Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
aufmüpfig.
David s Miene wurde ernst. „Nein, das bist du nicht. Das habe ich vorhin auch deutlich kommuniziert.“
Ich schnaubte auf. „Was soll dann das ganze hier?“ Ich zeigte auf mein Kleid und machte eine Handbewegung, die die Menge um uns herum mit einbeziehen sollte.
David antwortete nicht sofort. Er musterte mich einen Moment nachdenklich, schließlich zuckte er gleichgültig mit den Schultern. „Ich dachte, du hast Spaß daran, mal etwas anderes zu erleben.“
Sein Gesichtsausdruck schien mir eine Spur zu aufgesetzt. „Und dafür schenkst du mir ein Kleid, das ein Vermögen kostet?“
„Ich kenne den Designer, also mach dir keine Gedanken über den Preis.“ Er steckte lässig seine Hände in die Hosentaschen und w irkte gelangweilt.
Ich musste unwillkürlich an Serafine denken, die atemberaubende Göttin und ich fragte mich, warum sie an einem solchen Abend nicht an seiner Seite war, dort wo sie hinzugehören schien. Mir fiel Mariannes freudestrahlende Bemerkung dazu ein, dass sie angeblich nicht seine Freundin war.
„W as willst du von meiner Schwester?“, fragte ich ihn unverblümt.
David zog erstaunt von dem abrupten Themenwechsel die Augenbrauen hoch und warf mir einen überraschten Blick zu. „Sie ist eine Freundin von mir, das weißt du doch.“
„Das war nicht meine Frage.“
Davids Blick verhärtete sich. „Das war eine eindeutige Antwort .“
„Gut! Dann hör auf, dich ihr gegenüber so zu benehmen, als hättest du Interesse an ihr. Und lass mich in Ruhe. Es ist mir egal, was du mit den anderen Frauen aus deiner geheimnisvollen, unerschöpflichen Quelle anstellst und an wen du sie als lebenden Kleiderständer verhökerst, aber lass mich aus deinen Spielchen raus. Wie du vorhin so treffend formuliert hast, bin ich nämlich tatsächlich niemand, der über sich bestimmen lässt. Und ich werde ganz bestimmt nicht als wandelnde Litfasssäule für irgendeinen Designer durch die Gegend laufen, die sich dafür dir gegenüber erkenntlich zeigen wollen. Was auch immer das heißen mag. Aber ich lasse mich nicht von dir verschachern. Schon gar nicht für den Gegenwert eines schönen Kleides, das ich mir nicht mal gewünscht habe. Ich bin Literaturstudentin und kein Model. Und als solche lasse ich mich nicht auf deine Spielchen ein. Also hör auf, mich manipulieren zu wollen. Und vor allem, hör auf, mit Marianne zu spielen. Ich weiß nicht, was du mit deinem Verhalten bezweckst, aber ich werde nicht zulassen, dass du Marianne wehtust und sie auf etwas hoffen lässt, was nie eintreten wird. Also lass uns beide in Ruhe.“ Ich drehte mich um und wollte davon laufen, doch dann fiel mir noch etwas ein. „Und ich trage definitiv nicht deine Handschrift“, warf ich ihm trotzig an den Kopf und dann rauschte ich davon.
Mir war es egal, dass alle Umstehenden mich gehört hatten und das das nicht gerade die feine englische Art gegenüber David gewesen war, aber ich vermutete mal, er würde es verkraften. Immerhin kam er mir nicht nach. Ich drängte mich mit klopfendem Herzen, das mir aus der Brust zu springen drohte, durch die Menge , ohne zu wissen, wohin ich eigentlich so dringend wollte.
Ich fühlte mich plötzlich seltsam zerrissen im Innern, als wäre eine Wunde aufgebrochen, von deren Existenz ich nichts wusste. Ich fühlte mich aufgewühlt und durcheinander. Und dann war da plötzlich wieder dieser seltsame Druck in meinem Kopf, der anfing, meinen Verstand zu vernebeln. Doch da ich noch eine ordentliche Portion Wut im Bauch hatte und es langsam satt hatte, von diesen unerklärlichen körperlichen Symptomen übermannt zu werden, drängte ich diesem unangenehmen Druck mit aller Wucht meine Wut entgegen, als ob ich ihn damit zerreißen könnte und zu meiner großen Überraschung passierte genau das. Es war wie eine Art Verpuffung in meinem Kopf zu spüren und der Druck löste sich sekundenschnell auf und verschwand. Zurück blieb eine ungewohnte Ruhe, die nicht minder seltsam war. Zugleich schwelte in meinem Bauch immer noch die Wut, aber sie hatte sich zu einem warmen Lagerfeuer verändert, das mich wie von Innen heraus wärmte.
Ich blieb einen Moment stehen und schüttelte irritiert den Kopf. Ich fühlte mich seltsam. Ruhig und aufgewühlt zugleich. Energiegeladen und gelassen zugleich. Irgendwie wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Die Ruhe vor dem Sturm. Ich traute mir gerade selbst nicht über den Weg. Langsam ging ich weiter und sah mich nach etwas zu Trinken um. Ich hatte
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