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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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herrschte Panik in meinem Volk. Man befürchtete, sie würde wieder den Dunklen in die Hände fallen und das Schicksal würde sich wiederholen. Es wurde fieberhaft nach ihr gesucht. Überall. Aber sie blieb unauffindbar. Wie vom Erdboden verschluckt. Unsere Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, bis wir herausfanden, dass auch die Dunklen fieberhaft nach ihr suchten. Sie war also ganz alleine abgetaucht.“
    In mir stieg ein unheilvolles Gefühl hoch, das ich lieber verdrängen wollte, weswegen ich nur wenig hilfreich „Aha “ sagte.
    „Und sie blieb verschwunden. Ein Jahr lang. Dann fand man sie. Ohne das Kind. Sie war geschwächt, ihrer Kraft beraubt , dem Tode nahe. Bevor man herausfinden konnte, was aus dem Sprössling geworden war, ist sie gestorben. Keiner wusste, ob das Kind überlebt hat. Wir suchten fieberhaft weiter. Fanden nichts. Sie hatte ihre Spuren gut verwischt. Auch die Dunklen suchten fieberhaft. Jahrelang unternahmen beide Seiten jede Anstrengung, um den Sprössling zu finden. Da er jedoch für beide Seiten unauffindbar blieb, ließen die Anstrengungen mit der Zeit etwas nach, doch im Grunde suchen wir noch heute. Fast zwanzig Jahre danach.“ Der Blick, den er mir nun zuwarf war unschwer zu deuten, doch ich wollte es nicht wahrhaben.
    „Aha“, sagte ich erneut, „Ist das das Ende der Geschichte?“, fragte ich und hoffte inständig er würde verneinen und irgendetwas weitererzählen, was meinen unheimlichen Verdacht beseitigte.
    Doch David musterte mich mit einem betrübten Lächeln. „Eigentlich nimmt sie gerade wieder Fahrt auf.“
    In mir erstarrte alles und gleichzeitig lief ein innerer Film ab, der mir deutlich vor Augen zeigte, was Davids Worte bedeuteten.
    Meine seltsamen Empfindungen.
    Mein Gewahr werden, dass ich wie diese dunklen Wesen war.
    Die unerklärliche Abneigung und gleichzeitige Anziehung David gegenüber.
    Das Gefühl, Zeit meines Lebens anders zu sein und nicht in diese Welt zu passen.
    All dies sprach plötzlich in Zusammenhang mit Davids Geschichte und seinem bedeutsamen Blick eine eindeutige Sprache, und das, obwohl ich seine Geschichte bis eben nicht wirklich ernst genommen hatte. Nicht ernst hatte nehmen können. Doch …
    Ich sah David panisch an und schaute gleich darauf wieder weg. Ich konnte ihn nicht ansehen und musste ihn doch immer wieder anblicken. Das war einfach zu unfassbar. „Was passiert, wenn es gefunden wird?“, stellte ich die einzige Frage, die mir im Moment wichtig erschien.
    David musterte mich einen Moment eingehend und auch ein wenig unsicher und antwortete dann mit einem leisen Flüstern. „Wir haben den Auftrag, es zu töten.“
    Ich sprang vom Sofa auf, wollte wegrennen, gleichzeitig fühlten sich meine Beine wie Wackelpudding an und ich wusste, sie würden mich nicht lange tragen. Also setzte ich mich wieder, um gleich darauf wieder aufzuspringen, weil Davids Worte in meinen Ohren wie ein Echo verhallten. Dass David kein Wort sagte, erleichterte die Situation nicht gerade. Gehetzt sah ich ihn an.
    „Du willst mich töten?“, krächzte ich und fing dann unkontrolliert an, zu zittern.
    David musterte mich zurückhaltend. „Ich müsste dich töten, ja“, erwiderte er wenig hilfreich.
    Ich sollte weglaufen. Ich wollte weglaufen und wollte es gleichzeitig auch nicht. Gerade hatte ich gemeint, in ihm irgendeine Art von Beistand zu finden und nun das. Schreckerfüllt sah ich ihn an, obwohl ich wusste, dass ich schleunigst das Weite suchen sollte, dennoch konnte ich nicht anders. Ich konnte weder meinen Blick von ihm abwenden, noch mich fortbewegen. Ich war wie erstarrt.
    David seufzte schwer auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das ist der Grund, weswegen ich darüber nachdenken musste, ob ich dir das alles überhaupt erzählen sollte. Mir wurde deine … Herkunft erst nach den Geschehnissen heute Mittag klar. Ich war geschockt. Nicht minder als du jetzt. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Eigentlich hätte ich sofort den Rat benachrichtigen müssen.“ Er runzelte die Stirn, als würde er es selbst nicht begreifen. „Wir suchen seit Jahren fieberhaft nach dir. Dein Auftauchen müsste sofort gemeldet werden. Ich habe die Pflicht, deine Entdeckung sofort zu melden.“ Er brach ab, sah einen Moment rätselhaft in die Luft hinter mir, dann zwickte er plötzlich finster die Augen zusammen. Sein Mund verzog sich zu einer harten Linie. Seine ganze Miene wurde hart und undurchdringlich. „Aber ich bin heute Nachmittag zu

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