Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
hoffte inständig, dass mir keine Menschenseele begegnete.
Leider kam mir Monsieur Faubart entgegen.
„Ah, Josephine. Kommen Sie zur Arbeit?“
Ich bemühte mich, ihn nicht anzusehen und tat als hätte ich es sehr eilig. „Nein, Monsieur. Ich mache gerade Mittagspause.“ Ich wollte an ihm vorbei schreiten, was mir schier unmöglich schien, weil es mich unbändig zu ihm hinzog, doch Monsieur Faubart hinderte mich daran, indem er direkt vor mir stehen blieb und mich so zwang, ebenfalls stehen zu bleiben und ihn anzusehen.
„ Ich hätte aber eine dringende Arbeit für sie.“ Er musterte mich mit einem seltsam fragenden Blick, der mich wohl dazu auffordern sollte, meine Mittagspause zu verschieben.
„Das geht jetzt leider nicht“, gab ich etwas ruppig zurück. Allein die Art, wie er dastand und mich von oben herab über seinen Brillenrand ansah, zerrte an meinem gerade sehr schwachen Nervenkostüm.
„Aber sie werden dafür bezah lt, dass sie für mich arbeiten.“
Ich schluckte das Knurren, das mir im Hals hing, mühsam herunter. „Dann kündigen sie ihr Arbeitspensum rechtzeitig an, Monsieur Faubart, dann gibt es da auch kein Problem. Ich kann morgen vorbeikommen.“
„Morgen ist zu spät“, stieß er indigniert aus. „Sie müssen das jetzt sofort machen.“
Sein Befehlston gemeinsam mit seinem herablassenden Blick als wäre ich ein unnützer Käfer, den er gleich zertreten würde, falls ich seiner Aufforderung nicht nachkäme, gab meiner mühsam aufrechterhaltenen Beherrschung den Rest. Ich konnte nur hilflos dabei zusehen, wie mein inneres Monster die Führung übernahm und ich langsam mit bedrohlich funkelnden Augen auf Monsieur Faubart zuging.
„Ich muss was?“, zischte ich ihm zornig entgegen, doch er schien schon von meinen Augen gefesselt zu sein, denn er sagte nichts, starrte mich nur stumm an, genau wie mein Kommilitone vor wenigen Tagen.
Ich trat ganz nah auf ihn zu und er bewegte sich keinen Millimeter von mir fort, sah mir nur wie hypnotisiert in die Augen. Ich spürte wieder den Drang, ihn anzufassen, und obwohl meine innere Stimme mir zuschrie, ich sollte ihn auf keinen Fall berühren, streckte ich meinen Arm aus und umfasste ihn am Unterarm.
Sofort spürte ich wieder diesen leichten elektrischen Schlag und ich wartete gierig auf die Hitze, die durch diese Berührung ausgelöst würde. Da er ein Hemd und ein Sakko trug, dauerte es ein bisschen, doch kaum spürte ich die Wärme, die wie ein Prickeln in mich hinein zu fließen schien, entspannte sich die Gier in meinem Bauch augenblicklich und eine angenehme Wärme dehnte sich in meinem Unterleib aus.
Während ich wie aus weiter Ferne das ganze fasziniert und geschockt zugleich beobachtete, rief die innere Stimme aus meinem Kopf mich zur Vernunft. Doch bevor ich ihr die notwendige Aufmerksamkeit schenken konnte, ertönte in meiner unmittelbaren Nähe das Geräusch eines erschrockenen, zischenden Einatmens.
Wie aus einem faszinierenden Film gerissen schreckte ich zusammen und sah mich alarmiert um.
David . Er stand wie angewurzelt im Gang und starrte mich an, als sähe er ein Ungeheuer.
Augenblicklich ließ ich meine Hand von Monsieur Faubarts Unterarm gleiten, um sie gleich darauf wieder auszustrecken, weil er anfing zu schwanken und mich völlig fassungslos und leicht benebelt wirkend anstarrte. Sofort schnellte Panik in mir hoch angesichts der prekären Situation, in der ich mich befand, und ich hätte Monsieur Faubart am Liebsten einfach auf den Boden fallen lassen und wäre davon gerannt, doch ich war selbst wie gelähmt und starrte ihn nicht minder entgeistert an wie er mich.
B evor ich oder er irgendwie reagieren konnte, war David plötzlich neben mir, entwand mir Monsieur Faubart und sah ihm nun seinerseits eindringlich in die Augen.
Monsieur Faubart hing wie eine Marionette in Davids Armen und sah ihn einen Moment lang schreckerfüllt an, bis sein Blick sich langsam verschleierte und ihm schließlich die Augen ganz zufielen. Im selben Moment erschlaffte sein Körper und ich wusste, dass David einen seiner Hypnosetricks bei ihm angewandt hatte. Er packte Monsieur Faubart fest am Oberkörper, bevor dieser auf den Boden knallen konnte und sah sich suchend um. „Los, hilf mir“, zischte er mir zu und zeigte mit dem Kopf auf eine Sitzecke, die sich unweit von uns befand.
Verwirrt, aber ohne zu zögern, nahm ich wie ferngesteuert Monsieur Faubarts Füße und gemeinsam trugen wir ihn zu der Sitzecke. David setzte ihn so
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