ENTWEIHT
Azurblau mit karminrotem Kern und schließlich ...
… zu einem unverkennbaren, einheitlichen, blutigen Rot!
Anfangs war Jake geschockt, doch dann stoppte er seinen Sprung in die Vergangenheit, kehrte um und beeilte sich, wieder ins JETZT zu gelangen. Dort ließ er die Tür in die Vergangenheit hinter sich und begab sich direkt an die Koordinaten seines Beobachtungspostens, wo er erschüttert, mit einem Korath, der sich, so fest er nur konnte, an den Rand seines Bewusstseins klammerte, wieder auftauchte.
Hast du das gesehen?, fragte der tote Vampir »atemlos«. In seiner Stimme schwang Panik mit. Ja, natürlich hast du das, ich sah sie ja durch deine Augen.
Jakes Kehle war staubtrocken, er brachte nur ein Krächzen zustande. »Oh ja, das habe ich«, erwiderte er mit rauer Stimme. »Wir haben es mit deinen Artgenossen zu tun, Korath. Mit Vampiren!«
Dann lass es bleiben! Wenn dir dein Leben lieb ist – und auch um dessentwillen, was ich durch dich als Leben kennengelernt habe – lass es bleiben!
»Ich muss es tun«, entgegnete Jake. Nun glaubte er zu wissen, worum es hier ging. »Jetzt verstehe ich. Das also ist die Angelegenheit, die Harry unerledigt hinterließ. Er erzählte mir, er habe gesehen, dass in der Zukunft blutrote Vampirfäden meinen Lebensfaden kreuzen. Dasselbe, was wir eben in der jüngsten Vergangenheit sahen. Nur haben sie meinen Lebensfaden noch nicht gekreuzt, weil das nämlich erst noch eintreten wird. Und zwar heute Nacht!«
Du kannst es vermeiden, wenn du willst.
»Aber ich will nicht«, sagte Jake. »Was sein wird, ist bereits geschehen, und in diesem Fall auch umgekehrt. Harry verstand es zwar nicht ganz, aber er wusste, dass er die Verantwortung trug, dass etwas aus der Zeit seiner verlorenen Jahre überlebt hatte – dass etwas weiterlebte. Das ist es. Das hat er in der ursprünglichen Manse Madonie getan: Vampire vernichtet! Aber er übersah einen …«
Und der flüchtete hierher?
»Und setzte sich, weiß Gott, in Szene! Er hat überlebt, Korath. Anonymität ist gleichbedeutend mit einem langen Leben. Er versteckte sich in seiner eigenen bösen Unterwelt, ein Ungeheuer, das die Gestalt eines Drogen schmuggelnden Mörders annahm. Aber ist das nicht ohnehin ein und dasselbe?«
Castellano?
»Eben der, diese Bestie«, nickte Jake grimmig. »Castellano, und nun auch seine Männer.«
Ja, ich verstehe, sagte Korath. Er hat sie erst vor Kurzem, in den letzten Tagen zu Vampiren gemacht, als seine untote Leibwache!
»Genau! Wir haben ihre Verwandlung von Menschen in etwas Unmenschliches gesehen. Den rotesten aller Fäden haben wir bislang allerdings noch nicht entdeckt. Der Boss persönlich versteckt sich in jenem Anwesen da unten … was an sich bereits Bände spricht. Es zeigt, dass er Angst vor mir hat.«
Natürlich hat er Angst, immerhin bekam er deinen Zorn zu spüren. Aber, Jake, du kannst es nicht mit ihnen allen aufnehmen. Nicht allein. Ein Dutzend, von dem wir wissen, hinzu kommen ihr Gebieter, Castellano, und mindestens noch ein Leutnant ...
»Ein Leutnant, so wie du?« Das gab Jake zu denken. »Du glaubst, Luigi Castellano ist ein Wamphyri?«
Er ist kein gewöhnlicher Vampir, dessen kannst du gewiss sein, erwiderte Korath. Ja, und jetzt weiß ich auch, was mich schon die ganze Zeit, seit wir hier angekommen sind, beunruhigt. Wenn ich mir dieses Haus so ansehe … nun, es ist, als betrachte ich eine Feste auf der Sternseite!
»Dann haben wir nur umso mehr Grund, ihn jetzt aufzuhalten«, sagte Jake. »Wir haben ihn zum Handeln gezwungen. Er hat Vampire geschaffen und wird sie, wenn er dies hier überlebt, auch einsetzen. Das dürfen wir nicht zulassen.«
Dann verabschieden wir uns jetzt am besten voneinander, sagte Korath. Denn dies ist mit Sicherheit dein Ende – und meines ebenfalls! Was denn? Du willst versuchen, in dieses Haus einzudringen, ohne die geringste Ahnung, was für ein Labyrinth dich da drin erwartet, willst es durchstreifen und deine Bomben legen und hoffst, dass dich keiner bemerkt? Überdies auch noch ein Haus voller Vampire, die allesamt auf der Hut vor dir sind, wie uns die Wachtposten in den Olivenhainen zeigen? Das ist Wahnsinn, Jake, du – wir können das unmöglich ohne Hilfe schaffen!
Doch dann erscholl eine weitere Stimme im ansonsten leeren Äther der Totensprache. Einst war sie sicher energisch gewesen, doch nun klang sie traurig, erschöpft, desillusioniert. Es war Zek.
Jake, sagte sie niedergeschlagen. Ich habe es versucht – oder
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