ENTSEELT
zuwandte. Der Vampir hielt inne, sah sich um, und sein Blick fiel auf die Spitzhacke, die nahe am Rand der Felswand liegen geblieben war. Er trat vor, um sie aufzuheben, aber Darcy bewegte sich auch. Seine Gabe schrie ihm zu Renn! Renn! Renn!, aber er brüllte »Scheiß auf dich!« und stürzte sich wie ein Wahnsinniger auf den gebückten Vampir. Die Kreatur fiel vornüber, und er selbst griff sich die Hacke. Das Werkzeug war schwer, aber Darcys Panik war so groß, dass es ihm wie ein Spielzeug vorkam.
Manolis stolperte aus der Höhle und sah gerade noch, wie Darcy seine Waffe in einem mörderischen Hieb schwang und die breite Kante der Hacke seinem untoten Gegner in die Stirn trieb. Die Kreatur gab gurgelnde, unartikulierte Laute von sich und sank vor der Felswand zusammen.
»Benzin«, keuchte Manolis.
»Runtergefallen«, gab Darcy zurück, seine Stimme nur ein Krächzen.
Manolis blickte hinunter. Weiter unten in der Felswand, vielleicht zwanzig Meter tiefer, war der Weidenkorb am Rand eines Felsvorsprungs, an dem der Schutt der Ausgrabung sich zu einer kleinen Geröllhalde aufgestaut hatte, eingeklemmt. Der Deckel war offen und mehrere Teile waren herausgefallen. »Du bleibst hier und passt auf, während ich hinunterklettere und ihn hole«, sagte Manolis.
Er reichte Darcy seine Pistole und begann den Abstieg. Darcy behielt ein Auge auf den Vampir mit der Spitzhacke im Schädel gerichtet, blickte jedoch aus dem Augenwinkel auf die Öffnung der Höhle. Die Kreatur, die er niedergeschlagen hatte – zwar ein Mensch, aber eben auch ein Monster – war nicht tot. Sie sollte es sein, aber natürlich war sie untot. Der kleine Teil in ihrem Körper, der aus Vampir-Protoplasma bestand, arbeitete jetzt in diesem Augenblick verzweifelt, um die Verletzungen zu heilen. Während Darcy zusah, lief ein Zucken durch den Körper, und die gelben Augen öffneten sich. Die Hand tastete sich zittrig auf die Harpune in der Brust zu.
Darcy biss die Zähne zusammen und trat näher. Sein Schutzengel brüllte ihn an, pumpte Adrenalin in sein Blut und verlangte von ihm, davonzurennen. Einfach wegzurennen. Aber er verschloss sich allen Warnungen und griff nach dem Ende der Lanze. Er stieß sie in dem Vampirfleisch hin und her, bis das Ding die Zähne fletschte, Blut spuckte und dann zurücksackte und erneut still da lag.
Darcy trat zurück auf Beinen, die wie Pudding waren, und zuckte heftig zusammen, als etwas nach seinem Knöchel griff!
Er warf einen Blick an sich herunter und sah den Mann aus der Höhle, der zu ihm hingekrochen war und jetzt seinen Knöchel in einem eisernen Griff umklammerte. Eine Lanze hatte seine Kehle knapp unter dem Adamsapfel durchbohrt, und die rechte Gesichtshälfte war von einer Kugel weggefetzt worden, aber er bewegte sich immer noch, und sein verbliebenes Auge starrte irr aus einer schwarzen Pupille in einem Brei roten Fleisches. Darcy wäre beinahe in Ohnmacht gefallen; stattdessen fiel er hinten über, weg von der untoten Kreatur, und landete mit dem Hintern auf dem Felssims. Er zielte zwischen seine Füße und leerte das Magazin von Manolis’ Pistole direkt in die Fratze des Ungeheuers.
In diesem Augenblick kam Manolis zurück. Er zog den Korb hinter sich hoch, riss den Deckel auf und zog Harrys Armbrust heraus. Einen Moment später lud er bereits. Gerade zur rechten Zeit, denn der Kerl an der Felswand hatte sich die Spitzhacke aus dem Schädel gezerrt und war dabei, sich auch die Harpunenlanze aus der Brust zu reißen!
»Mein Gott, oh mein Gott!«, stöhnte Manolis. Er ging ganz nahe an das Blut spuckende Monster heran und zielte mit der Waffe aus nicht einmal einem Meter Entfernung. Dann schoss er ihm den Holzpflock direkt ins Herz.
Darcy war währenddessen rückwärts vor der anderen Kreatur weggekrochen. Manolis ergriff ihn und zog ihn auf die Füße. »Beenden wir es, solange wir noch dazu in der Lage sind!«
Sie zogen die Vampire so weit zurück in die Höhle, wie sie es wagten, dann eilten sie wieder ins Sonnenlicht hinaus. Aber Darcy war mit den Nerven am Ende, er konnte nicht mehr, seine Gabe hinderte ihn daran weiterzumachen. »Das ist schon in Ordnung«, versicherte Manolis. »Ich erledige das.«
Darcy kroch ein paar Meter zur Seite und blieb zitternd dort sitzen, während Manolis den Benzinkanister nahm und wieder in der Höhle verschwand. Einen Augenblick später kam er erneut zum Vorschein und ließ hinter sich eine Benzinspur zurück. Er hatte die Höhle großzügig mit dem
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