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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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hinwegputzen. Sie wird die Klinikleitung verständigen, und die wird das Zimmer an jemand anderen vergeben. Dann bezieht ein neuer Patient den Raum. Und ich habe wieder kein eigenes Zimmer. Nein, niemand darf erfahren, dass Frau Kautge tot ist.
    Ich fühle mich großartig: Ich bin am Ziel. Ich bin in einer Privatklinik, und ich habe ein Einzelzimmer. Ein Therapeut fehlt mir noch. Aber so schwierig kann es ja nicht sein, einen zu bekommen. Zumal durch Frau Kautges Tod ein Platz frei geworden sein müsste. Den ich füllen werde. An einer kleinen Pinnwand aus Kork über dem Schreibtisch hängt der Therapie-Stundenplan meiner toten Mitbewohnerin. Darauf sind ordentlich die Zeiten ihrer diversen Therapien eingetragen. Inklusive des Namens des jeweiligen Therapeuten und der Raumnummer. Praktisch. Diese Stunden werde in Zukunft ich für Frau Kautge wahrnehmen. Alles fügt sich. Kann es wirklich so einfach sein?
    Ich hebe Frau Kautge aus dem Bett und stopfe sie in den Kleiderschrank. Bei Gelegenheit sollte ich sie vielleicht noch in kleine Einzelteile zersägen. Dann kann ich sie heimlich nach und nach aus der Klinik schmuggeln. Oder ihre Überreste in den kleinen Patiententresor im Schrank einschließen.

78
    »Moment, eine Frage.«
    »Ja?«
    »Sie haben eine Frau getötet?«
    »Nein, Sie?«
    »Nein. Aber es klang gerade so, als hätten Sie.«
    »Echt? Nein, ich glaube, das war ich nicht. Es sieht mir so gar nicht ähnlich.«
    »Aber Sie hatten ein Motiv und ein Kissen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie haben es mir erzählt.«
    »Das haben Sie mitangehört?«
    »Ja.«
    »Aber ich habe nur Selbstgespräche geführt. Das können Sie nicht gegen mich verwenden.«
    »Kann ich nicht?«
    »Nein. Aussagen aus Selbstgesprächen werden vor Gericht nicht anerkannt.«
    »Und falls doch?«
    »Wollen Sie mich verhaften? Sind Sie Polizist?«
    »Nein.«
    »Dann ist es ja gut. Sonst hätte ich meine weiteren Selbstgespräche leiser geführt. Oder wenigstens undeutlicher gesprochen. Aber was machen Sie denn überhaupt beruflich?«
    »Ich arbeite bei der Post als Kaninchen. Und Sie?«
    »Das möchten Sie lieber nicht wissen.«
    »Dann habe ich aus Versehen gefragt.«
    »Möchten Sie gern wissen, wie meine Therapien verliefen?«
    »Nein, das interessiert mich einen feuchten Kehricht. Sie können aber einfach weiter Selbstgespräche führen und ich nicht anders als zuhören.«

Das zweite Gesprächsprotokoll
    »Das hätte ich nicht gedacht«, wunderte sich mein Arzt. »Sie sind der erste Patient, der diese beiden Medikamente zusammen einnimmt und nicht auf der Stelle tot zusammenbricht. Chapeau!«
    »Danke, Herr Doktor. War aber auch ein bisschen Glück dabei.«
    »Nicht so bescheiden. Das ist eine grandiose Leistung. Und Sie glaubten, Sie könnten überhaupt nichts. Immer dieses Gejammere: ›Ich bin so schlecht …‹ Und das Geheule.«
    »Na ja, ich hatte einen Burn-out.«
    »Dabei sind Sie im Wegstecken fantastisch. Sie dürfen nur nicht jammern.«
    »Diese Erkenntnis verdanke ich vor allem Ihnen, Herr Doktor. Hätten Sie mich über den Medikamentenversuch im Vorfeld informiert, hätte ich die beiden Pillen nie im Leben gleichzeitig eingenommen.«
    »Nicht zu vergessen: Ich habe auch die Packungsbeilage entfernt, in der geschrieben stand: Niemals die beiden Medikamente zusammen einnehmen!«
    »Ja. Das war sehr pfiffig von Ihnen.«
    »Also, Ihre Widerstandskraft, Herr Fitz: toll! Wenn man bedenkt, dass Sie einfach nur ein Patient sind, der zu feige ist, sich gegen die Willkür des behandelnden Arztes zu wehren.«
    »Wer bin ich denn, Herr Doktor, dass ich Ihre Kompetenz in Frage stellen würde?«
    »Ich wünschte, alle Patienten würden so denken wie Sie. Dann wäre ich kein Säufer. Ach ja.«
    »Zieht die gleichzeitige Einnahme der Medikamente eigentlich Schäden nach sich?«
    »Keine Ahnung. Spüren Sie eine Veränderung an sich?«
    »Ich fühle mich ein bisschen matschig.«
    »Ich weiß nicht, ob da nicht vielleicht noch was kommt. Wie gesagt: Bisher hat das niemand überlebt.«
    »Werden Sie mich eine Zeitlang unter Beobachtung stellen?«
    »Nein, die allgegenwärtige Videoüberwachung in deutschen Großstädten reicht aus. Sollten Sie umkippen, räumt man Sie sofort weg.«
    »Vielleicht kann man verhindern, dass ich umkippe?«
    »Ja. Legen Sie sich vorher hin.«
    »Ich meine eher so im Sinne von: Vielleicht kann man verhindern, dass ich sterbe.«
    »Wieso das? Ich dachte, Sie haben Todessehnsucht?«
    »Aber deswegen bin ich ja hier.

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