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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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für ihn. Er bekam nicht einmal mehr mit, wie er durch das Tor stürzte, und spürte weder die Kieselsteine auf dem Weg, auf dem er bäuchlings landete, noch den kühlen Nachtwind, der über seinen lang gestreckten Körper strich ...
    Das Licht – allerdings ein natürliches Licht – und das schmerzhafte Pochen in seinem Kopf weckten ihn. Er musste blinzeln.
    Er lag in einem weißen Zimmer auf einem Bett unter einem weißen Laken. Ein fremder Mann und eine Frau blickten auf ihn hinab. Die Sorge stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Eh?«, fragte Jake. »Was? Wo bin ich?«
    Die Frau, jung und hübsch, griff nach seiner Hand und redete in einer Sprache auf ihn ein, die Jake für Griechisch hielt. Allerdings war seine Kenntnis dieser Sprache äußerst begrenzt, darum schüttelte er den Kopf. Ein Fehler, denn dies machte das Pochen bloß schlimmer.
    »Englisch?«, fragte der junge Mann. »Sind Sie Engländer?«
    »Yeah«, antwortete Jake, seine Stimme ein trockenes Krächzen. »Und Sie müssen wohl Grieche sein.« Die Vermutung lag nahe, und zwar nicht nur aufgrund der Sprache. Das weißgetünchte Zimmer, das Bett aus lackiertem Pinienholz, die Einrichtung und die Deckenbalken ließen allesamt auf Griechenland schließen, ebenso das Licht, das durch ein offenes Fenster fiel, ein ganz besonderes Licht, wie man es nur im Mittelmeerraum findet. »Könnte ich einen Schluck Wasser bekommen? Und könnten Sie mir bitte sagen, wo ich bin?«
    Die junge Frau verschwand aus dem Zimmer. »Ja, wir sind Griechen«, sagte der Mann. »Und dies hier ist unser Haus.«
    »Auf einer griechischen Insel«, sagte Jake.
    Der junge Mann machte vor Verblüffung ganz große Augen. »Aber natürlich!«, antwortete er. »Sie sind hier auf ...«
    »Zante«, sagte Jake. »Zakynthos im Ionischen Meer.« Dessen war er gewiss. Es war ihm aus heiterem Himmel in den Sinn gekommen, dennoch war er felsenfest davon überzeugt. Und da er noch nie im Leben hier gewesen war, war dies an sich bereits ein Rätsel! Eines jedoch stand fest: Er fühlte sich hier gut aufgehoben und auch sicher. Aber weshalb? Konnte es an der Atmosphäre des Ortes liegen? An dem frischen, sauberen Geruch?
    »Sie sind Tourist, ja?«
    »Nein«, entgegnete Jake, überlegte es sich jedoch sofort anders und entschied sich für den bequemeren Weg. »Doch, Sie haben recht, natürlich bin ich Tourist. Ich hatte, äh, einen Unfall … glaube ich.«
    Mühsam setzte er sich auf; der junge Grieche half ihm dabei. »Sie haben Glück«, sagte er, »dass wir Sie gefunden haben. Sie lagen draußen. Gestern Nacht waren wir bei einem Freund, auf einer Party, und kamen spät nach Hause – zwischen ein und zwei Uhr morgens. Da fanden wir Sie auf dem Weg neben der Haustür liegend.«
    Dunkel regte sich eine Erinnerung, allerdings eine Pseudo-Erinnnerung, wie Jake klar war. Eine andere Erklärung gab es nicht. »Dies hier ist … Zeks Haus«, sagte er. »Zek Foeners Haus bei Porto Zoro auf Zante.«
    »Ah!«, machte sein Gegenüber. »Sie kennen Zekintha? Mein Vater, er kaufte dieses Haus von Zekintha. Für mich und Denise, meine Frau. Aber das ist, oh, schon gut vier oder fünf Jahre her! Auf Englisch lautet mein Name Dennis.«
    »Dennis und Denise«, meinte Jake blinzelnd. Er wirkte überrascht und fühlte sich immer noch wie benommen.
    »Dies ist Zante«, entgegnete der andere achselzuckend. »Der Schutzheilige der Insel ist der Heilige Dionysios. Darum heißen viele Leute hier Dennis. Dennis oder Denise.«
    Doch Jake dachte immer noch daran, was Dennis über Zek gesagt hatte. Ja, natürlich hatte sie das Haus vor vier, fünf Jahren verkauft – und zwar als sie Ben Trask geheiratet hatte. Zek und Harry Keogh waren lange Jahre befreundet gewesen, und wahrscheinlich hatte der ursprüngliche Necroscope sich hier ebenfalls sicher gefühlt. Nur – sicher wovor? Mit welchen Problemen hatte er zu kämpfen gehabt? Mit welchen auch immer, dieser Ort war in seinem Bewusstsein haften geblieben, so wie es nun bei Jake der Fall war; die einzigen Koordinaten, die er/sie noch im Gedächtnis hatte/n, der einzige Ort, an den Jake zu fliehen vermochte.
    Zu fliehen? Wo kam dieser Gedanke nun wieder her? Denn im Grunde war Jake gar nicht hierher geflohen, vielmehr hatte ihn etwas an diesen Ort gezogen, oder nicht? Vielleicht Harry, der einst hier Zuflucht gesucht hatte. Und abermals fragte Jake sich: Zuflucht wovor …?
    »Helfen Sie mir hoch«, sagte er. Als er die Decke zurückschlug, stellte er fest, dass

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