ENTSEELT
ausruhen?«
»Um Himmels willen, nein! Wenn ich jetzt ausruhe, dann komme ich nicht wieder hoch. Machen wir weiter!«
Es lagen mehrere leere Zigarettenschachteln herum, auf den Steinen gab es Schleifspuren, und an einigen Stellen waren Stiefelabdrücke in dem sandigen Boden. Der Weg hinunter war nicht schwer zu finden, und auch der Abstieg stellte kein Problem dar. Nach kurzer Zeit fanden sie eine rostige Schubkarre und eine zerbrochene Spitzhacke auf dem breiten Absatz eines aus dem Felsen herausgewitterten Steinsimses. Und ungefähr auf der Mitte dieses Simses waren größere Mengen von Schutt und Steinbrocken aus mehreren klaffenden Höhleneingängen gebrochen worden. Sie näherten sich leise der Höhle, in der offenbar in jüngster Zeit gearbeitet worden war, und blieben vor dem Eingang stehen. Als sie die Harpunen aus dem Korb nahmen und sie luden, fragte Manolis: »Und du bist dir sicher, dass wir sie brauchen, ja?«
»Ganz sicher.« Darcy nickte. Sein Gesicht war leichenblass.
Manolis trat einen Schritt auf die hallende Öffnung der Höhle zu.
»Warte!« Darcys Ruf hielt ihn zurück. »Es ist sicherer, wenn wir sie nach draußen rufen.«
»Und ihnen damit verraten, dass wir hier sind?«
»Hier im Sonnenlicht haben wir die bessere Position«, würgte Darcy hervor. »Und außerdem – mein Drang, hier ganz schnell die Fliege zu machen, ist gerade um einige Grade in die Höhe geschnellt. Was wahrscheinlich bedeutet, dass sie bereits wissen, dass wir hier sind.«
Er hatte recht. Ein Schatten löste sich aus den dunkleren Schatten der Höhle und kam vorsichtig auf sie zu, während sie am Eingang der Höhle standen. Sie sahen sich beide mit aufgerissenen Augen dann, dann entsicherten sie gleichzeitig ihre Waffen und hoben sie drohend. Der Mann aus der Höhle kam weiter auf sie zu, aber er drehte ihnen jetzt die Schulter zu und ging angriffslustig in die Hocke.
Manolis spie einen Schwall abgehackter griechischer Flüche hervor, nahm die Harpune in die linke Hand und riss seine Beretta aus ihrem Schulterholster. Der Mann, oder das Ding, der Vampir, kam immer noch aus dem Dunkel auf sie zu, aber jetzt konnten sie ihn besser sehen. Er war groß und schlank, und seine Silhouette wirkte ein wenig verlottert. Er trug einen breitkrempigen Hut, eine weite Hose und ein Hemd, dessen offene Ärmel ihm lose um die Handgelenke flatterten. Man hätte ihn für eine Vogelscheuche halten können, die sich von ihrem Pfahl befreit hatte. Aber das, was er erschreckte, waren keine Vögel.
»Nur ... nur einer?«, keuchte Darcy und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, als er plötzlich Steine auf dem Vorsprung hinter ihnen klappern hörte.
Der Mann in der Höhle stürmte nach vorn; Manolis’ Pistole blitzte auf und röhrte ohrenbetäubend. Darcy sah sich um und sah eine zweite – Kreatur? – auf sie zustürmen. Aber diese war viel näher. Wie sein Kumpan in der Höhle trug er einen breitkrempigen Hut, in dessen Schatten seine Augen gelb und bösartig funkelten. Und was noch schlimmer war, er hielt eine Spitzhacke zum Schlag erhoben, und sein Gesicht war zu einer bestialischen Grimasse verzerrt, als er ausholte.
Darcy drehte sich um – vielleicht war es seine Gabe, die ihn dazu brachte – und begegnete dem Angriff. Er hob seine Waffe und betätigte den Abzug der Harpune. Das Geschoss schlug mitten im Ziel ein, der Brust des Vampirs. Der Aufschlag hielt diesen schlagartig auf; er ließ die Spitzhacke fallen und griff nach dem Speer, der ihn durchbohrt hatte. Stolpernd fiel er gegen die Felswand zurück. Darcy war für den Moment wie erstarrt; er konnte nur zusehen, wie sein Gegner zusammensackte und wimmernd Blut spuckte.
Manolis fluchte und feuerte erneut und dann noch einmal, während er seinem Opfer tiefer in die Höhle hinein folgte. Und dann hörte Darcy ein unmenschliches Kreischen, gefolgt von dem schleifenden Geräusch von Silber auf Stahl und schließlich ein fleischiges Klatschen, als Manolis’ Harpune in den Körper seines Gegners einschlug. Die Geräusche rissen ihn aus seinem Schockzustand. Plötzlich erkannte er siedendheiß, dass sowohl seine wie auch Manolis’ Waffe jetzt leer waren. Er beugte sich vor, um eine Harpunenlanze aus dem offenen Korb zu holen, als der Mann auf dem Sims plötzlich nach vorn stolperte und den Korb samt Inhalt über die Klippe stieß.
»Verflucht!«, brüllte Darcy heiser. Seine Kehle war trocken wie Sandpapier, als sich die Kreatur mit den Flammenaugen wieder ihm
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