ENTSEELT
und es sieht so aus, als würden die anderen ihm sofort folgen. Die Ungeheuer da oben in der Festung sitzen jetzt in einer Zwickmühle: Sollen sie sofort auf den Knopf drücken und den einzelnen Mann mit Sicherheit erwischen, oder warten sie, bis auch die anderen um die Kurve gekommen sind? Derjenige an der Spitze geht also schneller und kommt an der gefährlichen Stelle vorbei, und die anderen tun so, als würden sie ihm folgen. Die Vampire können dann nicht mehr warten; sie haben schon einen von uns verpasst und müssen jetzt versuchen, die anderen drei zu erwischen; sie drücken auf den Knopf. Bumm!«
Jazz spann den Faden weiter: »Die drei Zurückgebliebenen haben sich unten hinter der Kurve zwar gezeigt, aber was die da oben nicht wissen – sie sind auf das vorbereitet, was dann passiert. Wenn die Explosion die Felsblöcke aus der Höhle über ihnen fegt, dann ducken sie sich zurück um die Ecke und in diese Nische in der Felswand.«
»Ja, so in etwa meinte ich das«, nickte Manolis.
»Oder«, fiel Darcy plötzlich leichenblass ein, »wir rücken ab bis heute Nacht, und ...«
»Ist das dein Schutzengel, der da spricht?« Manolis sah ihn empört an. »Ich habe diesen Blick bei dir schon gesehen!«
Darcy wusste, dass der Vorwurf berechtigt war und verfluchte sich selbst. »Okay, wer soll deiner Meinung nach der Katze die Schelle umhängen?«
»Häh?«
»Wer geht vor und riskiert es, von der Sprengung erschlagen zu werden?«
Manolis zuckte mit den Achseln. »Wer? Na, wer wohl? Du natürlich!«
Jazz warf Darcy einen Blick zu und fragte: »Deine Gabe, funktioniert die wirklich?«
»Ja, ich werde vor jeder Gefahr geschützt«, seufzte Darcy.
»Wo ist dann das Problem?«
»Das Problem ist, dass meine Gabe sich nicht an- oder abschalten lässt«, erklärte Darcy. »Sie arbeitet immer. Sie macht einen Feigling aus mir. Obwohl ich genau weiß, dass mir nichts passieren kann, benutze ich trotzdem einen Fidibus, um einen Feuerwerkskörper anzuzünden. Ihr sagt: Los, Darcy, geh die Treppen da hoch. Aber sie sagt: Renn, mein Junge, renn wie der Teufel!«
»Du musst dich jetzt also fragen«, sagte Jazz, »wer hier der Boss ist – du oder deine Gabe?«
Darcy nickte grimmig, stieß ein volles Magazin in den Schaft seiner Maschinenpistole und trat aus ihrer Deckung hinaus. Er ging zum Felsen hinüber und begann den Aufstieg. Die anderen sahen sich einen Augenblick lang an, dann folgte ihm Manolis. Jazz wartete, bis er außer Hörweite war, dann sagte er: »Zek, du bleibst hier!«
»Was?« Sie sah ihn verblüfft an. »Nach allem, was auf Starside passiert ist, sagst du mir, ich soll dich eine Sache wie die hier allein durchstehen lassen?«
»Ich bin nicht allein. Und was kannst du uns schon nutzen, nur mit einer Harpune bewaffnet? Wir brauchen dich hier unten, Zek. Wenn eine von diesen Kreaturen an uns vorbeikommt, musst du sie aufhalten.«
»Das ist nur eine billige Ausflucht«, sagte sie. »Du hast es bereits selbst gesagt: Was kann ich nur mit einer Harpune bewaffnet schon ausrichten?«
»Zek, ich ...«
»Ist ja schon gut«, sagte sie. »Die warten da drüben auf dich.«
Er gab ihr einen Kuss und eilte hinter den anderen her. Sie wartete, bis er an den Stufen und auf dem Weg nach oben war, dann folgte sie ihm. Streiten konnten sie darüber später.
Kurz vor der kritischen Kurve, wo die schmalen Steinstufen nach links abbogen und direkt unter der bedrohlichen Höhle mit dem Steinhaufen entlangführten, blieb Darcy stehen, um die anderen ein wenig aufholen zu lassen. Er atmete schwer, und seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi; nicht wegen des steilen Aufstiegs, sondern weil er Schritt für Schritt gegen seine Gabe ankämpfen musste.
Er sah sich um und winkte, als Manolis und Jazz ins Blickfeld kamen. Und dann umrundete er die Kurve und kletterte weiter. Er dachte daran, welche Versuchung die Einkerbung im Fels dargestellt hatte, in der die anderen Schutz suchen würden. Aber er wusste auch, aus dieser Nische hätte man ihn heraussprengen müssen, wenn er sich einmal dort verkrochen hätte. Von allein würde er von dort keinen Schritt mehr weitergehen.
Er legte den Kopf in den Nacken, blickte steil nach oben und seufzte. Er konnte den Maschendraht sehen, der sich keine drei Meter über ihm unter dem Gewicht der Felsbrocken wölbte. Es wurde Zeit weiterzugehen. Er beschleunigte seine Schritte und kletterte aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus, dann blickte er sich um und sah, wie Manolis und Jazz
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