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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Brennstoff getränkt, und der Kanister war fast leer. Er ging rückwärts bis zu Darcys Sitzplatz und verschüttete dabei die letzten Tropfen. Dann warf er den leeren Kanister weit über die steil abfallende Felswand hinaus und zog sein Feuerzeug aus der Tasche. Er zündete die Flamme und hielt sie an die Benzinspur. Die blaue Flamme war so winzig, dass man sie kaum sehen konnte, aber sie zischte in Windeseile über den Felsvorsprung in die Höhle hinein. Es gab ein heftiges Fauchen, und eine Stichflamme wie von einem gigantischen Flammenwerfer schoss heraus – dicht gefolgt von einer gewaltigen Explosion, die zerschmetterte Gesteinsbrocken aus der Höhle herausschleuderte und loses Gestein und Kiesel von oben herabregnen ließ. Die Druckwelle brachte Manolis ins Straucheln, und er ließ sich schwer neben Darcy auf den Boden fallen.
    Sie sahen sich entgeistert an. Darcy fragte: »Was zum ...?«
    Manolis stand der Mund vor Erstaunen offen. Dann leckte er sich über die trockenen Lippen. »Der Sprengstoff. Sie müssen ihre Sprengladungen in der Höhle gelagert haben.«
    Sie richteten sich auf und gingen auf unsicheren Beinen zum verschütteten Eingang der Höhle. Unter ihnen polterten immer noch die Felsbrocken an der steilen Felswand hinab dem Meer entgegen. Mehrere hundert Tonnen Felsgestein waren zusammengestürzt und hatten die Ausgrabungen unter sich begraben. Es war klar, dass nichts Lebendiges – wirklich gar nichts – dort jemals wieder herauskommen würde.
    »Das war’s«, sagte Manolis, und Darcy fand die Kraft, zustimmend zu nicken.
    Als sie sich umdrehten, sah Darcy etwas gelb in den Trümmern aufschimmern. Neben dem verschütteten Höhleneingang erspähte er eine kleinere Öffnung, aus der immer noch Rauch und Staub herauswehte. Der Fels, der die beiden Grabungsstätten getrennt hatte, war auseinandergebrochen, und ein paar der Steine waren auf das Sims gepoltert. Aber zwischen den Trümmern lag viel mehr als nur Stein.
    Darcy und Manolis traten näher und betrachteten, was zum Vorschein gekommen war. In dieser zerschmetterten Felswand, sorgsam verborgen zwischen behauenen Steinen, die dort eingefügt worden waren, lag der Schatz, nach dem Jianni Lazarides – alias Janos Ferenczy – gesucht hatte. Der Schatz, den er selbst vor Jahrhunderten hier versteckt hatte. Aber die veränderten Konturen des Berges, der sein Angesicht durch Stürme und Erdbeben umgeformt hatte, hatten ihn verwirrt und getäuscht. Er hatte die alte Kreuzfahrerfeste als Markierungspunkt verwendet, aber selbst dieses gewaltige Gebäude war im Laufe der Jahrhunderte in sich zusammengefallen und hatte sich verändert. Er hatte sein Ziel verfehlt, wenn auch gerade mal um einen knappen Meter.
    Die beiden Männer wühlten in dem Staub und den Felstrümmern herum. Nach dem Schrecken, den sie gerade durchgemacht hatten, konnte sie auch diese wunderbare Entdeckung nicht mehr aufregen. Sie hatten vor sich einen Schatz aus dem Morgenrot der Zeit: thrakisches Gold! Kleine Schalen und Pokale mit Deckeln, goldene Reifen und Halsketten und Armbänder ... einen Bronzehelm, der bis zum Rand mit Ohrringen, Gürtelschnallen und Anhängern gefüllt war ... sogar einen verbeulten Brustharnisch aus massivem Gold!
    Es dauerte geraume Zeit, bis Manolis klar wurde, was er da vor sich hatte. »Was machen wir denn jetzt damit?«
    »Wir lassen es hier«, sagte Darcy. »Es gehört den Geistern. Wir wissen nicht, was es Janos gekostet hat, die Sachen herzubringen und zu vergraben, wir wissen nicht einmal, wie er in den Besitz dieser Reichtümer gekommen ist. Aber ganz bestimmt klebt Blut daran. Irgendwann wird sich jemand Gedanken darüber machen, was aus den beiden Männern geworden ist, und dann das hier finden. Sollen die Behörden sich überlegen, was sie damit machen wollen. Ich weigere mich, das überhaupt anzufassen.«
    »Du hast recht«, meinte Manolis, und sie kletterten wieder zum Schloss hinauf.
    Um kurz nach zwölf waren sie wieder im Dorf zurück, wo Manolis das Boot für die Rückfahrt auftankte. Die Fischer kamen zu ihm herüber und fragten, wie die Ausgrabungen vorankamen. »Sie haben gerade gesprengt«, antwortete Manolis nach kurzem Zögern. »Wir sind gar nicht näher herangegangen. Außerdem sind die Klippen da sehr steil, und man kann leicht runterfallen.«
    »Sind sowieso selbstgefällige Scheißkerle«, sagte einer der Fischer. »Sie kümmern sich nicht um uns, und wir kümmern uns nicht um sie.«
    Als er das Boot betankt hatte, kaufte

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