Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
sein. Aber ich mache ihnen ein einmaliges Angebot.“ Ich schenkte Gerard ein herausforderndes Lächeln. „Monsieur Lamentain hat David vorhin angeboten, ihm eine Einladung zu einer Veranstaltung namens Valentine, oder so ähnlich, zu schicken und ihm eine Auswahl seiner Kleider zukommen zu lassen, von denen ich eines bei der Veranstaltung tragen soll. Sozusagen als sein persönlicher Werbeträger. Dafür würde er sich bei David erkenntlich zeigen.“ Ich legte den Kopf schief und sah Gerard unschuldig an. „Was halten sie davon, wenn ich ihnen stattdessen anbiete, bei eben dieser Veranstaltung ihren Werbeträger zu spielen und sie zeigen sich dafür bei mir erkenntlich, indem sie David aus der Sache rauslassen und mir eine zweite Eintrittskarte besorgen damit ich meine Schwester zu der Veranstaltung mitnehmen kann?“
Gerard sah mich erst völlig verdutzt an, dann rätselnd und schließlich ging ein spitzbübisches Lächeln über sein Gesicht. „Sie wollen Lamentain gegen mich ausspielen, um zu beweisen, dass sie nicht nach Davids Pfeife tanzen?“ Ich wollte nur David ausspielen, sonst niemanden, aber ich antwortete nur mit einem bestätigenden Kopfnicken und einem arglistigen Lächeln.
Gerard lachte laut auf. „Josephine, ich muss schon sagen, sie gefallen mir! Sie gefallen mir außerordentlich. Und in einem muss ich David einfach Recht geben. Sie sind eine außergewöhnliche, junge Dame und bezaubernd noch dazu. Ihr Angebot gefällt mir!“ Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Irgendetwas zwischen Ungläubigkeit, Respekt und Belustigung, doch da er gleich fortfuhr, kam ich nicht dazu, mich zu fragen, was das zu bedeuten hatte. „Und was ihre Schwester betrifft – ist die genauso außergewöhnlich wie sie?“
„Nun, das will ich meinen.“ Ich sah mich nach ihr um und sie stand noch am selben Platz wie vorhin. „Sie ist diese atemberaubende Frau in dem sensationellen roten Kleid.“
Gerard musterte sie eingehend und nickte dann wohlwollend. „Wir werden sie auch einkleiden, falls sie nichts dagegen haben. Ich habe ein Kleid in meiner Kollektion, das ihr vorzüglich stehen wird.“
Ich musterte Gerard nachdenklich und hoffte inständig, dass seine Kleider nicht zu sehr seinem eigenen Kleidungsstil glichen, denn ich wusste nicht, wie Marianne darauf reagieren würde. Ich hoffte einfach mal, die Aussicht, auf eine weitere dieser Mode-Veranstaltungen zu gehen, entzückte sie derart, dass es ihr egal war, was sie trug.
Gerard gab mir seine Visitenkarte und bat mich, ihn nächste Woche anzurufen und dann verabschiedete er sich von mir. Ich war mir nicht sicher, ob ich richtig gehandelt hatte, aber irgendwie wollte ich David eins auswischen. Er schien derart daran gewöhnt, andere Menschen nach seiner Laune hin und her zu dirigieren, dass es an der Zeit wurde, dass ihm mal jemand Einhalt gebot. Ich konnte nur hoffen, ich traf ihn auch ein wenig mit dieser Aktion.
Da ich nicht weiter so alleine herumstehen wollte und außerdem nicht Gefahr laufen wollte, erneut David zu erblicken, ging ich zielstrebig auf Sebastien zu, der mit Martin und einem anderen Mann zusammenstand und gelangweilt durch die Gegend blickte. Ich hoffte, sie würden mich ausnahmsweise mal in ihre Unterhaltung einbinden und tatsächlich leuchteten Sebastiens Augen interessiert auf, als ich zu ihnen stieß. Sie fragten mich nach meinem Logenplatz in der Show und meinem Nebensitzer aus und wir unterhielten uns tatsächlich zum ersten Mal, seit wir uns kannten, völlig normal.
Irgendwann stieß Brigitte zu uns und auch sie fragte mich sofort aus, wie es war, mit Lamentain persönlich zu sprechen. Anscheinend hatten sie alle mich und David beobachtet, was mir sofort ein mulmiges Gefühl bescherte, doch ich schob es vehement zur Seite. Ich erzählte ihnen irgendetwas von Small Talk und ließ die Angebote von Lamentain und Gerard und Davids anscheinend üblicher Umgang mit Models unausgesprochen. Ich wollte weder mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen, als David mit meiner Wahl als seine Begleiterin eh schon getan hatte, noch ihn in meinen Erzählungen in den Vordergrund stellen. Ich sagte kein Sterbenswörtchen über David, obwohl Brigitte immer wieder die Sprache auf ihn brachte und eindeutig versuchte, durch mich mehr über ihn zu erfahren.
Was ich sehr befremdlich fand, schließlich kannten sie ihn alle bereits wesentlich länger als ich, und dadurch, dass sie ständig an den Wochenenden zusammen ausgingen, hatte
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