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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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erschreckenden Albtraum gehabt zu haben ... bis er die Augen öffnete und sich umsah. »Mein Gott ... oh mein Gott!«, stieß er hervor. Einen Moment lang traten ihm die Augen aus den Höhlen, dann schloss er sie wieder, presste sie fest zu.
    »Werd’ mir nicht wieder ohnmächtig«, warnte ihn Harry. »Ich habe nicht mehr allzu viel Zeit, und da sind noch ein paar Dinge, die ich wissen muss. Und wenn ich nicht die Antworten bekomme, die ich haben will, dann werden diese toten Herrschaften wahrscheinlich wütend werden – auf dich!«
    Eugen behielt die Augen zugekniffen. »Harry ... Harry Keogh! Diese Leute ... sie sind tot!«
    »Das habe ich doch gesagt«, meinte Harry. »Weißt du, deine Freunde auf der anderen Seite der Grenze haben einen Fehler gemacht. Sie haben dir gesagt, wer ich bin, aber nicht, was ich bin. Sie haben dir nicht gesagt, dass ich viele Freunde habe, und vor allem haben sie dir nicht gesagt, dass die alle tot sind.«
    Der Agent murmelte etwas auf Rumänisch und begann hysterisch zu kichern.
    »Reiß dich zusammen«, befahl Harry, »und rede englisch. Denk nicht daran, dass die Leute, die dich festhalten, tot sind. Stell sie dir als meine Freunde vor, die alles tun, was nötig ist, um mich zu beschützen.«
    »Gott, ich kann sie riechen«, wimmerte Eugen, und Harry konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Agent ihm überhaupt nicht zuhörte. Er beschloss, schärfer zu werden: »Pass mal auf! Du wolltest mich dem KGB ausliefern, die hätten mich gefoltert, um die Dinge zu erfahren, die sie von mir wissen wollen. Und dann hätten sie mich getötet! Warum sollte ich es dir also leicht machen? Du kannst dich zusammenreißen und mir meine Fragen beantworten oder auch nicht. Dann verschwinde ich jetzt und lasse dich mit meinen Freunden hier allein.«
    Eugen zappelte ein wenig, blieb dann aber starr sitzen, als seine Bewegungen neue Wolken des Leichengestanks aufwirbelten. Er fühlte, wie tote, gummiartige Hände seine Arme festhielten. Seine Augen waren immer noch fest zusammengekniffen. »Sag mir nur eines«, flehte er. »Bin ich verrückt? Mein Gott, ich bekomme keine Luft!«
    »Das ist auch so eine Sache«, meinte Harry. »Je länger du hier bei meinen Freunden bist, desto mehr Schaden fügst du deiner Gesundheit zu. In den Toten breiten sich alle möglichen Krankheiten aus, Eugen. Du riechst sie nicht nur, du inhalierst sie auch!«
    Eugens Kopf drehte sich zur Seite und Harry befürchtete, er werde erneut das Bewusstsein verlieren. Der Necroscope schlug ihn hart ins Gesicht, mit der Innen- und der Außenseite der Hand. Die Augen des Agenten klappten auf und starrten ins Blaue; dann drehte er den Kopf langsam nach links und rechts, als seine Situation ihm wieder bewusst wurde. Die von den Schlägen ausgelöste Wut verebbte schlagartig.
    Die Zaharias hielten ihn umklammert. Sie knieten in ihrem offenen Grab und streckten ihre Arme heraus, um ihn so, wie er dasaß, festzuhalten, mit dem Hinterkopf an den Sarkophag gelehnt. Und sie »sahen« ihn mit ihren trüben, toten Augen an. Der rumänische Agent wandte seinen Blick sofort wieder von ihnen ab und sah starr geradeaus, auf Harry.
    Der Necroscope kniete auf einem Bein vor ihm und starrte ihm in die Augen, und hinter Keogh standen und lagen tote – Dinge – in dem Halbkreis aus ungepflegtem Gras, dem Unkraut und zwischen den Grabsteinen. Einige davon waren mumifizierte Teile, verdorrt und verschrumpelt, trocken wie Papier. Aber andere waren feucht. Und sie alle bewegten sich, zitterten und drohten, auch wenn sie nichts sagten. Harry Keoghs Freunde. Einige von ihnen hatten sich um die liegende Gestalt von Corneliu versammelt, der durch den Schock und die Schmerzen in seinem gebrochenen Handgelenk ohnmächtig geworden war.
    All das registrierte Eugen. Und schließlich fragte der hilflose, verängstigte Agent: »Wirst du mich töten?«
    »Nicht, wenn du mir sagst, was ich wissen will.«
    »Dann frag.«
    »Erst mal kannst du mir die hier abnehmen«, sagte Harry und streckte seine Hände aus, an deren Gelenken immer noch Eugens Handschellen baumelten. »Die Toten sind sehr gut darin, jemanden festzuhalten und nicht wieder loszulassen, aber mit der Feinmotorik klappt das nicht so richtig. Die Lebenden sind da geschickter.« Eugen starrte ihn an und fragte sich, was schlimmer war – die Toten oder Harry Keogh. Der Necroscope nahm das alles so selbstverständlich.
    Ion Zaharia gab widerstrebend Eugens Hand frei, damit der den Schlüssel aus

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