ENTSEELT
...«
»Ja?«
»Scheiße!«, brach es aus Darcy heraus, als ihm aufging, was passiert war.
»Du warst Scheiße?«
»Nein, ich war auf der verdammten Toilette«, stöhnte Darcy, »was aber aufs Gleiche herauskommt! Verstehst du das nicht? Das war meine Gabe, die mir geholfen – oder eben nicht geholfen hat. Auf jeden Fall hat sie dem armen Mädchen nicht geholfen.«
»Deine Gabe?«
»Mein Schutzengel, diese Sache, die mich aus Gefahren heraushält. Es ist etwas, über das ich keine Kontrolle habe. Und es funktioniert auf verschiedene Arten. Diesmal hat es die Gefahr vorausgesehen, und ich musste ganz plötzlich auf die verdammte Toilette!«
Jetzt verstand Manolis und begriff sofort, was passiert sein musste. »Sie haben sie geschnappt? Dieser Lazarides und seine Vampire, sie haben zugeschlagen?«
»Verflucht, ja. Ich wüsste keine andere Erklärung!«
Manolis stieß einen Schwall von Worten in seiner Muttersprache hervor. Flüche, wie Darcy annahm. Dann fügte er auf Englisch hinzu: »Bleib, wo du bist. Ich komme sofort.«
»Nein«, antwortete Darcy. »Wir treffen uns in der Kneipe, wo wir vorgestern zum Essen waren. Ich brauche jetzt etwas zu trinken!«
»Na gut«, sagte Papastamos. »Ich brauche eine Viertelstunde.«
Darcy nippte an seinem dritten doppelten Metaxa, als Manolis eintraf. »Willst du dich betrinken? Das nützt nichts.«
»Nein«, erwiderte Darcy. »Ich brauchte nur etwas, an dem ich mich festhalten kann, das ist alles. Weißt du, woran ich die ganze Zeit denken muss? Was soll ich nur Harry sagen?«
»Es ist nicht deine Schuld«, versicherte Manolis mitfühlend. »Du musst aufhören, dir darüber Gedanken zu machen. Harry kommt morgen zurück. Er muss uns dann sagen, wie wir weiter vorgehen sollen. In der Zwischenzeit fahndet jeder Polizist auf Rhodos nach Lazarides, seinen Leuten, seinem Boot ... und natürlich nach Sandra. Ich habe das bereits in die Wege geleitet, bevor ich hierherkam. Außerdem müsste ich morgen früh die gesamte Akte über dieses ... dieses Vrykoulakas-Schwein vorliegen haben. Nicht nur die aus Athen, auch die aus Amerika. Lazarides’ rechte Hand, ein gewisser Armstrong, ist Amerikaner.«
Darcy blickte Manolis an und dachte: Gott sei Dank, dass wir diesen Mann haben!
Darcy war kein Geheimagent, nicht einmal Polizist. Er war seit Jahren beim E-Dezernat beschäftigt, aber nicht, weil seine Gabe unverzichtbar für die Abteilung war, sondern nur, weil es eine paranormale Gabe war und das Dezernat an allen seltsamen und esoterischen Fähigkeiten interessiert war. Aber er konnte sein Talent nicht so nutzen wie die Telepathen und die Lokalisierer das ihre, und mit Ausnahme von ganz bestimmten Umständen war es nutzlos. Es war sogar so, dass Darcy sich in vielen Fällen von seinem Talent verraten fühlte. Ganz bestimmt hatte es ihm in einigen Fällen Kummer bereitet, zum Beispiel bei der Bodescu-Affäre, die er nur durch den Tod eines anderen ESPers gesund und heil überstanden hatte. Darcy hatte sich das immer noch nicht vergeben. Und jetzt das hier. Wenn Papastamos nicht da wäre, der das Kommando ergreifen und tatsächlich physisch etwas tun konnte ... Darcy hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. »Was schlägst du vor, was sollen wir tun?«, fragte er.
»Was können wir denn tun?«, gab der andere zurück. »Solange wir nicht mehr wissen, solange der Aufenthaltsort von Lazarides und dem Mädchen unbekannt ist, unternehmen wir gar nichts. Und selbst dann brauche ich Rückendeckung von oben, um gegen die Kreatur vorzugehen. Es sei denn, ich würde behaupten, es gebe starke Verdachtsmomente wegen Drogenschmuggels gegen ihn, dann könnte ich ihn auch ohne Gerichtsbeschluss festnehmen! Aber es ist schon gut, wenn wir morgen früh mehr über ihn wissen. Vielleicht hat Harry Keogh ja auch noch die eine oder andere Idee.« Er zuckte schwerfällig und offenkundig frustriert mit den Achseln. »Im Augenblick können wir nichts tun!«
»Aber ...«
»Es gibt kein Aber. Wir können nur warten.« Er stand auf. »Na komm, holen wir deine Sachen.«
Sie fuhren zu dem Haus hinaus, wo Darcy plötzlich einen unerklärlichen Widerwillen verspürte auszusteigen. »Weißt du was«, sagte er. »Ich bin vollkommen fertig. Mein Kreislauf macht einfach schlapp. Ich glaube, das ist der emotionale Stress.«
»Ich glaube, das ist der Metaxa«, gab Manolis trocken zurück.
Aber als sie sich über den Weg durch den Garten dem Haus näherten, wusste Darcy plötzlich, dass es weder das
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