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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Asche heraufzubeschwören. Er kettete sie nackt an eine Wand und beschwor auch ihren Ehemann herauf, einen Riesen von einem Kriegshäuptling, der selbst heute noch ein Gigant war und zu seiner Zeit wie ein Goliath gewirkt haben musste. Janos hatte sie beide schon zu früheren Zeiten heraufbeschworen, aus verschiedenen Gründen, aber jetzt hatte er dafür einen ganz anderen Anlass. Er hatte die Grabräuberei schon vor fünfhundert Jahren aufgegeben, und seine Lust an Folter und Nekrophilie war zu ungefähr der gleichen Zeit verebbt.
    Während der thrakische Krieger noch desorientiert und betäubt hin und her wankte und im Gestank und purpurroten Staub, der seine Erweckung begleitete, hustete und keuchte, ließ Janos ihn in Ketten legen und vor seine Geliebte schleifen. Bei ihrem Anblick wurde er schlagartig still; Tränen sammelten sich in seinen Augen und flossen an den ledrigen, pockennarbigen Konturen seines bärtigen Gesichts entlang.
    »Bodrogk.« Janos sprach ihn in einem Dialekt an, der seiner eigenen Sprache nahe kam. »Du erkennst deine Frau also wieder, nicht wahr? Und wie du siehst, habe ich sehr gut für ihre Salze gesorgt. Sie ist jetzt wieder so strahlend, wie sie es im Leben war – nicht so wie du, überall vernarbt und verätzt, wo Teile deines Selbst verlorengegangen sind. Vielleicht sollte ich ein bisschen vorsichtiger vorgehen, wenn ich deine Asche einsammle, so wie ich es mit ihrer Asche tue, wenn ich sie wieder zu Staub zerfallen lasse. Aber wie du ja wissen musst, war sie mir mehr zu Diensten als du. Da, wo du mir nur Gold geben konntest, habe ich von ihr ...«
    »Du bist ein Schuft!«, unterbrach ihn der Hüne. Seine Stimme grollte wie auseinanderbrechende Felsbrocken. Er sträubte sich gegen seine Ketten und versuchte, seinen Peiniger zu erreichen.
    Janos lachte über die verzweifelten Anstrengungen. Aber dann hielt er inne und hielt einen gläsernen Krug hoch, damit der andere ihn sehen konnte. »Jetzt gib Ruhe und hör mir zu«, befahl er mit harter Stimme. »Wie du sehen kannst, ist diese von dir ach so geliebte Frau beinahe vollkommen. Wie lange sie das bleibt, liegt ganz bei dir. Sie hat sich seit ihrer Zeit vor zweitausend Jahren nicht verändert, und das wird sie auch nicht, solange ich das nicht will – aber das kann sich schnell ändern.«
    Während er redete, verankerten seine Kreaturen Bodrogks Ketten an eisernen Ringen, die in die Wand eingelassen waren, und zogen sich dann zurück. »Pass auf!«, befahl Janos. Er nahm einen gläsernen Stab und tunkte ihn in die Flüssigkeit in dem Krug, dann spritzte er damit ein paar Tropfen auf die gewaltige Brust des Thrakers.
    Bodrogk sah an sich herunter; sein Mund klappte auf und seine Augen quollen hervor, als Rauch zwischen den dichten Brusthaaren aufstieg, wo die Säure ihn getroffen hatte. Er schrie auf und rüttelte an seinen Ketten, dann fiel er auf die Knie, als der Schmerz dieser Folter ihn übermannte. Die Säure fraß sich in ihn hinein, bis das Fleisch zerschmolz und in dünnen rötlich-gelben Rinnsalen an seinen zuckenden Schenkeln hinabrann.
    Seine Frau, die letzte von sechs Frauen, die er in seinem Leben gehabt hatte, flehte Janos an, Bodrogk diese Qualen zu ersparen. Von Schluchzern geschüttelt brach auch sie in ihren Ketten zusammen. Schließlich rappelte sich ihr Ehemann wieder auf die Füße. Seine Augäpfel leuchteten rot vor Schmerz und Hass, als sein Blick auf Janos haften blieb. »Ich weiß, dass sie tot ist«, sprach er, »so wie auch ich tot bin. Und du bist ein Leichenfledderer und ein Nekromant. Aber wie es scheint, ist man auch im Tod nicht vor Schande, vor Folter und vor Schmerz gefeit. Um ihr daher mehr davon zu ersparen, sag mir, was du von mir wissen willst. Wenn ich die Antwort weiß, werde ich sie dir geben. Wenn es in meiner Macht steht, dir zu Willen zu sein, dann werde ich es tun.«
    »Gut!«, brummte Janos. »Ich habe noch sechs von deinen Männern in ihren Urnen, beziehungsweise ihre Salze, ihre Asche und ihren Staub. Jetzt werde ich sie aus ihren Gefäßen entlassen und wiedererwecken. Sie werden meine Leibgarde, und du bist ihr Anführer.«
    »Noch mehr Fleisch, das du quälen kannst?« Bodrogks Grollen klang bedrohlich.
    »Was?« Janos setzte eine verletzte Miene auf. »Du solltest mir dankbar sein! Das waren deine Kampfgefährten, die einst Seite an Seite mit dir in die Schlacht gezogen sind. Und jetzt werdet ihr das vielleicht wieder tun. Denn wenn mein Feind sich gegen mich stellt, kann ich mir

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