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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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Briefwechsel:
     
    Sehr geehrter Herr Fitz,
    hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen für eine Ausbildung zum Lachoptimierer, Spezialbereich »Lachen nach dem eigenen Witz«. Meine Referenzen: Mir geht Lachen prinzipiell auf die Nüsse und ich habe jedes Mal konkrete Vorstellungen, was mein Gegenüber anders machen müsste, damit es mir gefällt.
    Mit vielen Grüßen
    Justus Kasloppkowitsch-Fritzenkötter
    *
    Sehr geehrter Herr Dings,
    vielen Dank für Ihr Interesse an einer Ausbildung zum Lachoptimierer. Gern würde ich Sie ausbilden; allerdings plane ich, mir innerhalb der nächsten zwei Jahre das Leben zu nehmen. Falls Sie das nicht stört, kommen Sie doch am 1.8. bei mir vorbei, und wir machen erst einmal Liebe bis in die Morgenstunden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jan-Uwe Fitz
    *
    Sehr geehrter Herr Fitz,
    hiermit widerrufe ich meine Bewerbung vom 5.5.10.
    Mit freundlichen Grüßen
    Justus Kasloppkowitsch-Fritzenkötter
    *
    Sehr geehrter Herr Kasloppkowitsch-Fritzenkötter,
    zu spät. Hihi. Ich erwarte Sie zum Teˆte-à-teˆte.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jan-Uwe Fitz
    *
    Sehr geehrter Herr Fitz,
    so eine Scheiße.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jan-Uwe Fitz
    Der Junge ließ sich nie blicken. Ungeheuerlich. Für mich ist der gestorben. Wenn der noch mal nach einem Job fragt, jage ich ihn dorthin, wo der Pfeffer wächst: zum Teufel.

13
    Natürlich habe ich versucht, meine Probleme in den Griff zu bekommen. Aber finden Sie heutzutage mal den richtigen Therapeuten. Bis Sie den gefunden haben, laufen Sie schon mit nichts als einer Signalweste bekleidet auf der Autobahn herum. Aber was soll man machen? Es hilft nur suchen, suchen, suchen. Einmal dachte ich bereits, ich sei fündig geworden. Es war eine Frau. Ihre Stimme war eine Mischung aus Joe Cocker und Heidi Klum, und sie hatte dicke Oberarme, die von ihrem Kittel gut zur Geltung gebracht wurden.
    »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich leide unter Menschenangst. Können Sie mir helfen?«
    »Nein, ich bin Metzgerin.«
    »Was machen Sie dann hier?«
    »Das wollte ich gerade Sie fragen.«
    »Dann fragen Sie mich doch.«
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich möchte meine Menschenangst in den Griff bekommen.«
    »Das ist genau der springende Punkt. Das wird Ihnen in der Metzgerei nicht gelingen.«
    »Nicht?«
    »Nein. Ich habe keinerlei psychologische Erfahrung. Aber ich kann ein halbes Schwein tragen.«
    »Braucht man für das Studium der Metzgerei keine psychologischen Kenntnisse?«
    »Ich kann Schweine auch töten. Mit meinen Händen. Da sind psychologische Kenntnisse nicht gefragt. Ich muss das Schwein ja nicht überreden.«
    »Sie können mir also nicht helfen?«
    »Nur wenn Sie Aufschnitt haben möchten.«
    »Hm.«
    »Oder Käse. Käse haben wir auch. Dann müssen wir aber gemeinsam zur Käsetheke gehen.«
    »O je. Müssen wir auf dem Weg dorthin Smalltalk machen?«
    »Nein, sind nur drei Meter. Sehen Sie da drüben? Das ist die Käsetheke.«
    »Ach, das ist ja recht nah. Dann bin ich beruhigt. Als Menschenängstling spreche ich nicht so gern mit Leuten. Fühle mich immer so unterlegen.«
    »Sie fühlen sich mir unterlegen?«
    »Nein, bei Ihnen geht‘s.«
    »Also, was darf‘s sein?«
    »Auf jeden Fall keine Wurst.«
    »Käse?«
    »Nein, Sie?«
    »Ich würde ein paar Gramm nehmen.«
    »Soll ich Ihnen die verkaufen?«
    »Nein, das wäre eine irritierende Umkehrung unserer Rollen, und kein Leser könnte mehr folgen. Weil der Autor gerade auf die Zuordnung der wörtlichen Rede verzichtet.«
    »Hm, und was mache ich nun mit meiner Menschenangst?«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn Sie mit Konfrontationstherapie einverstanden sind. Das könnte ich hinkriegen. Und lustig klingen tut es auch.«
    »Ja, machen Sie mal.«
    »Drehen Sie sich mal um.«
    » OK . Oh, da sind aber viele Menschen.«
    »Ja, die warten alle darauf, dass Sie fertig werden und sie dann an die Reihe kommen.«
    »Dann nehmen Sie doch erst mal ein paar von denen dran. Ich kann gern noch zehn Minuten länger menschenängstlich bleiben.«
    »Sie könnten sich schon einmal mit einem Menschen befassen. So konfrontationstherapiemäßig. Schnüffeln Sie doch mal den alten Herrn da drüben ab.«
    Der Herr ruft: »Wagen Sie es nicht, mich abzuschnüffeln, sonst rappelt’s im Karton.«
    »Die Menschen machen mich schon ein bisschen nervös. Und es wird immer enger.«
    »Ja, weil immer mehr Kunden kommen und Sie den Verkehr aufhalten.«
    »O je, und das, obwohl ich nicht mal Wurst

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