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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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britischen Pfund oder zwei Milliarden Drachmen. Das sind zweihundert Milliarden Lepta! Ich wusste nicht einmal, dass so viel Geld existiert. Vor fünfhundert Jahren hätte man sich damit ein ganzes Königreich kaufen können und hätte danach immer noch genügend Geld gehabt, um die Armee zu bezahlen, die es verteidigt. Und du erzählst mir, ich solle die Ruhe bewahren und nicht in Panik geraten? Jetzt werde ich dir mal etwas erzählen, mein fetter Freund: Der Unterschied zwischen Tapferkeit und Feigheit liegt in der Diskretion; der zwischen einem reichen Mann und einem armen Schlucker liegt darin, dass sich der eine nicht erwischen lässt; und der zwischen Freiheit und dem Kerker darin, dass man in der Lage ist, aus schlecht vorbereiteten Unternehmungen auszusteigen!«
    Während er sprach, wurde die Verärgerung, aber auch die Verwirrung in den Gesichtern der anderen immer größer. Der Kapitän der Samothraki , dessen kriminelle Veranlagung immer stärker gewesen war als seine Vorsicht, was ihm eine Reihe von Verurteilungen eingebracht hatte, verstand beim besten Willen nicht, wovon der andere sprach. In seiner Jugend hatte Themelis Münzen gesammelt. Aber Lepta? Falls er sich recht erinnerte, waren die letzten 1976 geprägt worden – nur noch in Zwanzigern und Fünfzigern, weil sie so gut wie wertlos waren. Wenn jemand heutzutage Geldbeträge in Lepta umrechnete, dann musste er bescheuert sein! Eine einzige Zigarette kostete fünfhundert Lepta! Und wieso sprach Lazarides vom »Kerker« statt vom Knast? Was sollte man von so einem halten? Wie konnte jemand so jung wirken und doch so altmodisch denken?«
    Themelis’ Handlanger dachte in ähnlichen Bahnen, aber vor allem hatte sich eine Sache bei ihm eingeprägt. Aussteigen? Wollte der Kerl sie hängen lassen?
    »Versuch nicht, uns zu drohen, Jianni, oder wie du auch heißen magst«, knurrte er. »Ich und Pavlos, wir gehören nicht zu der Sorte, die sich einschüchtern lässt. Wir wollen nichts mehr davon hören, dass jemand aussteigen will oder so etwas. Niemand lässt uns hängen. Bei so was kann man sich schnell gebrochene Beine holen, oder wenn man Pech hat, auch ein gebrochenes Kreuz.«
    Janos’ lange Finger waren sanft an den Umrissen seines Glases entlanggefahren. Er hatte den Blick nicht von Themelis’ Gesicht gewandt und seinem lautstarken Kumpan keine Beachtung geschenkt. Aber jetzt hielt seine vierfingrige Hand inne, und er drehte langsam den Kopf, bis er dem anderen direkt in die Augen blickte. Er schien auf seinem niedrigen Stuhl am Fenster ein wenig in sich zusammenzusinken, und seine linke Hand glitt schlangengleich von dem lang gezogenen schmalen Tisch hinab und hing achtlos neben ihm. Der Raufbold konnte die Intensität des Blickes fast körperlich spüren, der sich durch die unergründlichen dunkel gefärbten Brillengläser in ihn hineinbrannte.
    »Du wirfst mir vor, dir zu drohen?« Als Janos schließlich antwortete, war seine Stimme so leise und dumpf, dass es weniger artikulierte Sprache, sondern mehr eine Reihe von Grunzlauten zu sein schien. »Du besitzt die Unverfrorenheit, zu glauben, ich hätte es nötig, jemandem wie dir zu drohen? Und dann, als ob das noch nicht reicht, bedrohst du mich? Du wagst es, mir zu drohen?«
    »Pass auf deine Knochen auf!«, zischte der andere. Seine gefletschten Lippen entblößten gelbe Zähne. Er rutschte auf seinem Stuhl bis zur Kante vor und kippte den Stuhl nach vorn, um näher an des Gesicht seines Gegners heranzukommen. »Du aufgeblasener, scheinheiliger feiner Pinkel!«
    Er konnte den linken Arm von Janos unter dem Tisch nicht sehen. Aber statt zurückzuweichen, hatte auch er sich vorgebeugt. Und jetzt ließ der Vampir seine große, langgliedrige Hand in einer blitzschnellen Bewegung einen halben Meter vorschnellen und stieß sie seinem Gegenüber heftig in den Unterleib. Er umklammerte seine Hoden und verdrehte sie. Ein Druck mit den langen Fingernägeln und eine heftige Bewegung hätte bei seiner gewaltigen Kraft ausgereicht, um den Ganoven augenblicklich zu kastrieren. Und das wusste der Kerl sehr wohl.
    Sein Unterkiefer klappte herunter, und er fuhr aus seinem Stuhl hoch und presste sich gegen den Tisch. Er würgte, und seine Augen traten aus den Höhlen. Er war nur einen Fingerbreit davon entfernt, zum Eunuchen zu werden – und er konnte nichts dagegen unternehmen! Wenn er auch nur die geringsten Anstalten machte, sich zu wehren, wenn er sich einmal zu heftig bewegte, konnte Janos in einem

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