Entspannung lernen und lehren
können uns entspannt zurücklegen, kommt das Gefühl auf, alles Notwendige getan zu haben. Man könnte ein Buch alleine über die Symptome dieses Phänomens schreiben. Freitags denken viele: »War nicht eben noch Montag?« Das Wochenende war viel zu kurz und Sonntag Nachmittag/-abend denken sie mit flauen Vorahnungen an die kommende Woche. Manch einen überkommt gar jedes Mal eine mittelschwere Depression. Am Anfang der neuen Arbeitswoche, zurück am Arbeitsplatz, fühlt man sich von der Vielfalt der Anforderungen und Aufgaben erschlagen und bringt es dadurch kaum über sich, mit überhaupt irgendetwas anzufangen. Und, ehe man sich versieht, ist schon wieder Freitag ...
Oder kennen Sie das folgende Phänomen? Wenn Sie sich endlich einmal Zeit freigeschaufelt haben und diese für etwas Schönes nutzen wollen, taucht sofort der Mahner in Ihrem Hinterkopf auf: »Du könntest noch, du müsstest doch ...« und will Sie zu einer weiteren - ach so notwendigen - Tätigkeit drängen.
Dieser Mangel an Muße ist nicht auf die Arbeitswelt beschränkt. Schauen Sie nur auf die heutige Kinderwelt: Die Kleinen werden von Termin zu Termin kutschiert, die fürsorglichen Eltern wollen ihren Sprösslingen ja etwas »gönnen«, der Nachwuchs soll in seiner Entwicklung so gut wie möglich »gefördert« werden. Schließlich muss dieser in Zukunft gut aufgestellt sein, im Vergleich zu den menschlichen Mitbewerbern (eigentlich Mit-Menschen, oder?) ...
Und geht es Ihnen bisweilen auch so: Wenn eine private Verabredung am Abend nicht zustande kommt, weil der andere absagt – fühlen Sie dabei, Hand aufs Herz, Erleichterung? Sie beteuern natürlich, wie schade Sie die Absage finden, sind aber im Grunde genommen froh. Denn selbst das schönste Treffen bringt psychische Belastung, wenn der eigene Akku leer ist.
Wie gesagt, man könnte noch viel mehr zu diesen Symptomen schreiben, meist werden diese unter dem Oberbegriff »Stress« zusammengefasst. Wir werden nun zum einen die hierfür verantwortlichen Ursachen gemeinsam herausfinden (die bei jedem ein wenig unterschiedlich sind) und Strategien entwickeln, die Ihr Leben lebenswerter, aber auch sinnlicher und erfolgreicher machen. Doch keine Angst, Hauptthema dieses Buches bleibt das Erlernen von Entspannungstechniken und Meditation. Aber wir wollen Ihren Übungsbemühungen ja einen fruchtbaren Boden schaffen. Wer weiß, vielleicht wird Ihr Leben durch diese Vorgehensweisen schon so entspannt, dass Sie auf die Übungen verzichten können :-).
2.2 Was ist Stress?
Viele von uns erleiden Stress aufgrund von Faktoren, die (oft nur scheinbar) notwendig sind, zum Beispiel in Beruf, Schule oder Studium. Andere geraten unter Stress, weil Sie sich immer wieder etwas Neues vornehmen und sich diesem dann verpflichtet fühlen. Diese Umtriebigkeit erklärt sich dadurch, dass unser Geist, so wir ihn ungebändigt gewähren lassen, stets auf der Suche ist nach Dingen, die angenehm sind, Sicherheit bringen oder Schlechtes vermeiden helfen. So füllen sich unsere Tage mit Aktivitäten, Terminen und daraus folgendem Druck. Im Endergebnis können wir viele Tätigkeiten nicht mehr genießen.
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Gönne dir einen Augenblick der Ruhe und du begreifst, wie närrisch du herumgehastet bist. Lerne zu schweigen und du merkst, dass du viel zu viel geredet hast. Sei gütig und du siehst ein, dass dein Urteil über andere allzu hart war.
Tschen Tschiju
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Der Begriff Stress wurde in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts geprägt. Damals fanden Beobachtungen an Tieren statt, die unter ungewöhnlich anstrengenden Bedingungen lebten, künstlichem Stress ausgesetzt wurden (Hitze, Kälte, unangenehme Umgebungen) oder die verletzt waren. Registriert wurden die physiologischen Veränderungen an den Tieren aufgrund dieser widrigen Umstände. Es wurden die Ausdrücke Stressfaktor, dies ist der auslösende Reiz oder Kontext, und Stress, als die Reaktion des Tieres/Menschen auf diese Stressfaktoren, definiert. Stress ist also streng genommen nur die jeweilige Antwort des Organismus auf äußeren oder inneren Druck bzw. Anspannung.
Stress als Echo auf das Geschehen
Diese Reaktion des Körpers kann als Adaption (Anpassung) an den stressauslösenden Faktor gedeutet werden. Anpassung ist notwendig und evolutionär sinnvoll, da der Körper versucht, mit den neuen Bedingungen umzugehen. Leider werden bei diesen Reaktionen oft Krankheiten ausgelöst, wie viele stressspezifische oder durch Stress
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