ENTWEIHT
ja – genauso würde ich es auch beschreiben, David – aber wovon wimmelt es dort?«
»Malinari ist es nicht«, meinte Chung mit einer verneinenden Kopfbewegung und legte seine bebende rechte Hand auf die Metallschuppen des Kampfhandschuhs. »Seine Waffe hier ist eiskalt und tot. Befände Malinari sich dort, hätte ich mittlerweile bestimmt schon irgendeine Reaktion. Aber irgendetwas ist dort, da bin ich mir sicher.«
»Geh runter«, sagte Liz. »Durch die Bäume zum Haus, in die unteren Stockwerke, dann in die Kellergeschosse und ...«
»Halt!« Die Stimme des Lokalisierers klang wie ein Peitschenknall.
»Was ist?«, fragte Trask heiser.
»Gedankensmog!«, flüsterte Chung. »Da drüben ist jemand – etwas! «
»Ich habe ihn!«, erwiderte Liz, nun ebenfalls flüsternd.
»Vampire!«, hauchte Chung.
»Wie viele?«, bellte Trask. »Ich will wissen, wie viele!«
»Nur der eine«, sagte Liz nach einem Augenblick. »Ich glaube, er passt auf das Haus auf.«
»Ein Aufpasser?« Vorsichtig legte Trask ihr die Hand auf die Schulter.
»Ah!«, stieß Liz in diesem Moment hervor und zog ihre Sonde zurück. Gleichzeitig riss sie das Fernglas so schnell von den Augen, dass es ihr fast aus der Hand fiel. »Ich glaube, er hat mich bemerkt. Ich habe gespürt, wie er erstarrte.«
»Lass es gut sein!«, sagte Trask, ohne zu zögern. »Geh da bloß nicht mehr rein. Du hast genug geleistet. David?« Damit berührte er Chung.
»Schon okay«, erklärte der Lokalisierer. »Ich bin an ihm vorüber. Vielleicht ist er auf Liz aufmerksam geworden, aber nicht auf mich: Das ist eindeutig nicht Malinari! Ich gehe jetzt runter – in die Mine hinab – unter die Erde. In der Erde wimmelt es von ihnen. Da unten ist alles … ich weiß nicht recht … da ist alles verseucht.«
»Was ist?«, wollte Trask wissen. »Was hast du gefunden?«
Abermals bestand die Antwort des Lokalisierers lediglich in einer verneinenden Kopfbewegung.
»Lass mich seine Gedanken lesen«, sagte Liz. »Davids Gedanken. Auf diese Weise habe ich keinen direkten Kontakt und was auch immer sich dort befindet, wird mich nicht wahrnehmen.«
»In Ordnung«, sagte Trask.
»Ich habe es«, meinte Liz kurz darauf. »Ein Schwachsinniger, vielleicht auch mehrere. Das degenerierte Wesen, das ich vom Dach der Feste aus wahrnahm. Das Gewimmel geht von ihm aus. Es … es wächst da unten!«
Und als sie schließlich begriff, worum es sich wirklich handelte, sank sie schaudernd in Trasks Arme. »Ich glaube, es ist wohl das Gleiche wie jener grässliche Garten unter dem ›Pleasure Dome‹-Kasino, in dem Peter Miller zu dieser grässlichen ...«
»... Totensaat verrottete«, sagte Trask. »Oder vielmehr Un- Totensaat, wenn man so will.«
Der Lokalisierer hatte seine Aufgabe vorerst beendet. »Sonst empfange ich nichts mehr«, sagte er, froh, wieder draußen zu sein und sowohl seinen Augen als auch seinen übersinnlichen Fähigkeiten wieder ein bisschen Ruhe zu gönnen.
»Gut gemacht«, sagte Trask, »das gilt für euch beide. Aber wir sind noch nicht fertig. Ich möchte, dass ihr euch jetzt, solange noch Zeit dazu ist, das Kloster anseht ...«
SECHZEHNTES KAPITEL
MALINARI TRÄUMT VON BLUT – VAVARA VON VERRAT – IHRE TRÄUME ERGÄNZEN EINANDER
Die Sonne war beinahe untergegangen, ihr Licht erschien nur noch als blassgelbe Färbung auf den Mauern und festungsartigen Türmen des Klosters, als Liz und der Lokalisierer erneut ihre Ferngläser aufnahmen, sie auf eine größere Entfernung einstellten und ihre Blicke über das Gemäuer schweifen ließen. Diesmal sagte Trask gar nichts und enthielt sich jeder Bemerkung über Sicherheitsmaßnahmen, denn mittlerweile lag eine nahezu greifbare Spannung in der Abendluft, die jede Warnung überflüssig erscheinen ließ.
»Die Türme?«, fragte Liz.
»Ja, die Türme«, nickte Chung kaum wahrnehmbar, während er seine Gedankensonde pfeilgerade seiner Blickrichtung folgen ließ. »Derjenige, der der Straße am nächsten steht. Ich habe das Glas auf seine höchstgelegenen Fenster eingestellt.«
»Überprüfen«, sagte Liz. Ihre Stimme war nur ein Hauch.
Die Schultern des Lokalisieres bebten, unwillkürlich überlief ihn ein Schauder. »Mein Gott!«, stieß er hervor. »Gedankensmog – aber so einer ist mir noch nie untergekommen – so dicht, dass man ihn schneiden könnte!«
»Ich hab’s jetzt auch«, flüsterte Liz. »Eine mentale Nebelwand, ein undurchdringlicher geistiger Schutzschild. Und dahinter schläft jemand.
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