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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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kaufen.«
    »Kannst du noch Kaffee bestellen? Am besten sofort einen ganzen Eimer!«
    »Du hast gestern ganz schön zugelangt«, meinte Layard. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du vorher noch nie auf den griechischen Inseln gewesen bist?« Er lehnte sich über das Balkongeländer, rief nach unten und erregte so die Aufmerksamkeit des Kellners, der die wenigen anderen Frühaufsteher eine Etage tiefer bediente. Er hob die leere Kaffeekanne und schüttelte sie demonstrativ.
    »Woher weißt du das?«, fragte Jordan.
    »Was, dass dies hier neu für dich ist? Keiner, der sich hier auskennt, schüttet so den Metaxa in sich rein – genauso wenig wie Ouzo.«
    »Ja, ja«, erinnerte sich Jordan, »wir haben mit Ouzo angefangen!«
    » Du hast mit Ouzo angefangen«, verbesserte Layard. »Mir ging es nur um die Atmosphäre, um die hiesigen Spezialitäten. Du hast dich betrunken.«
    »Ist ja gut. Habe ich mich wenigstens amüsiert?«
    Layard grinste wieder und zuckte die Achseln: »Na ja ... wir sind nirgendwo rausgeworfen worden, wenn du das wissen willst.« Er musterte den anderen in seinem selbstverschuldeten Elend.
    Jordan war ein erfahrener und vielseitiger Telepath, der hart sein konnte, wenn es sein musste, aber für gewöhnlich war er sorglos und herzlich, ein offenes Buch. Es war, als versuchte er, für andere genauso erfassbar zu sein, wie ihre Psychen es für ihn waren. Vielleicht bemühte er sich, auf diese Art einen physischen Ausgleich für sein metaphysisches Talent zu schaffen. Sein Gesicht spiegelte diese Haltung; es war frisch, oval, offen, ein richtiges Jungengesicht. Sein dünner werdendes Haar fiel nach vorn über die grauen Augen, und sein Mund war ein wenig schief und wurde nur dann zu einem geraden Strich, wenn er verärgert oder besorgt war. Jeder, der Trevor Jordan kannte, mochte ihn auch. Und da er den Vorteil hatte zu wissen, wann Leute ihn nicht mochten, ging er diesen Leuten einfach aus dem Weg. Aber bei seinem kräftigen Knochenbau und der trotz seiner vierundvierzig Jahre athletischen Konstitution wäre es ein Fehler, nur seine Empfindsamkeit zu sehen. Er konnte auch sehr entschlossen durchgreifen.
    Die beiden Männer waren schon seit langer Zeit Freunde. Sie konnten sich gegenseitig aufziehen, weil sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten, in der es auch Zeiten gegeben hatte, wo nur wenig oder gar kein Raum für Späße geblieben war. Zeiten und Ereignisse, die selbst in ihrer außergewöhnlichen Welt so aus dem Rahmen fielen, dass sie jetzt noch in ihrer Erinnerung herumspukten. So wie böse Träume oder Tragödien (oder auch Besäufnisse), die man besser vergaß.
    Ihre jetzige Mission war zwar wichtig, aber bei Weitem nicht so dramatisch. Trotzdem wusste Jordan, dass er sich in der letzten Nacht falsch verhalten hatte. Er setzte die Sonnenbrille auf, runzelte die Stirn und richtete sich in dem Rattansessel auf. »Ich habe doch keine Aufmerksamkeit auf uns gelenkt, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Layard. »Das hätte ich auch gar nicht zugelassen. Du warst nichts weiter als ein Tourist, der sich amüsiert. Zu viel Sonne den Tag über, zu viel Schnaps am Abend. Nichts Besonderes. Da waren genug andere Engländer, gegen die du wie ein Waisenknabe ausgesehen hast.«
    »Und was ist mit Manolis Papastamos?« Jordan war zerknirscht. »Der muss mich doch für einen Volltrottel halten!«
    Papastamos war ihr Verbindungsmann vor Ort, der stellvertretende Leiter der Athener Rauschgiftbehörde. Er war mit dem Luftkissenboot herübergekommen, um die beiden persönlich kennenzulernen und zu sehen, ob er ihnen bei ihrer Aufgabe behilflich sein konnte. Aber er hatte sich auch als Schwerenöter entpuppt, vielleicht sogar als Risiko für ihre Tarnung.
    Layard schüttelte den Kopf. »Nein, der war sogar noch besoffener als du! Er hat gesagt, er würde uns um halb elf an der Hafenmole treffen, damit wir zusammen beobachten können, wie die Samothraki anlegt, aber ich habe da meine Zweifel. Als wir ihn am Hotel abgesetzt haben, sah er ziemlich fertig aus. Andererseits ... diese Griechen können eine Menge wegstecken. Aber so oder so sind wir ohne ihn wahrscheinlich besser dran. Er weiß, wer wir sind, aber nicht, was wir sind. Er soll glauben, dass wir von der Zollbehörde kommen oder vielleicht von New Scotland Yard. Es dürfte gar nicht so einfach sein, sich zu konzentrieren, wenn Manolis danebensteht, wie ein Wasserfall redet und dabei ein mentales Chaos verursacht. Ich hoffe wirklich, er bleibt im

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