ENTWEIHT
sich auf ihren Stühlen bequem gemacht, kam er herein und servierte ihnen ihre Getränke. Sie bestellten getoastete Sandwiches, und Yiannis machte Anstalten, sich in den kleinen Küchenanbau an der Rückseite des Lokals zurückzuziehen. Doch bevor er verschwand, hielt er noch einmal inne.
»Aus der Türkei gibt es ziemlich üble Neuigkeiten«, sagte er zu Trask. »Schon wieder ein Streit um Hoheitsgebiete. Die Türken beanspruchen Lesbos und Samos für sich. Beide Inseln liegen ziemlich nah vor der türkischen Küste und beide Regierungen rasseln mit den Säbeln. Das Ganze ist äußerst besorgniserregend.«
»Das muss es wohl sein«, meinte Trask.
»Andererseits«, sagte Yiannis, »ist das Verhältnis gespannt, seit sie in den Siebziger Jahren Zypern besetzten. Hoffen wir, dass es nicht mehr als bloß weiteres Herumgepolter ist.«
»Vielleicht liegt es ja nur an diesem beschissenen, nicht enden wollenden El-Niño-Wetter!«, meinte Trask. Während sein Gesicht Verständnis für Yiannis’ Sorgen ausdrückte, spielte er diese doch herunter, wenn auch nur, um den jungen Griechen zu beruhigen und seine Stimmung etwas aufzuhellen.
»Ah, vielleicht hast du ja recht!« Endlich grinste Yiannis wieder. »Geben wir El Niño die Schuld. Aber – ich glaube, das habe ich schon gesagt – es soll einen Wetterumschwung geben. Ein Wolkengürtel treibt Richtung Süden und schon morgen Nachmittag rechnen sie mit Regen. Das wird eine ganz schöne Erleichterung sein!«
»Und die Sonnenfleckenaktivität …?«
»... nimmt endgültig ab«, sagte Yiannis. »Kam alles schon in den Nachrichten. Ferngespräche und Satellitenverbindungen sollen in wenigen Stunden wieder einwandfrei funktionieren. Wenn du immer noch mit London telefonieren möchtest, gibt es keinen Grund, weshalb du es nicht sofort versuchen solltest.«
»Vielleicht sollte ich genau das tun«, meinte Trask lächelnd. Erneut tat er, als nähme er alles auf die leichte Schulter – obwohl er am liebsten gleich zum Telefon gerannt wäre. »Vielen Dank für den Tipp.«
»Keine Ursache!« Damit entfernte Yiannis sich, um die Sandwiches zu machen.
Trask wartete ab, bis der junge Grieche außer Sicht war, dann erhob er sich und sagte zu seinen Leuten: »Hebt einen Happen für mich auf!« Und während er aus dem Lokal schlenderte, fügte er hinzu: »Jetzt möchte ich meine Geräte überprüfen, um zu sehen, ob sie wieder funktionieren. Vielleicht probiere ich auch erst nur das Telefon im Verwaltungsgebäude.«
»Soll ich mitgehen?«, fragte Goodly.
Trask schüttelte den Kopf. »Bleib hier und iss etwas. Ich werde London anrufen. Alles, was du ihnen sagen könntest, kann ich ihnen auch mitteilen.«
»Frag, wie es Lissa geht«, rief Lardis ihm nach.
»Selbstverständlich«, erwiderte Trask, indem er sich noch einmal umwandte. Sein Blick streifte Liz, und ehe es für sie in Verlegenheit ausartete, fügte er hinzu: »Ich werde mich nach allen erkundigen. Das heißt, falls ich durchkomme.«
Damit war er zur Tür hinaus und verschwand ...
Eine Stunde zuvor in London, wo die Abenddämmerung einer Nacht wich, die stürmisches Wetter verhieß:
Wer fährt heutzutage noch U-Bahn, dachte Millicent Cleary bei sich, als sie wegen irgendeines Problems auf der vor ihnen liegenden Strecke mit dem sie begleitenden Sicherheitsbeamten in Zivil und einem guten Dutzend weiterer Fahrgäste an King’s Cross aus dem Zug steigen musste. Aber wem kann man das schon verdenken?
Die Victoria Line war eine der wenigen U-Bahn-Strecken, die – wenigstens teilweise – noch funktionierten, doch selbst auf diesen wenigen Strecken kam es immer wieder zu Störungen. Seit der großen Überschwemmung von 2007 verhielt es sich so. Steigende Meeres- und Grundwasserspiegel, höhere Gezeitenstände und regelmäßige Überflutungen, weil die Themse über die Ufer trat, ließen das Wasser schneller steigen, als man es hinauspumpen konnte! Viele der älteren Tunnelsysteme waren eingestürzt und standen unter Wasser; einige der tiefer gelegenen Gänge und Schächte waren, je nach Gesteinsschicht, zwar trocken geblieben, dafür jedoch unzugänglich oder gefährlich, weil ältere, über ihnen, näher an der Oberfläche liegende Geschosse eingestürzt waren. Die heutige Störung war nur eine von vielen, die Millie bereits erlebt hatte, wenn sie von Finsbury Park aus in die City fuhr.
Doch heute Abend war schon einiges schief gelaufen. Erst wollte der Wagen ihres Begleitschutzes nicht mehr anspringen, als der
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