Entspannt wie ein Buddha
ist es keineswegs negativ, festzustellen, dass und unter welchen Umständen Leiden auftritt.
So wie viele andere litt Siddhartha darunter, dass Menschen krank werden, altern und sterben. Diese Vorstellungen deprimierten ihn. Andererseits hatte er beobachtet, dass nicht jeder unter diesen Tatsachen leidet. Manchmal traf er Menschen, die zumindest zeitweise glücklich schienen, obwohl sie genauso der Vergänglichkeit unterworfen waren wie alle anderen. Woran also lag es, ob jemand unglücklich oder glücklich war?
2. Die Wahrheit von der Entstehung des Leidens
Wenn Menschen denselben Umständen ausgeliefert sind,die einen aber glücklich oder gelassen bleiben, während die anderen verzweifelt sind, dann kann es offensichtlich nicht an den Umständen selbst liegen, wie Menschen fühlen und handeln. Wovon hängt es dann ab, wenn nicht von der Umgebung?
Der Buddha stellte nach jahrelanger Suche fest, dass sich im Inneren eines Menschen, in seinem Geist, entscheidet, wie er auf die äußeren Bedingungen reagiert. Es kommt darauf an, worauf jemand seine Aufmerksamkeit richtet, wie er dies tut und wie er über die Dinge denkt.
Die äußeren Dinge sind reine Tatsachen. Erst der menschliche Geist teilt sie in Kategorien ein. Er bewertet sie als angenehm, unangenehm oder gleichgültig. Im ersten Fall entsteht Freude, im zweiten Leid und im dritten Gelassenheit.
Leiden ist, so gesehen, ebenso wie Glück oder Seelenruhe ein subjektives Erleben. Menschen
machen
ihre Erfahrungen, und zwar nicht im passiven Sinne, sondern aktiv dadurch, dass sie die Wahl treffen, wie sie denken, fühlen, reden und handeln wollen. Sie sind sich ihrer Entscheidung nicht immer bewusst und können deren Folgen noch weniger zuverlässig einschätzen. Dennoch kommt niemand, der gründlich darüber nachdenkt, an der Erkenntnis vorbei, dass Leiden und Freude kein reiner Zufall sind, sondern das Ergebnis kognitiver Prozesse, einfacher gesagt: des Denkens und Beurteilens.
Die inneren Einstellungen, die am häufigsten Leiden hervorrufen, sind nach Ansicht des Buddha Gier, Hass und Verblendung. Mit Gier ist das unbedingte Habenwollen,mit Hass das absolute Nicht-Habenwollen und mit Verblendung Unwissenheit, Leugnung oder Voreingenommenheit gemeint. Wer glaubt, etwas haben zu müssen, koste es, was es wolle, öffnet dem Unglück Tor und Tür. Fanatismus, Hass und Feindschaft bewirken dasselbe. Und die Folgen von Dummheit, Borniertheit, Vorurteilen und Unbelehrbarkeit sind ebenso bekannt. Insofern dürfte es nicht allzu schwerfallen, dem Buddha zuzustimmen.
Sein eigenes Leiden war dadurch bestimmt, dass er im Hause seines Vaters unter Bedingungen lebte, die er innerlich vehement ablehnte. Er wollte sie weder akzeptieren, noch konnte er etwas dagegen unternehmen. Insofern lebte er in einer ständigen Zwickmühle. Erst als er es wagte, gewissermaßen von zu Hause zu fliehen, besserte sich seine Lage.
Vor Krankheit, Alter und Tod konnte Siddhartha jedoch nicht davonlaufen. In diesem Fall half ihm nur, diese Tatsachen schließlich zu akzeptieren.
3. Die Wahrheit vom Vergehen des Leidens
Entgegen einer verbreiteten Meinung vergeht Leiden nicht von selbst. Vielmehr müssen sich die Umstände ändern, unter denen es entstanden ist. Dies können die äußeren Bedingungen sein, wie im Beispiel des Buddha, als er sich eine neue, ihm gemäßere Umgebung suchte. Oder die »in neren Umstände«, das heißt, die Einstellung muss sich ändern. Dies ist die einzige Möglichkeit, wenn die Tatsachen unabänderbar sind, wie beispielsweise bei Krankheit, Alter und Tod. Niemand kann es vermeiden, ab und zu krank zu werden. Keiner kommt an der Tatsache vorbei, dass seine Jugend vergeht und er eines Tages sterben muss.
Die Tatsachen sind, wie sie sind. Das Leiden dagegen ist die Folge der eigenen Ansichten. Man könnte auch sagen: eine Frage der Wahl. Ich weiß, dass dies manchem zu weit geht, und will Sie auch nicht drängen, dieser Auffassung vorbehaltlos zuzustimmen. Der amerikanische Psychiater Milton Erickson hat es mal so gesagt: »Ich möchte nicht, dass Sie glücklicher werden, als Sie es wollen.« So ungefähr würde ich es auch ausdrücken. Sie sollen sich nur so weit entspannen, wie Sie es richtig finden. Was Sie denken, fühlen, sagen und tun wollen, ist allein Ihre Entscheidung. Die Philosophie des Buddha ist ein reines Angebot, das man ganz, teilweise oder gar nicht annehmen kann. Das ist sein besonderer Charme.
Wenn Gier, Hass und Verblendung die
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