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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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haben Sie selbstverständlich recht. Darum werden wir das Ding erst fotografieren – und danach verbrenne ich es!«
    Manolis fuhr einen kleinen Fiat, wie man ihn überall auf der völlig auf den Tourismus eingestellten Insel mieten konnte. Gegen sieben Uhr abends passierte er, im Schatten pinienbestandener Berge entlangfahrend, ein von einer steinernen Mauer umgebenes, gerade aufgrund seiner Kargheit beeindruckendes Kloster, das auf einem zum Meer hin steil abfallenden Vorsprung errichtet war. Auf der kurvenreichen, den Gegebenheiten des Geländes angepassten Straße musste er sich so sehr auf das Fahren konzentrieren, dass er die große Limousine auf dem ansonsten leeren Parkplatz des Klosters, deren Fahrer bereits den Blinker gesetzt hatte, um auf die Straße einzubiegen, gar nicht bemerkte. Eleni Barbouris hingegen fiel der Wagen durchaus auf.
    »Auf einer winzigen Insel wie dieser«, meinte sie, »gibt es jemanden, der noch mehr Abgeschiedenheit möchte.«
    »Hmm?«
    »Dieser teure Wagen da hinten – der schwarze mit den dunklen Einwegscheiben? Sie, wer auch immer sie sein mögen, können rausgucken, aber keiner kann hineinsehen.«
    »Von der Sorte gibt es in Athen jede Menge«, erwiderte der Inspektor. »Aber Sie haben recht: Reiche Leute scheinen mehr Wert auf ihre Privatsphäre zu legen als andere. Ah, aber sie können es sich natürlich auch leisten! Und diese Fenster – die sind noch besser als getönte Scheiben, wenn es darum geht, die Sonne abzuhalten.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Eleni. »Aber hier, östlich von Krassos, im Schatten der Berge, noch dazu in der Abenddämmerung, wo es schon ziemlich düster ist, kommt mir das eigentlich unnötig vor.«
    Doch Manolis hörte ihr kaum zu. Ein Stirnrunzeln grub tiefe Falten in sein Gesicht. Etwas, was er selber gesagt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf, und plötzlich merkte er, dass er vor sich hinmurmelte: »Wenn ... wenn es darum geht, die Sonne abzuhalten, ja.«
    »Also, ich persönlich kann gar nicht genug davon kriegen«, sagte Eleni.
    »Bitte?«, fuhr Manolis sie an und jagte ihr damit einen gehörigen Schrecken ein.
    »Die Sonne«, sagte sie. »Ich meinte, ich kann gar nicht genug ...«
    Doch als sie den Blick zur Seite wandte, um ihn anzusehen, stellte sie fest, dass seine Augen gar nicht auf sie, sondern auf den Rückspiegel gerichtet waren.
    »Was, was ist ...?«, begann sie und verdrehte sich beinahe den Hals, um nach hinten zu sehen. Nur wenige Meter hinter ihnen hielt der andere Wagen wie eine gewaltige, blinde Bestie genau auf sie zu!
    Manolis hatte keine Chance, auf die Bremse zu treten, weil sich der schwarze Wagen direkt hinter ihm befand. Beschleunigen konnte er ebenfalls nicht, weil die Straße direkt vor ihm eine scharfe Rechtskurve beschrieb und nicht mehr zu überblicken war. Zu seiner Rechten befand sich die Felswand, aus der die Straße gehauen war, und zur Linken ... ging es dreißig Meter tief, womöglich noch tiefer, abwärts. Unten ragten aus dem Meer spitze Felsen auf und dazwischen nichts, was den Sturz mildern könnte.
    Als der riesige Wagen anfing zu hupen, war Manolis gerade damit beschäftigt, eine Kurve zu überwinden. Die Fliehkraft sandte seinen Fiat über zwei durchgezogene weiße Linien geradewegs auf die Gegenfahrbahn. Manolis biss die Zähne zusammen, zerrte verzweifelt am Lenkrad und seufzte vor Erleichterung auf, als er feststellte, dass die Straße vor ihm frei war. Doch das machte keinen Unterschied. Sein Wagen war außer Kontrolle und ins Schleudern geraten. In diesem Augenblick rammte das schwarze Fahrzeug, noch immer unentwegt hupend, den Fiat von hinten.
    Manolis und seine Beifahrerin wurden durchgerüttelt. Der Zusammenprall ließ die große Limousine langsamer werden, dafür schoss der kleinere Wagen einfach weiter ins Leere. All dies geschah, wie bei Unfällen üblich, so schnell, dass fast keine Zeit zum Reagieren oder gar Nachdenken blieb. Allerdings war dies kein Unfall.
    Nun, das war’s dann wohl!, dachte Manolis. Er war ganz ruhig. Und ich weiß noch nicht einmal, weshalb. Oder vielleicht doch! Wo ist mein Sicherheitsgurt? Oh, Mist!
    Eleni hatte gerade zu schreien begonnen, als der Wagen auf einem Vorsprung aufschlug, durch eine Gruppe verkümmerter, sich an den Hang klammernder Sträucher pflügte und anschließend gegen etwas Festes prallte, wodurch er sich überschlug und erneut ins Leere stürzte. Alles drehte sich, Felsen und Himmel wechselten einander in einem irrsinnigen Wirbel ab, und

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