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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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lächelte Elvira unsicher. »Es geht um meine traumatische Kindheit.«
    »Achgottachgott«, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen. »So eine Kindheitskacke. Na, gut, komm, mach schnell. Komme ich denn in die Handlung noch rein? Oder gibt’s vorher noch eine kurze Zusammenfassung? ›Was bisher geschah …‹« Ich summte eine dramatische Musik.
    »Äh, i… ich weiß nicht«, stammelte Elvira.
    »Frau Hauser, erzählen Sie einfach. Herr Kunzikoffski kommt bestimmt noch rein.« Dann wandte er sich an mich. »Herr Kunzikoffski, hören Sie einfach aufmerksam zu.«
    Ich fragte, ob ich mir noch eine Cola und ein bisschen Popcorn holen dürfte, aber Dr. Merck schüttelte unwirsch den Kopf, und so lehnte ich mich achselzuckend auf meinem Stuhl zurück und lauschte Elviras Erzählungen.
    Was folgte, war eine der hanebüchensten Geschichten, die ich je gehört hatte. Elviras Story war so offensichtlich erstunken und erlogen, es war mir fast peinlich, dass es außer mir niemand zu bemerken schien. Mein Blick wanderte von Stuhl zu Stuhl, und alle hörten aufmerksam zu. Der eine oder andere Gesichtsausdruck verriet sogar Mitleid. Ich war der Einzige, der diese notorische Lügnerin durchschaut hatte. Schon nach den ersten Sätzen, die davon handelten, wie Elvira angeblich von ihrem Vater verlassen worden war und ihre alkoholkranke Mutter pflegen musste, bla bla bla. Bis es mir schließlich zu bunt wurde:
    »Da lachen ja die Hühner!«
    Elvira verstummte. Der Rest blickte mich fassungslos an.
    »Mal ehrlich«, versuchte ich mich den anderen verständlich zu machen. »Was ist das denn für ein Mist? Glaubt ihr auch nur ein einziges Wort davon?«
    Die anderen murmelten unsicher etwas wie »Ja, schon«, und ich wandte mich an Elvira.
    »Das ist dir doch nicht wirklich passiert. Das ist doch die Story eines drittklassigen SAT .1-Movies.«
    Elvira sah den Gruppenleiter verstört an, der ihr mit einem väterlichen Kopfnicken bedeutete, einfach weiterzuerzählen. Mir blieb nur, ein zweites Mal regulierend einzugreifen: Ich tat, als ob ich niesen müsste, stieß aber nicht Hatschi , sondern Bullshit! aus. Elvira unterbrach ihre Geschichte ein weiteres Mal. Endlich schaltete sich auch der Therapeut ein.
    »Herr Kunzikoffski, Sie sind neu in der Gruppe. Vielleicht sollte ich Ihnen noch sagen, dass es bei uns üblich ist, die anderen ausreden zu lassen.«
    »Würde ich ja gern, aber das kann doch niemand ertragen. Wir sind hier in der Therapie, nicht im Kino. Ehrlich, Herr Doktor, dazu sind mir die Gruppentherapiestunden einfach zu teuer, um mir die Geschichte eines Fernsehfilms nacherzählen zu lassen. Eines langweiligen obendrein. Am Ende wollen Sie vielleicht einen Zuschlag wegen Überlänge.«
    »Aber … aber meine Geschichte ist wahr«, flüsterte Elvira.
    »Papperlapapp«, entgegnete ich jetzt verärgert; langsam riss mir der Geduldsfaden. »Erst letzte Woche habe ich fast genau so eine Geschichte im Fernsehen gesehen. Und außerdem verrätst du dich durch deine Körpersprache. Die ist voller Anzeichen dafür, dass du lügst. Eben bei der Sache, wie dich dein Vater angeblich windelweich geprügelt hat – da hast du sinnierend aus dem Fenster geschaut. Ein eindeutiges Zeichen für eine Lüge. Mir machst du nichts vor.«
    »Ich habe gar nicht aus dem Fenster geschaut. Ich sitze doch mit dem Rücken zum Fenster.«
    »Aber ich habe gesehen, wie du in die Brille von Erwin geguckt hast, in der sich das Fenster spiegelt.« Ich blickte sie triumphierend an. Die Frau machte mir nichts vor.
    »Herr Kunzikoffski …«, schaltete sich Dr. Merck wieder ein.
    »Ach, hören Sie doch auf. Ich habe das Gefühl, für Frau Hauser ist das hier eine Showbühne. Die denkt, mit ihrer Story vom armen, geschundenen Kind kann sie uns und die Fernsehzuschauer beeindrucken.«
    »Fernsehzuschauer?«, fragte Dr. Merck verwundert.
    »Ich gehe davon aus, dass das hier aufgezeichnet wird. Nicht?«, forschte ich unsicher.
    »Herr Kunzikoffski, ich glaube nicht, dass Sie beurteilen können, ob Frau Hauser die Wahrheit erzählt oder nicht.«
    »Natürlich kann ich das. Selbst jemand mit weniger Menschenkenntnis als ich merkt das sofort. Im Ernst: vom Vater verlassen, von der Mutter verprügelt? Pah! Ich kann’s nicht mehr hören. Jeder meint, er müsse heutzutage so einen pseudoemotionalen Senf erzählen. Gähn, Herr Dr. Merck. Dazu sage ich Gäääääähn.«
    Ich riss meinen Mund weit zu einem gespielten Gähnen auf. Dann tat ich so, als sei ich

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