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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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Spezialisten ist gefragt, in dem jeder eine spezielle Aufgabe zu erfüllen hat. Schon steht am Ende der Heilige Gral. In meinem Falle: ein Einzelzimmer in einer privaten Nervenklinik.
    Aber Moment: Wenn das Zauberwort tatsächlich Teamwork heißt, habe ich ein Problem. Ich war noch nie teamfähig. Ich war noch nie Teil eines Teams. Manchmal war ich Opfer einer Gruppe von Menschen, ich wurde schon mehrfach von mehreren Leuten gleichzeitig verhohnepiepelt oder zusammengeschlagen. Aber mich deshalb gleich als Teamworker bezeichnen? Ich weiß nicht recht.
    Spiele ich das gedanklich einmal durch: Angenommen, ich würde wirklich auf ein Team setzen, Spezialisten anheuern, die mich bei meinem Projekt »Rein in die Klinik« unterstützen. Da muss zunächst einmal die Job Description für jeden Einzelnen her. Welche Skills müssen die Mitglieder einbringen? Welche Aufgaben gibt es überhaupt? Schon stoße ich an die Grenzen meines intellektuellen Vermögens. Wenn ich versuche, logisch zu planen, führt das entweder in eine Sackgasse oder ich biege schon an der ersten Kreuzung falsch ab.
    Ich versuche es trotzdem: Als Erstes brauche ich einen Gigolo, um die Empfangsdame abzulenken. Oder wenigstens ein ekliges Tier, um es ihr vor die Füße zu werfen, sodass sie kreischend auf ihren Schreibtisch springt und ich unbehelligt an ihr vorbei in die Klinik spazieren kann. Allerdings ekle ich mich selbst vor Insekten und würde wohl zu der Dame auf den Schreibtisch springen. Wo wir dann zu zweit um Hilfe rufen.
    Außerdem will so ein Käfer auch erst einmal gefunden sein. Und danach müsste ich ihn dressieren und abrichten. Am besten fange ich mir also einen jungen Käfer, die sind noch am lernfähigsten und formbarsten. Ich suche den Waldboden nach einem ab. Ich sitze quasi an der Quelle. Waldböden sind doch voll mit ekligem Getier. Aber meine Ansprüche an das Casting sind hoch. Der Käfer muss ein bestimmtes Hässlichkeitsideal erfüllen, sonst wird das mit uns nichts, Baby. Dann halte ich inne, mir kommen Zweifel: Ist es tatsächlich sinnvoll, die kleinen Krabbler in meinen Coup einzubinden? Wie zuverlässig sind sie überhaupt? Lassen sie mich nicht im Stich, wenn es hart auf hart kommt? Sagen sie später vor Gericht gegen mich aus? Wie bekommen eigentlich andere Ganoven ihr Misstrauen gegen Helfer in den Griff? Menschen zu vertrauen ist schwierig genug, aber dann auch noch einem Verbrecher? Das ist die Königsdisziplin des Vertrauens. Wie machen andere kriminelle Masterminds das? Sind sie vielleicht naiver als ich? Oder setzen sie nicht auf Insekten?
    Ein besonders ekliger Käfer krabbelt an mir vorbei, sieht mich an, erschrickt, schluckt und huscht weg. Ich lasse ihn laufen. Wenn der Käfer nicht will, dann eben nicht. »Ich scheiße auf deine Hilfe!«, rufe ich ihm hinterher. Kurz liebäugle ich damit, ihm nachzusetzen und ihn plattzutreten.
    Also nix Käfer. Wessen Hilfe benötigte ich denn noch? Ich brauche noch einen Computerfachmann, der die Patientenkarteien so manipuliert, dass mein Name plötzlich darin erscheint. Und einen Schlüsseldienst, der mir eines der Einzelzimmer öffnet. Das müsste an Unterstützung reichen.
    Bleibt die Frage: Wie soll ich mein Team honorieren? Die Jungs wollen sicher auch einen Nutzen von unserer Zusammenarbeit haben. Ich besitze aber nur zwölf Cent. Die ich zu allem Überfluss gestern am Empfang habe liegen lassen. Und selbst wenn ich sie noch besäße: Für zwölf Cent bekomme ich kein Expertenteam zusammen, das mir hilft, in eine Privatklinik einzubrechen. Mit der Beute kann ich Fitzis Eleven plus minus x plus Käfer auch nicht locken. Ich plane schließlich nicht den Raub eines wertvollen Edelsteins, dessen Schwarzmarkterlös wir am Ende teilen – und auch keinen Einstieg in Fort Knox, um uns die Goldbestände unter den Nagel zu reißen. Wenn wir erfolgreich sind, winkt nicht Reichtum für alle, sondern ein Einzelzimmer für mich. Ob dieser ideelle Lohn den anderen genügt, um mir zur Seite zu stehen? Ein altes Sprichwort sagt: »Wenn du Menschen dazu bringen willst, ein Schiff zu bauen, wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer.« In meinem Falle wäre das Meer meine seelische Gesundheit. Und die ist den Kerlen wahrscheinlich schnuppe. Bin gespannt, wie die reagieren, wenn ich ihnen mitteile: »Hey, Sie haben das gute Gefühl, mich in einer Klinik untergebracht zu haben. Ist das nichts?«
    Mache ich mir nichts vor: Die Aussichten, dass sie diese Hoffnung als Bezahlung akzeptieren,

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