötzlich all diese Menschen da. Die meisten kenne ich gar nicht.«
3. HERR: »Vielleicht haben Sie sich in der Tür geirrt?«
BEI MIR STEHENDER: »Nein, die Couch da hinten, die kommt mir bekannt vor. Ich glaube, das ist meine. Also ist es wohl auch meine Wohnung.«
3. HERR: »Ist ja doof, dass Sie auf Ihrer eigenen Party am Katzentisch sitzen müssen.«
ICH: »Ich habe mich schon gewundert, dass Sie zwei Aldi-Tüten in der Hand halten. Wenn Sie hier wohnen, relativiert sich das natürlich.«
BEI MIR STEHENDER: »Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie abzustellen. Als ich nach Hause kam, bin ich direkt hier zu Ihnen an den Katzentisch.«
ICH: »Ich glaube, in der Küche wäre auch gar kein Platz für Ihre Einkäufe. Die ist voller Menschen.«
3. HERR: »Vielleicht hat Ihre Frau ja eine Überraschungsparty für Sie organisiert?«
BEI MIR STEHENDER: »Ich lebe allein. Meine Frau hat sich scheiden lassen und ist gestorben.«
3. HERR: »Na, da wollte aber jemand auf Nummer sicher gehen, Sie loszuwerden.«
ICH: »Warum sind Sie eigentlich so blass um die Nase?«
BEI MIR STEHENDER: »Das Buffet bereitet mir Sorge. Ist bestimmt nicht billig.«
3. HERR: »Vielleicht sind Sie so ein Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Typ? Einer, der von Zeit zu Zeit Partys gibt, wenn gerade seine dunkle Seite an der Macht ist. Ansonsten leben Sie vielleicht eher zurückgezogen.«
BEI MIR STEHENDER: »Ich wünschte, meine dunkle Hälfte würde nicht auf so großem Fuße leben.»
ICH: »Wenn ich mir das Buffet so ansehe, wäre es wohl gut, wenn Ihre beide Hälften zusammenlegen würden.«
3. HERR: »Mit Ihnen möchte ich nicht tauschen.«
BEI MIR STEHENDER: »Ich mit Ihnen aber auch nicht.«
3. HERR: »Dann hat die Natur das ja super eingerichtet.«
ICH: »Meine Herren, ich verabschiede mich. Ich muss zwar morgen nicht früh raus, aber hier sofort. Danke für die Party.«
BEI MIR STEHENDER: »Danken Sie nicht mir. Danken Sie meinem anderen Ich. Wenn es wieder an der Macht ist.«
ICH: »Geben Sie mir dann Bescheid?«
BEI MIR STEHENDER: »Ich lasse einfach einmal kurz auf Ihrem Handy klingeln. Spare ich mir die Einheiten.«
ICH: »Oder bestellen Sie sich selbst einfach Grüße, wenn es so weit ist.«
BEI MIR STEHENDER: »Mache ich. Danke. Ich sag mal prophylaktisch: Grüße zurück. Und Sie, wollen Sie nicht auch gehen?«
3. HERR: »Doch, auch bald. Aber wenn Sie am wenigsten damit rechnen.«
BEI MIR STEHENDER: »Dann sage ich schon mal Tschüs.«
3. HERR: »Ich nicht.«
12
Ich werde häufig gefragt: »Herr Fitz, Sie sind doch sozialer Phobiker. Ich auch! Haben Sie nicht ein paar Tipps, wie ich in sozialen Situationen meine Störung in den Griff bekomme?« Dann antworte ich: »Zufälle gibt’s: Ich habe tatsächlich ein paar Tipps!«
Tipp 1
Das Problem: Vielen sozialen Phobikern zittern in Gegenwart anderer Menschen die Hände.
Falsch: Um das Zittern in den Griff zu bekommen, umfassen viele Betroffene Tassen und Gläser mit beiden Händen. Das sieht aber nicht nur unmöglich aus, sondern zieht erst recht die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich.
Richtig: Den Kaffee wie »aus Versehen« über den eigenen Kuchen schütten und anschließend die zähflüssige Mischung vom Teller schlabbern. Oder den Kopf in den Nacken legen und die ganze Chose in den Mund gießen. Aber wichtig: Auch hier unbedingt den Teller nur mit einer Hand festhalten. Alles andere verrät fehlende Kinderstube.
Richtig: Auch in der feindseligsten Umgebung findet sich garantiert ein hilfsbereiter Mensch. Fragen Sie einfach in die Runde, ob Sie nicht irgendjemand füttern kann. Aber Vorsicht vor anderen sozialen Phobikern! Die sind oft gutmütig und bieten leichtfertig ihre Hilfe an, zittern und kleckern aber mindestens so herum wie Sie.
Eine weitere Gefahr: Sie geraten an einen Menschen, der sich einen Spaß daraus macht, sozialen Phobikern noch stärker zuzusetzen. Diese Zeitgenossen sind nicht selten. Ein solcher Mensch bietet zunächst betont freundlich seine Hilfe an, nutzt aber seine daraus erwachsende Macht aus, um den Phobiker nach Strich und Faden zu blamieren – indem er ihm beispielsweise die Kuchengabel kurz vor dem Mund einfach wieder wegzieht und sie genussvoll in den eigenen Mund führt oder das Opfer statt aus einer Tasse aus einer Vase trinken lässt, was der Betroffene in seiner Nervosität erst bemerkt, wenn er das Blumenwasser schon zur Hälfte ausgesoffen hat.
Zusatztipp: Die Vereinigung
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