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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Wort hält.
    Harry hatte sich aus seinem Schlafsack geschält und war im zerfließenden Morgennebel aufgesprungen. Jetzt setzte er sich wieder. Kein stechender Schmerz in seinem Kopf, keine Säure, die in seinen Verstand geträufelt wurde. Seine Gabe schien ihm vollständig zurückgegeben.
    Er musste das nur noch ausprobieren.
    »Faethor?« Geblieben war die instinktive Erwartung, jeden Moment von einer Schmerzattacke niedergestreckt zu werden. »War es ... war es schwierig?«
    Nun, einfach war es bestimmt nicht. Der tote Vampir klang erschöpft. Dieser Eingriff war das Werk eines Fachmanns! Ich habe die ganze Nacht gebraucht, um dein Haus von diesem Gift zu reinigen, Harry. Und jetzt musst du dir selbst ein Bild davon machen, wie erfolgreich ich gewesen bin.
    Harry richtete sich wieder auf. Mit angehaltenem Atem versuchte er, ein Möbiustor heraufzubeschwören ... vergeblich. Die Gleichungen, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf dem Computermonitor in seinem Kopf bildeten, umstellten und miteinander multiplizierten, waren böhmische Dörfer für ihn. Er konnte sie nicht einmal isoliert voneinander begreifen, geschweige denn als zusammengehörendes Konzept oder System. Er seufzte. »Ich bin dir dankbar, du wirst nie ermessen können, wie dankbar ich dir bin, aber du warst nicht auf der ganzen Linie erfolgreich.«
    Faethors Antwort, in der ein körperloses Achselzucken mitschwang, war fast so etwas wie eine Entschuldigung. Ich habe dich gewarnt, dass es wahrscheinlich so kommen würde. Ich habe zwar den Sektor gefunden, wo das Problem liegen muss, und es ist mir auch gelungen, einige der Türen zu öffnen. Aber dahinter ...
    »Ja?«
    ... da war nichts! Weder Zeit noch Raum, gar nichts. Das sind Bereiche, die mir Angst machen, Harry, und es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass so etwas mitten in deinem Kopf existiert – in einem normalen menschlichen Kopf! Mir war so, als genügte ein einziger Schritt über die Schwelle und ich würde hineingesaugt und wäre auf immer verloren an einem Ort jenseits der Grenzen unseres Universums. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich diesen Schritt nicht getan habe. Selbst wenn ich es versucht hätte, jedes Mal, wenn ich eine dieser Türen geöffnet habe, schlug sie mir wieder vor der Nase wieder zu. Was mir ganz recht war.
    Harry nickte. »Du hast auf das Möbius-Kontinuum hinausgeblickt. Wenn ich hier fertig bin, muss ich versuchen, ihn zu finden, Möbius, meine ich. Denn so wie du ein Meister deines Fachs bist, ist er die einzig wahre Koryphäe in seinem. Bisher war es für mich nutzlos, ihn aufzusuchen, denn ohne meine Fähigkeit, mit den Toten zu sprechen, hätte ich nicht mit ihm reden können.«
    Willst du ihn jetzt sofort aufsuchen? Faethor war begeistert. Genies faszinieren mich. Es gibt eine Seelenverwandtschaft zwischen allen wahren Genies, Harry. Egal wie weit ihre spezifischen Fähigkeiten voneinander entfernt sind und in welchen Sphären sie sich bewegen, der innere Zwang ist doch immer der gleiche. Sie wollen alle Unvollkommenheiten beseitigen. Dort, wo dieser Möbius den reinen Zahlen bis zur Essenz auf den Grund gegangen ist, habe ich nach dem vollkommenen Bösen gesucht. Wir stehen auf entgegengesetzten Seiten einer gewaltigen Kluft, aber trotzdem sind wir auf eine bestimmte Art Brüder. Ach, es wäre wunderbar, solch einem Menschen zu begegnen.
    »Nein.« Automatisch hatte Harry den Kopf geschüttelt, und er wusste, dass Faethor das gespürt hatte. »Ich werde ihn nicht sofort aufsuchen. In Kürze, aber nicht sofort. Vorher muss ich ein wenig üben und mir sicher sein, dass ich immer noch so gut mit den Toten kommunizieren kann, wie ich es früher konnte. Erst dann werde ich zu ihm gehen.«
    Wie du willst. Und was machst du jetzt? Gehst du auf die Jagd nach Janos?
    Harry rollte seinen Schlafsack zusammen und stopfte ihn in seine Reisetasche. »Auch das werde ich zu gegebener Zeit tun. Aber zuerst werde ich zu meinen Freunden auf Rhodos zurückfahren und sehen, was dort inzwischen geschehen ist. Vorher gibt es aber noch einige Dinge, die du mir erzählen musst. Ich will immer noch alles über Janos wissen. Je besser man seinen Feind kennt, desto einfacher ist es, ihn zu vernichten. Und ich muss wissen, wie ich mich gegen seine Fähigkeiten schützen kann.«
    Natürlich, sagte Faethor. Ich habe doch tatsächlich vergessen, dass wir hier noch gar nicht fertig sind. Aber du siehst ja, wie sehr ich darauf brenne, dass du dich auf den Weg machst. Ich bin

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