ENTSEELT
da es jetzt so aussieht, als könnte ich mir diesen Gedankendieb nicht selbst holen, werde ich einen anderen Weg finden, um ihn zu ... untersuchen. Seine eigene telepathische Fähigkeit wird ihn ins Unglück stürzen. Sein Verstand ist empfänglich für die Gedanken anderer und das hat ihn bisher zu einem großen Fisch in einem kleinen Teich gemacht. Aber jetzt gibt es in diesem Teich einen Hai, mit dem er sich messen muss! Ich war schon ein Gedankenspion, Jahrhunderte bevor er geboren wurde!
»Ich gehe zum Boot zurück«, bestätigte Armstrong.
Gut! Und falls jemand von meiner Crew an Land sein sollte, sorg dafür, dass sie zurückkommen . Damit entließ Janos den anderen aus seinen Gedanken.
Er wandte sich wieder Jordan zu, der zu einer Bank unter den antiken Windmühlen gestolpert war und jetzt dort im Licht des Mondes und der Sterne saß. Jordan war erschöpft, völlig ausgepumpt durch den mentalen Kampf mit seinem unbekannten Gegner. Aber er war zumindest noch so klar, dass er ermessen konnte, womit er es zu tun gehabt hatte.
Das letzte Mal, dass Jordan auf so etwas getroffen war, war im Herbst 1977 gewesen, im Harkley House in Devon. Auf Yulian Bodescu. Und da hatten sie Harry Keogh gebraucht, um die Sache zu bereinigen. Hatte er es hier mit etwas Ähnlichem zu tun? Hatten er und Ken Layard die Gegenwart von diesem ... diesem Ding gespürt, bevor ihnen das überhaupt bewusst geworden war? Oder wenigstens ihm? Die Teile begannen sich zusammenzufügen, und das Bild, das sich ergab, war schrecklich! Haschisch, Kokain? Das waren harmlose Kinkerlitzchen, verglichen mit dem hier!
Das E-Dezernat musste sofort informiert werden. Dieser Gedanke schien etwas heraufzubeschwören.
E-DEZERNAT? Da war sie wieder, diese tiefe, einschmeichelnde Stimme in Jordans Kopf, und die mentale Klammer schloss sich erneut um seinen Verstand. WAS IST DIESES E-DEZERNAT? Und niedergehalten durch die brutale Macht der telepathischen Vampirkräfte, konnte Jordan nur hilflos zappeln, während das Monster sorgfältig seine allergeheimsten Gedanken durchforschte.
Janos hätte Jordan vielleicht die ganze Nacht untersucht, wenn er nicht unterbrochen worden wäre. Durch das Fenster sah er Pavlos Themelis, den bärtigen, fassförmigen Kapitän der Samothraki, der sich den Weg über die Straße zu Dakaris’ Spelunke bahnte. Er hatte sich zu seinem Treffen mit dem Mann, den er als Jianni Lazarides kannte, ein wenig verspätet, aber nun kam er, und Janos konnte sich nicht dem Verstand von Jordan widmen und gleichzeitig mit Themelis reden.
An diesem Morgen hatte er entdeckt, dass er unter Beobachtung eines Gedankendiebes stand, hatte ausgeholt und dem anderen Verstand einen heftigen Schlag versetzt. Das war eine instinktive Reaktion gewesen, die dem Vampir jedoch Zeit zum Nachdenken verschafft hatte. Aber Jordan war stark und hatte sich erholt. Das bedeutete, dass Janos ihm noch einen Schlag versetzen musste – einen anderen diesmal –, von dem sich der englische Gedankendieb nicht wieder erholen würde. Jedenfalls nicht aus eigenen Kräften.
Indem er seine Vampirsinne tief in Jordans Psyche bohrte, fand er die Tür der Vernunft, die gegen die schlimmsten Albträume der Menschheit verriegelt und verbarrikadiert ist.
Kichernd drehte er den Schlüssel, schob den Riegel zurück, entfernte die Sicherheitskette und öffnete die Tür! Das reichte. Jetzt würde er genau wissen, wo er nach Jordan suchen musste, wann immer er die Erforschung seiner Gedanken fortführen wollte. Danach hatte er kaum noch Zeit, sich zu sammeln, denn der Kapitän der Samothraki kam bereits die Treppe herauf.
Als Pavlos Themelis und sein erster Maat in den Raum kamen, wurden sie Zeuge, wie die griechische Prostituierte die Scherben von Janos’ zerbrochenem Glas zusammenkehrte und ihm ihr eigenes anbot. Regungslos akzeptierte er und sagte dann: »Geh jetzt.« Als sie sich an dem korpulenten Drogenschmuggler vorbeiwinden wollte, ergriff Themelis ihren Arm wie in einem Schraubstock. Er fasste um ihre Taille und hob sie vom Boden hoch. Dann drehte er sie um, so dass ihr Rock über ihr wutverzerrtes Gesicht fiel.
Themelis schnüffelte zwischen ihren Beinen und röhrte: »Saubere Wäsche! Und ’ne feuchte Pussy! Gut! Vielleicht sehen wir uns später noch, Ellie!«
»Nicht, wenn ich dich zuerst sehe!«, fauchte sie ihm entgegen, als er sie wieder auf die Füße stellte. Dann lief sie die Treppe hinunter und stürmte durch die Kneipe auf die Straße hinaus. Von unten bellte
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