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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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wenn man zur Lachumerziehung Maßnahmen wie Waterboarding oder Elektroschocks auf sich nehmen musste. Die Erfahrung lehrt: In Gesellschaft haben es die Umerzogenen danach nicht automatisch leichter als zuvor.
    Doch zurück zu meinem Spezialgebiet: dem künstlichen Lachen nach einem eigenen Witz. Immer wieder werde ich gefragt, warum ich mir diesen Beruf aufhalse. Schließlich habe ich selbst von dem neuen künstlichen Lachen meines Gesprächspartners deutlich weniger als alle nachfolgenden Personen, die von meinen Anstrengungen profitieren. Aber vergessen wir eines nicht, liebe Leser: Wir haben unsere Gesprächspartner nur vom nächsten Menschen, der auf sie trifft, geliehen. Hinterlassen Sie Ihren Gesprächspartner so, wie Sie selbst ihn anzutreffen wünschen.
    Natürlich wissen viele Menschen nicht, dass ihr Gegenüber noch vor kurzem unerträglich künstlich gelacht hat und dass sein angenehmes Lachen nicht nur neu, sondern auch mein Verdienst ist. Aber ich bin uneitel, mir reicht die Gewissheit, dass es irgendwo da draußen Menschen gibt, die sich nicht von einem gegrunzten Lachen verstören lassen müssen.
    Manchmal bitte ich meine Kunden, bevor ich sie wieder in die Welt entlasse, einfach am Anfang zukünftiger Gespräche kurz auf mich als den Lachwandler hinzuweisen. Einfach kurz vorauszuschicken: »Ich lache heute sehr viel angenehmer als früher. Dank Herrn Fitz. Wenn Sie mein Lachen angenehm finden, spenden Sie einfach zehn Euro an Jan-Uwe Fitz.« Alternativ überlege ich, meinen Kunden ein Brandzeichen à la Fitz inside auf die Stirn zu rammen.
    Ich persönlich ergreife mittlerweile schon Maßnahmen, bevor mein Gegenüber das erste Mal gelacht hat. Denn in der Regel lässt sich bereits beim Anblick einer Person erkennen, ob das künstliche Lachen erträglich oder unerträglich sein wird. Wenn ich einen Raum betrete, scanne ich erst einmal alle Personen danach ab, wer potenziell nach einem gefährlichen Lacher aussieht. Falls ich unsicher bin, mache ich den unbestechlichen Sympathietest. Ich stelle mir die Frage: »Wirkt der Typ da hinten wie ein Arschloch?« Beantworte ich mir die Frage mit »O ja!«, dann gehe ich davon aus, dass sein Lachen abscheulich sein wird.
    Faustregel: Arschloch = Scheiß-Lachen. Aber es gilt auch der Umkehrschluss: Scheiß-Lachen = Arschloch.
    Also: keine Sekunde warten. Noch vor dem ersten Lacher eingreifen. Ich gehe auf den Kunden zu, und es entspinnt sich folgender Dialog:
     
    ICH: »Guten Tag, Sie sehen aus, als hätten Sie ein schreckliches Lachen.«
    KUNDE: »Und Sie sehen aus, als hätten Sie gleich ein blaues Auge.«
    ICH: »Wie kann man aussehen, als hätte man gleich ein blaues Auge? Entweder man hat eins oder nicht. Hähähähähägrunzgrunz.«
    KUNDE: »Ihr künstliches Lachen klingt viel furchtbarer als meins. Und Sie wollen mir etwas über angenehmes künstliches Lachen erzählen?«
    ICH: »Quatsch, mein Lachen ist nicht furchtbar. Mein Lachen ist wunderschön. Allerdings habe ich gerade nicht gelacht, sondern geniest.«
    KUNDE: »Sie niesen, nachdem Sie einen Witz gemacht haben? Was machen Sie denn, wenn Sie Schnupfen haben?«
    ICH: »Mit dem Popo wackeln.«
    KUNDE: »Das heißt, wenn Sie mit dem Popo wackeln, muss ich Ihnen Gesundheit wünschen?«
    ICH: »Sie können es auch höflich übersehen.«
    KUNDE: »Würden Sie mir denn glauben, dass ich übersehe, wie Sie mit dem Popo wackeln?«
    ICH: »Nein.«
    KUNDE: »Hatschi.«
    ICH: »Na, dann will ich mal weiterlesen.«
    KUNDE: »Sie wünschen mir nicht Gesundheit?«
    ICH: »Sie haben nicht wirklich geniest. Sie haben nur so getan, um mich zu irritieren.«
    KUNDE: »Habe ich doch! Mein Niesen klingt nur recht künstlich. Wollen Sie mir daraus einen Strick drehen?«
    ICH: »Ach so! Wie mein Husten.«
    KUNDE: »Wieso? Wie husten Sie denn?«
    ICH: (nach der Melodie von »Macho Man«) »Hüstel, Hüstel Man.«
    KUNDE: »Oha.«
    ICH: »Wundern Sie sich nur. Sie haben mich noch nicht husten gehört, nachdem ich mich verschluckt habe.«
    KUNDE: »Klingt das anders?«
    ICH: »Und ob. (nach der Melodie von »Mendocino«) Mendohüstel. Mendohüstel.«
    KUNDE: »Ha! Das ist noch gar nichts gegen meine Art, ›D‹ zu sagen.«
    ICH: »Dann sagen Sie doch mal ›D‹.«
    KUNDE: »R.«
    ICH: »Gesundheit.«
    KUNDE: »Klaus.«
    ICH: »Gartenschere.«
    Jetzt aber genug der Theorie. Sie fragen sich bestimmt: »Kann ich eigentlich selbst auch das Lachen eines anderen korrigieren?« Die Antwort lautet: Ja! Auch Sie können das.

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