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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Touristen angeht: Auf der Insel gibt es zurzeit vielleicht dreißig. Die sitzen meistens in den Tavernen und Bars oder liegen am Strand herum. Sie machen schließlich Urlaub! Einige klettern auch bis zum Schloss hoch, aber nie auf der anderen Seite herunter. Und ganz bestimmt nicht nachts.«
    »Irgendwie ist das ein seltsames Gefühl«, meinte Darcy nach einer Weile.
    »Was?«
    »Wir klettern da hoch, um diese Kreaturen umzubringen.«
    »Das stimmt. Aber nur, falls es notwendig sein sollte. Ich meine, nur, falls es tatsächlich Kreaturen sind.«
    Darcy fröstelte es unwillkürlich, und er warf einen Blick auf den länglichen schmalen Weidenkorb, der zwischen ihnen stand. Da drin befanden sich Harpunen, Holzpflöcke, Harrys Armbrust und ein Plastikkanister mit Benzin. »Das sind Kreaturen«, sagte er und nickte knapp. »Glaub es mir.«
    Eine Viertelstunde später hielt Nikos sein Gefährt an einem steil aufsteigenden Pfad an. Auf der linken Seite führten Wege, die kaum mehr als Ziegenpfade waren, steil durch die zerstörten Gassen eines uralten, seit langem verlassenen Bergdorfs nach oben; über den Ruinen ragte ein strahlend weißes Kloster auf, das anscheinend immer noch bewohnt war; und noch weiter oben, beinahe direkt auf dem Gipfel des Berges stand es ...
    »Das Schloss!«, hauchte Manolis.
    Während Nikos und sein wundersames dreirädriges Gefährt mühselig wendeten und holpernd und klappernd wieder den Berg hinunterrollten, beschirmte Darcy seine Augen und blickte zu den dräuenden Mauern des Schlosses auf, welche die Umgebung überblickten, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan hatten. »Gibt es überhaupt einen Weg da rauf?«
    »Ja.« Manolis nickte. »Einen Ziegenpfad. Er führt in Serpentinen bis ganz nach oben, aber er ist ziemlich sicher. Das behaupten wenigstens die Fischer.«
    Jeder von ihnen nahm einen der Henkel des Korbes, dann machten sie sich an den Aufstieg. Nachdem sie am Kloster vorbei waren und bevor die richtige Kletterei begann, hielten sie inne und sahen sich um. Auf der anderen Seite des Tals bemerkten sie die Umfriedungen von lange aufgegebenen Feldern und die Überreste alter Häuser, deren Olivenhaine und Obstgärten verwildert und in den Schoß von Mutter Natur zurückgekehrt waren.
    »Schwämme«, erklärte Manolis. »Die Leute hier waren Schwammtaucher. Aber als die Schwammbänke versiegten, war das auch das Ende für die Leute hier. Wie man sehen kann, sind jetzt fast nur noch Ruinen übrig. Vielleicht bringen die Touristen hier eines Tages wieder neues Leben rein, was?«
    Darcys Gedanken kreisten um etwas anderes als die Rekultivierung verfallener Siedlungen. »Machen wir, dass wir vorankommen«, sagte er. »Es sträubt sich jetzt schon alles in mir dagegen, weiterzugehen, und wenn wir hier noch länger herumtrödeln, schaffe ich das wahrscheinlich gar nicht mehr!«
    Danach kamen nur noch ockerfarbene Felsklötze, gelbe Findlinge und der serpentinenförmige Ziegenpfad. Wo es Lücken in den Felsformationen gab, war der Ausblick schwindelerregend. Aber schließlich standen sie im Schatten der massigen Mauern. Durch einen gewaltigen Torbogen gelangten sie in die Ruine selbst. Der Ort war ein Mischmasch verschiedenster Kulturen, und Darcy hatte recht mit dem historischen Wert. Die Stile reichten vom antiken Griechenland über byzantinische Linien, und nicht zuletzt waren da die Anbauten der Kreuzfahrer. Als sie auf die meterdicken Mauern kletterten, eröffnete sich ihnen ein fantastisches Panorama: Der Blick auf die Küstenlinie von Chalki und die benachbarten Inseln lag offen vor ihnen.
    Sie kraxelten über Schutthaufen durch eine Kreuzfahrerkapelle, von der nur noch die Außenmauern standen, die immer noch verblichene Mosaike von Heiligen mit verblassten Heiligenscheinen trugen, standen schließlich am Rand der Ruinen und konnten hinunter sehen auf die Bucht von Trachia.
    »Da unten«, sagte Manolis, »da sind sie. Kannst du die Spuren ihrer Ausgrabung sehen, wo der Dreck ihrer Buddelei dunkle Spuren auf dem verwitterten Felsen hinterlassen hat? Das sind sie. Jetzt müssen wir nur einen Weg da runter finden. Darcy, ist alles in Ordnung mit dir? Du hast schon wieder diesen Blick.«
    Mit Darcy war gar nichts in Ordnung. »Sie ... sie sind da unten«, sagte er. »Mir ist, als wäre ich hier angenagelt. Bei jedem Schritt fühle ich mich, als hätte ich Bleigewichte an den Füßen. Verdammt, meine Gabe zwingt mich dazu, ein Feigling zu sein!«
    »Willst du einen Moment

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