Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
überhaupt etwas von diesem Ereignis, geschweige denn von dem Nachkommen, denn die beiden Elternteile versteckten sich vor beiden Völkern und zogen das Mischwesen anscheinend gemeinsam auf, was an und für sich eine sehr abstruse Sache ist, aber das ist wohl eine andere Geschichte. Erst als dieses Mischwesen so ungefähr sechzehn Jahre alt war, wurden sie entdeckt. Zum Leidwesen meines Volkes von unseren Gegenspielern. Die Frau aus meinem Volk wurde getötet, der Mann starb anscheinend auch. Das Mischwesen, das männlicher Art war, wurde von den Dunklen – so nennen wir das gegnerische Volk – mitgenommen. Mein Volk erfuhr von all dem erst, als wir heimtückisch von diesem Mischwesen angegriffen wurden und damit der Jahrtausende alte Frieden zwischen unseren Völkern zerbrach.“ David schwieg erneut und nun wirkte sein Gesicht grimmig. „Es starben viele meiner Art bei diesem Angriff. Wir hatten keine Chance, angemessen zu reagieren. Das Mischwesen hatte eine Macht, die uns zerstören konnte. Dadurch, dass es die Fähigkeiten beider Wesensarten in sich vereinte, zerstörte es das Gleichgewicht, das Jahrtausende zwischen unseren Völkern bestanden hatte, und das Wesen gierte gemeinsam mit den Dunklen nach Macht. Sie wollten uns besiegen. Uns auslöschen, um die alleinige Macht über die Menschen zu erlangen. Zahlreiche Kämpfe entbrannten. Mein Volk wurde drastisch dezimiert. Wir mussten flüchten und uns verstecken. Ein jahrzehntelanger Krieg entbrannte. Mit der Zeit lernte mein Volk die Angriffe zu parieren, doch das Mischwesen war zu stark. Es musste getötet werden, darin lag die einzige Möglichkeit des Überlebens für uns. Irgendwann gelang meinen Vorvätern ein Hinterhalt und das Mischwesen wurde von ihnen getötet. Der Krieg endete abrupt, da nun wieder ein Gleichgewicht der Mächte vorhanden war, aber so ganz herrschte nie wieder Frieden zwischen unseren Völkern. Der Verrat saß einfach zu tief. Unser Rat erließ neue Gesetze, die vor allem unsere weiblichen Nachkommen schützen sollten, damit ein solcher Vorfall sich nie wieder wiederholte. Alle weiblichen Wesen meiner Art leben seitdem ein sehr behütetes Leben. Sie dürfen sich nur unter Tags draußen halbwegs frei bewegen. Sobald es dunkel wird, müssen sie zu Hause in Obhut ihrer Familie bleiben, da dann die Zeit der Dunklen beginnt und damit ihre Macht. Das ist nun viele hundert Jahre her, doch es bleibt unvergessen.“ David brach abrupt ab und holte dann tief Luft, als müsste er sich für eine schreckliche Wahrheit wappnen. „Es bleibt unvergessen, weil es wieder passiert ist“, gab er mit unheilvoll klingender Stimme leise von sich. Es schien ihm schwer zu fallen, das zu sagen. „Es ist wieder zu einer eigentlich unmöglichen Vereinigung einer Frau aus meinem Volk und einem Mann der Dunklen gekommen, mit dem Unterschied, dass die Frau nach dem Vorfall entkommen konnte, zu uns zurückkam und alles beichtete. Der Vorfall wurde mit Bestürzung vom Rat aufgenommen und die Frau wurde eingesperrt. Als sicher war, dass auch diese Vereinigung Folgen hatte, wurde sie zum Tode verurteilt.“
Ich zog erschrocken die Luft ein. „Wieso?“
David sah mich verständnislos an. „Na, weil sie unser ganzes Volk damit in Gefahr brachte. Ich habe dir doch eben erzählt, was auf Grund des letzten Mischwesens passiert war.“
„Aber das ist doch kein Grund sie umzubringen!“, rief ich entrüstet aus. „Wo es bestimmt nicht ihre Schuld war.“
David verzog missbilligend das Gesicht. „Nein, sie wurde Opfer eines Übergriffs. Aber die Gefahr, dass sich dieselbe Geschichte wiederholen würde, war zu groß. Unsere Art war auf Grund des Krieges mit den Dunklen erheblich dezimiert worden. Einen erneuten Übergriff der Dunklen würde unser Volk wohl nicht überstehen. Und was das für die Menschhe it bedeuten würde, wäre erschreckend. Das Mischwesen durfte auf keinen Fall zur Welt kommen. Also mussten sie beide sterben.“
„Wie grausam“, stellte ich bitter fest, das alles immer noch nicht richtig fassend. David warf mir einen unverständlichen Blick zu, sagte aber nichts dazu.
„Und? Wurde sie getötete?“, fragte ich ihn nach einer Weile des Schweigens.
„Nein.“ David seufzte verzweifelt auf. „Sie floh.“
„Sehr gut“, entfuhr es mir triumphierend, was mir erneut einen missgünstigen Blick von David einbrachte.
„Oh, ja. Sehr gut“, erwiderte er zynisch. „Damit hat sie einen Aufruhr ausgelöst, wie er größer nicht sein konnte. Es
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