Entspannt erleben - Babys 1. Jahr
Wenn Ihr Kind in Ihrem Arm geborgen liegt, wird es diese ersten Atemzüge – wenngleich auch neuartig, fremd und irritierend – weniger schmerzhaft erleben. Ganz anders werden die Empfindungen sein, wenn es von Ihnen getrennt und gleich nach seiner Geburt schmerzhaften oder hektischen Behandlungen unterzogen wird.
»Ich will mein Kind von Anfang an nicht in meinem Bett, sonst bekomme ich es nie wieder raus!
Ursula Jahn-Zöhrens, Hebamme
Im Kurs sprachen wir über die ersten Tage mit dem Baby. M. war fest entschlossen, ihr Baby von Anfang an in seiner Wiege zum Schlafen zu legen, damit es sich nicht ans Elternbett gewöhnen sollte. Ich versuchte ihr zu vermitteln, dass Babys sich von 24 Stunden Körperkontakt „entwöhnen müssten“ und daher sehr nach dem Körperkontakt zur Mutter suchten. Als ich am 4. Tag nach der Geburt meinen ersten Hausbesuch bei M. machte, lagen Mutter und Tochter auf dem Sofa. Meine Frage nach dem Schlafverhalten der kleinen Melina beantwortete mir die Mutter mit der Gegenfrage: Was denkst du, wo sie schlafen will? Nur auf meiner Brust und bei mir im Bett! Und es fühlt sich so gut an.“ Und sie strahlte dabei.«
Die Geburt und die ersten Tage
Die Geburt ist das Tor, das Sie durchschreiten, um den neuen Lebensabschnitt als Eltern zu beginnen. Die neun Monate Schwangerschaft dienen dazu, sich darauf einzustellen. Alles, was Sie an Vorbereitung für Ihr Kind tun, dient der Vorbereitung Ihrer neuen Lebenssituation.
Die Zwiesprache mit Ihrem Ungeborenen, das Spüren der Kindsbewegungen, Gespräche über Ihr Baby mit Ihrem Partner und nicht zuletzt die Einrichtung des Kinderzimmers unterstützen diesen Prozess und dienen dazu, eine Bindung zum Kind aufzubauen. Neugierig fragen Sie sich, wie es wohl aussehen wird. Wollen Sie das Geschlecht im Voraus wissen oder lassen Sie sich überraschen? Wie soll es heißen? Mit anderen Schwangeren haben Sie sich auf die Geburt in Kursen vorbereitet.
Erkenntnisse und Einschätzungen sind eng mit unserer Einstellung verknüpft: Betrachten Sie das „Zur-Welt-Kommen“ als einen natürlichen Prozess, für den Ihr Kind gut ausgerüstet ist und für den Sie bereit sind. Eine solche Einstellung wird eine andere Bewertung des Geburtserlebens zur Folge haben, als wenn Sie im Innersten die Geburt und das, was Sie und Ihr Kind durchleben müssen, als Belastungen auffassen, von der professionelle Helfer Ihnen möglichst viel ersparen sollten. Gehen Sie von folgenden Voraussetzungen aus:
Ein Baby will zur Welt kommen, wenn es „fertig“ ist.
Ein Baby kommt mit großer eigener Kraft zur Welt.
Das Kind ist gut darauf vorbereitet, denn während der Zeit in der Gebärmutter wurden Motorik, Sinnesorgane, Nervensystem und alle anderen Organe bestens ausgebildet, auch für die Belastung der Geburt.
Hebammen und Ärzte sollten Sie ermutigen, die natürlichen Prozesse geschehen zu lassen und für Sie die Bedingungen schaffen, welche Ihre Geburtsarbeit ungestört ablaufen lassen und Sie darin bestärken. Sie sollten nur dann eingreifen, wenn dies wegen Problemen erforderlich scheint.
Die Geburt ist ein Dialog zwischen Ihnen und Ihrem Kind
Wenn ein Kind „reif“ ist und alle lebensnotwendigen Fähigkeiten ausreichend entwickelt hat, ist der günstigste Zeitpunkt gekommen, die Gebärmutter zu verlassen und das Licht der Welt zu erblicken. Zu diesem Zeitpunkt produziert es selbst Hormone, die wiederum Ihre Hormonausschüttung stimulieren: Die Wehen beginnen.
In der Wehe wie auch in der Wehenpause befindet sich das Kind in einem intensiven Dialog mit Ihnen, seiner Mutter. Sie beide gestalten und bestimmen den Rhythmus und das Tempo der Geburt gemeinsam. Das Baby weiß seinen Weg. Zum einen sind es seine angeborenen Reflexe, zum anderen seine bis dahin erworbene Kraft, sein Wille, einen Auswegzu finden. Möglicherweise hilft es ihm auch, wenn seine Mutter ihm klare Botschaften gibt: einen festen Widerstand am oberen Rand der Gebärmutter (Uterusfundus) und den weicheren Muttermund.
Nach dem starken Druck, den das Kind bei der Passage durch den Geburtskanal erfahren hat, erwartet es nun nicht etwa die federleichte Freiheit, sondern ganz im Gegenteil! Mit bis dahin nicht gekannter Wucht drückt die Schwerkra ft das Kind auf seine Unterlage. Bisher ist es recht schwerelos im Fruchtwasser getragen worden, jetzt plötzlich ist es dem Luftdruck und der Erdanziehung ausgeliefert. Auch für diese Erfahrung war der starke Druck der Wehen eine gute Vorbereitung.
Die Umgebung
Weitere Kostenlose Bücher