ENTSEELT

... eine Vermutung ... irgendwas ...
    Das E-Dezernat behält die Erklärung für das Phänomen für sich – zum Schutz der Welt! Denn: Das Ding aus Perchorsk hat eine offensichtliche Ähnlichkeit mit dem Monstrum, das Yulian Bodescu in seinem Keller heranzüchtete, und mit dem Überrest von Thibor Ferenczy, der in den kreuzförmigen Bergen Rumäniens verbrannt wurde, mit dem Unterschied, dass diese im Vergleich zu dem Flugobjekt pygmäenhaft winzig waren und dass dieses Monster über Waffen verfügt! Kurz gesagt, diese Kreatur besteht aus vampirischem Protofleisch, und das E-Dezernat hegt den Verdacht, dass die Russen sie in Perchorsk herangezüchtet haben: Ein unverantwortliches biologisches Experiment, das möglicherweise seinem Käfig oder der Laborumgebung entkommen ist. Das ist zumindest eine Theorie. Aber nicht die einzige ...
    Es gelingt dem E-Dezernat, einen telepathisch begabten Spion in das Perchorsk-Projekt einzuschleusen. Bevor er enttarnt wird, erfahren sie genug, um sich von der weltumspannenden Bedrohung zu überzeugen, die von dem Komplex ausgeht. Die Sache ist so gefährlich, dass sie den Kontakt zu Harry Keogh wieder aufnehmen.
    Wir schreiben das Jahr 1985. Acht Jahre sind seit Yulian Bodescus Tod vergangen, und seit Harry das Schloss Bronnitsy in die Luft gesprengt hat. Acht lange Jahre, seit seine dem Wahnsinn nahe Frau und ihr necroscopisch begabter Sohn geflüchtet und wie vom Erdboden verschwunden sind. Seit dieser Zeit ist Harry auf der Suche nach ihnen. Sie sind nicht tot, denn sonst hätten die zahllosen Toten das erfahren und damit auch er. Aber wenn sie noch am Leben sind – Harry weiß nicht, wo er noch suchen könnte. Er hat jedes Schlupfloch erforscht, wirklich jeden Ort ...
    Darcy Clarke, der jetzige Leiter des E-Dezernats, sucht Harry in seinem Haus in Edinburgh auf. Er versucht, ihm die Geschichte mit dem Perchorsk-Projekt nahezubringen, aber Harry ist nicht interessiert. Doch je mehr Einzelheiten Clarke preisgibt, desto mehr horcht Harry auf. Seine alten Feinde, die sowjetischen ESPer, haben das Perchorsk-Projekt gegen metaphysische Beobachtung abgeriegelt. Offensichtlich verbergen sie dort etwas, etwas sehr Unangenehmes. Außerdem sind dort kampfbereite Truppen stationiert – weswegen? Wer sollte ein abgelegenes Gebiet im Ural angreifen? Wen wollen die Russen damit abschrecken? Was halten sie dort unter Bewachung?
    »Wir vermuten, dass sie dort Genforschung betreiben«, erklärt Clarke. »Wir vermuten, sie klonen dort Kampfvampire.«
    Selbst jetzt ist Harry nur mäßig interessiert, aber schließlich spielt Clarke seinen Trumpf aus: Michael J. Simmons, der englische Spion in Perchorsk, ist verschwunden. Die besten Telepathen des E-Dezernats können ihn nicht aufspüren, sind aber überzeugt, dass er lebt (wäre er »eliminiert« worden, hätten sie das gespürt). Was eine Parallele zu Harrys Problem darstellt! Es könnte doch durch einen bizarren Zufall so sein, dass sich Harry junior, Brenda Keogh und der englische Spion alle am gleichen Ort befinden. Um sicherzugehen, dass das E-Dezernat ihn nicht einfach nur vor den eigenen Karren spannen will, bittet Harry seine unzähligen toten Freunde, die Geschichte zu überprüfen. Gibt es in ihren Reihen einen Neuzugang namens Michael J. Simmons?
    Nein. Simmons ist nicht tot. Er ist einfach verschwunden ...
    Harry geht der Sache nach und erfährt, dass der Unfall im Perchorsk-Projekt ein Loch ins Raum-Zeit-Kontinuum gesprengt hat, ein »graues Loch«, das zu einer Parallelwelt führt. Und die Welt auf der anderen Seite ist die Brutstätte von Vampiren und der Ursprung aller Vampirmythen und -legenden.
    Er sucht erneut den Rat des lange verstorbenen August Ferdinand Möbius, kontaktiert den intriganten Geist des vergangenen Faethor Ferenczy und unterhält sich mit neueren Freunden aus den Reihen der Toten, bis er schließlich einen anderen Weg in die Vampirwelt findet. In eine Welt des Schreckens!
    Die Sonnenseite ist eine heiße, gleißende Wüste, die Sternseite ist das Reich der Vampire, wo ihre Horste nahe den Bergen, die den Planeten in zwei Hälften teilen, kilometerhoch in den Himmel ragen. Auf der Sonnenseite durchstreifen die Traveller, die ursprünglichen Zigeuner, während der langen Tage in Clans und Sippen die fruchtbaren Ausläufer des Zentralmassivs und vergraben sich während der kürzeren, angsterfüllten Nächte in Höhlen und dunklen Ecken. Denn wenn die Sonne auf der Sonnenseite untergeht, begeben sich die Wamphyri