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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sie waren hier, aber die Polizei hat sie vertrieben. Ein zwielichtiger Haufen, mein Freund, Ihre Zigeunersippe. Nachdem die erst einmal über die Grenze waren, befanden sie sich außerhalb der griechischen Gerichtsbarkeit, und das war auch gut so. Besser, man hat nichts mit den Kerlen zu tun, eh? Ich jedenfalls wünsche mir keinen Zigeunerfluch! Der Polizei kann man es nicht zum Vorwurf machen, dass sie sie ziehen ließen.‹
    ›Was haben sie denn angestellt?‹, hakte ich nach. ›Ich meine, dass die Polizei sie vertreiben musste?‹
    Abermals beugte er sich zu mir und erklärte im Flüsterton: ›In einem Wald hier ganz in der Nähe haben sie eine der ihren begraben, ein junges Mädchen. Aber es gab Leute, die meinten, sie hätten es nicht ganz richtig gemacht. Hiesiger Aberglaube – Sie verstehen?‹ Da bemerkte er anscheinend, wie angespannt ich ihm lauschte. Indem er sich aufrichtete, schüttelte er sich und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. ›Aber, sehen Sie‹, sagte er, ›ich glaube, ich habe schon viel zu viel gesagt. Also Schluss damit!‹
    Nun war ich gezwungen, aufs Ganze zu gehen. Ehe er verschwinden und jemand anders bedienen konnte, packte ich ihn am Arm. ›Ich habe davon gehört!‹, sagte ich. ›Wurde sie nicht wieder ausgegraben? Jemand hat das Grab geöffnet und ihr einen Pfahl ins Herz gestoßen, so als wäre sie ein Ungeheuer oder dergleichen – oder eine von euren Vrykoulakas , he?‹ Ich wusste nämlich, dass dies das griechische Wort für einen Vampir ist.
    Er wich vor mir zurück! Er und die ganze Gaststätte oder Taverne oder was auch immer mit ihm, jeder einzelne Mann, der sich in dem Raum befand. Denn wenn sie sonst auch nichts mitbekommen hatten, dieses eine hässliche Wort hatten sie mit Sicherheit gehört: Vrykoulakas!
    Das war‘s. Von jenem Augenblick an sprach niemand mehr mit uns, und am nächsten Morgen zogen wir aus. Trotzdem kam, nein, kommt mir das Ganze nicht allzu merkwürdig vor. Denn es ist so, wie du sagtest, Ben: Alte Mythen und abergläubische Vorstellungen halten sich da unten nun mal lange. Was auch sonst, keine zweihundertfünfzig Kilometer von dem ursprünglichen Tor in Radujevac entfernt? Seit über tausend Jahren ziehen die Szgany auf jenen Straßen umher! Oh, den Aberglauben der Leute von Skotousa verstehe ich sehr gut … und ich kann sogar nachvollziehen, dass sie das Mädchen wieder ausgruben und ihr einen Pflock durchs Herz trieben, vielleicht weil sie sich an eine Zeit erinnerten, als so etwas gang und gäbe war. Ich verstand es, aye …
    Bernie Fletcher hingegen nicht. Er wollte wissen, was die örtliche Polizei dagegen unternommen hatte … abgesehen davon, dass sie die Traveller ziehen ließ. Darum suchte er am nächsten Morgen, bevor wir die Grenze überquerten, die alten Zeitungen der letzten paar Tage zusammen und las alles darüber nach. Es war eine gute Idee von dir, Ben, mir Bernie mitzugeben, da er graeco…, äh, graecophil ist? Heißt das so? Jedenfalls spricht er Griechisch und kann es auch lesen und was sonst noch alles.
    Und in den Zeitungen stand es:
    Als der Patho…, äh, Doktor aus Kavála – als er den Leichnam des Mädchens untersuchte, sie aufschnitt und so weiter, stellte er fest, dass sie bereits tot war, als man sie pfählte. Also gestorben an dieser Blutarmut. Und da es kein Verbrechen ist, einen Toten umzubringen, und es gegen die Zigeuner ohnehin keine Beweise gab, hielt man es wohl für das Beste, sie ihrer Wege gehen zu lassen.
    Das genügte. Um ein Haar wären wir wieder nach Hause gefahren – hah! Siehst du – ich fange schon an, diesen Ort hier als mein Zuhause zu betrachten! Doch nein, wir fuhren weiter nach Bulgarien, nach Eleshnitsa. Übrigens war auch Bernie Fletcher dieser Meinung. Noch bevor ich überhaupt ein Wort sagte, war er schon von selbst dahinter gekommen! Deine Männer, Ben Trask, verfügen über wirklich ungewöhnliche und äußerst seltene Fähigkeiten …
    In Eleshnitsa sagte man uns, wo wir die Zigeuner finden würden: in den Wäldern nördlich des Dorfes. Und, weißt du, als ich die Wagenspuren auf dem Weg zwischen den Bäumen sah, da war es beinahe so, als wäre ich tatsächlich wieder zu Hause. Pferdehufe unterscheiden sich gar nicht so sehr von Mauleselspuren, nehme ich an; jedenfalls war mir klar, dass die tiefen Furchen in dem guten, fetten Boden nur von Wagenrädern stammen konnten, und instinktiv spürte ich, dass wir ihnen dicht auf den Fersen waren. Und ich hatte recht.
    Als wir

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