Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Hause darüber, dass die Welt einfach ungerecht sei.
Theoretisch hätte ich ihr da zweifelsfrei zugestimmt, doch in diesem Fall war ich irgendwie erleichtert, dass es mir erspart bleiben würde, eines Morgens David in Mariannes Wohnung begegnen zu müssen. Diese Angst konnte ich nun wohl bedenkenlos fallenlassen.
Die Begegnung mit der schönen Serafine hatte Marianne allerdings die Laune gründlich verhagelt und sie blieb den Rest des Tages zu Hause und bruddelte vor sich hin. Sie sagte sogar ihren Freunden ab, abends auszugehen. Anscheinend war sie wirklich deprimiert. Da ich das Gefühl hatte, dass sie ihre Ruhe brauchte, verschwand ich kurzerhand in mein Zimmer und widmete mich meiner Lektüre. Mal abgesehen von der kurzen Begegnung mit David war es ein netter Tag gewesen, und auch wenn das Shopping wahrscheinlich nie meine Lieblingsbeschäftigung werden würde, so hatte es mich doch meiner Schwester ein wenig näher gebracht. Und das war durchaus eine positive Entwicklung.
Die Woche über ging ich gutgelaunt an die Uni, denn ich sah meinem Job in der Bibliothek äußerst freudig entgegen. Ich musste zwar immer noch im hinteren Kämmerchen Dokumente einscannen, aber langsam aber sicher nahm der Berg ein Ende und ich war gespannt, welche Aufgabe mir dann zugewiesen wurde.
Mitte der Woche war es dann soweit. Ich durfte Bücher katalogisieren! Ich wähnte mich im Paradies, auch wenn ich bald feststellte, dass die Arbeit an sich ziemlich stumpfsinnig war. Doch keiner beaufsichtigte mich dabei und so konnte ich in jedes Buch, das ich in den Rechner tippte, einen kurzen Blick werfen. Es handelte sich um Geschichtsbücher und zum Teil waren ganz Interessante dabei. Eines, das sich mit der ägyptischen Mythologie befasste, faszinierte mich ganz besonders. Ich nahm mir vor, es mir zu merken und eines Tages auszuleihen, denn ich liebte Geschichten über alte Mythen.
Ich war gerade in einen Abschnitt über den Unabhängigkeitskrieg der Südstaaten der USA vertieft, als ich m ir plötzlich beobachtet vorkam.
Eilig ließ ich das Buch zufallen und tippte schnell etwas in den Rechner ein. Dann sah ich mich unauffällig um. Doch vom Bibliothekspersonal war keiner zu sehen. Ich hatte auch keine Schritte gehört, was angesichts des Steinbodens eigentlich zu erwarten war, dennoch wurde ich das Gefühl n icht los, beobachtet zu werden. Aber es war weit und breit niemand zu sehen.
Ich saß in einer ruhigen Ecke im hinteren Teil der Bibliothek, in die sich selten mal ein Student verirrte, weil hier die weniger interessanten Bücher der Altphilologen aufbewahrt wurden. Ich lauschte noch mal in den Raum hinein, doch es war kein Mucks zu hören. Ich hatte mich wohl getäuscht.
Erleichtert wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu, doch ich bekam das Gefühl nicht los, dass da jemand war, der mich beobachtete. Auch entstand ganz plötzlich wieder dieser seltsame Druck in meinem Kopf, den ich zuletzt bei dem Museumsbesuch vor zwei Wochen verspürt hatte.
Ein irritierendes unbekanntes Gefühl von angespannter Wachsamkeit baute sich in mir auf, als würde eine innere Stimme in mir eine Gefahr signalisieren. Was absurd war. Wieso sollte mir hier Gefahr drohen?
Ich schüttelte vehement den Kopf, um diese n unsinnigen Gedanken loszuwerden und nahm mir den nächsten Schmöker vor. „Die französische Revolution“. Na danke, da brauchte ich bestimmt nicht reinschauen. Dieses Thema hatten wir bis zum Erbrechen in der Schule durchgekaut. Ich glaubte nicht, dass da noch neue Erkenntnisse auf mich warteten. Das nächste Buch über das römische Reich schien da schon vielversprechender zu sein.
Die nächste halbe Stunde versuchte ich das seltsame Gefühl, das mir die Haare im Nacken aufstellen ließ, zu ignorieren und konzentrier te mich ganz auf meine Aufgabe.
Es war später Abend als ich die Bibliothek verließ und es war ziemlich dunkel draußen. Schnellen Schrittes, weil ich mich immer noch irgendwie beobachtet fühlte, ging ich die üblichen Straßen entlang und überlegte, ob ich nicht auf das Abendessen verzichten und schauen sollte, dass ich schnell nach Hause kam. Doch dann s chüttelte ich genervt den Kopf.
Ich würde mich ganz bestimmt nicht von einem diffusen Gefühl dazu verleiten lassen, ängstlich durch die Gegend zu laufen. Wahrscheinlich war sowieso nur mein Kalorienmangel an der ganzen Sache Schuld, ich hatte nämlich seit heute morgen nichts mehr gegessen.
Zielstrebig ging ich also in den Falaffelladen, in dem ich
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