Envy-[Neid]
du ihr für jeden Drink und jedes Gramm Fett Rechenschaft ablegen. Ganz zu schweigen von den Pfeifchen, die du dann nicht rauchen kannst.«
»Sie nörgelt schlimmer als eine Ehefrau. Und alles, was ich mache, landet sofort bei Maris.«
»Manchmal müssen wir Männer Widerstand leisten.«
»Hört, hört.«
»Also, sind wir uns einig?«
»An mir soll’s nicht liegen.«
»Toll!« Er stand auf und ging durchs Zimmer, um Daniel die Hand zu schütteln. »Ich werde vormittags gegen zehn Uhr da sein. Ich rufe oben im Lebensmittelgeschäft an und lasse Essen und Getränke liefern, damit wir einen ordentlichen Vorrat haben.« Während er zur Tür ging, sagte er noch nach hinten über die Schulter: »Ich biete mich sogar freiwillig an, Maxine mitzuteilen, dass sie nicht eingeladen ist.«
Kapitel 26
Während Maris sein Manuskript studierte, studierte Parker sie.
Eine geschlagene Stunde hatte sie im Gästecottage gebraucht. Nun war sie wieder da. Sie trug einen weiten, beinahe knöchellangen Freizeitrock, dazu eine ärmellose, in der Taille geknotete Bluse, die gelegentliche Einblicke auf ihren nackten Bauch erlaubte. Nachdem sie es sich im Sessel bequem gemacht hatte, hatte sie die Sandalen abgestreift und die Füße untergeschlagen.
Ihre Haare waren frisch gewaschen. Sie hatte Lipgloss aufgetragen, der ihrem Mund einen pfirsichfarbenen Schimmer verlieh. Außerdem hatte sie mehr Farbe auf den Wangen als bei ihrer Ankunft, egal, ob daran der Whiskey schuld war, den sie getrunken hatte, oder die Kosmetikindustrie. Sie sah zum Anbeißen aus.
Er sollte sich wohl glücklich schätzen, dass sie sein Manuskript so faszinierend fand, denn sie schien seine prüfenden Blicke nicht zu bemerken. Sie hatte nur Augen für die Blätter in ihrem Schoß. Wider jede Vernunft war er auf seine eigene Arbeit eifersüchtig, weil sie ihr ein derart hohes Maß an Aufmerksamkeit widmete.
Vor ihrer unvermuteten Ankunft am Nachmittag war er auf dem besten Weg gewesen, sich voll laufen zu lassen. Den ganzen Tag am Schreibtisch hatte er nur Bockmist produziert, obwohl aus metereologischer Sicht eigentlich Idealbedingungen herrschten. Wolkig, düster, grau – einer jener Tage, an denen er sich normalerweise in seine Story vertiefte und nur auftauchte, wenn Hunger, Durst oder der Druck auf die Blase dies erzwangen.
Aber sein Gehirn war wie leergefegt gewesen. Nun ja… nicht direkt. Aber das, was ihm durch den Kopf ging, hatte er nicht aufschreiben können. Alles drehte sich nur um Maris. Seit ihrer Abreise hatte er kaum an etwas anderes denken können. Und auch heute war keine Ausnahme.
Maris, wie sie eine Konferenz leitete. Maris, wie sie Noah anlächelte. Maris, wie sie einem Taxi winkte. Maris, wie sie Noah küsste.
Maris an ihrem Schreibtisch bei der Arbeit. Maris, wie sie neben Noah schlief.
Maris beim Einkaufen auf der Fifth Avenue. Maris, wie sie vor Noah die Beine breit machte.
Dieser unaufhörliche Bilderreigen hatte ihn fast zum Wahnsinn getrieben. Jedenfalls hatte es genügt, um zur Flasche zu greifen.
Hatte er ihre Ankunft vorausgeahnt? Tja, vielleicht schon. Weil er im Esszimmer gewesen war, ein Raum, den er nur selten aufsuchte. In tiefem Selbstmitleid hatte er so schnell Wild Turkey gekippt, wie er nachschenken konnte, und finster aus dem Fenster ins Nichts gestarrt.
Als er Maris am Steuer des Golfcarts näherkommen sah, hatte sein Herz wie ein kaputter Motor gestottert und gepocht.
Hatte er unbewusst wie eine Matrosenbraut, die den Horizont nach dem Schiff ihres Angebeteten absucht, sehnsüchtig nach ihr Ausschau gehalten? Der Gedanke, er könne ein pathetischer Unglückswurm sein, der nur darauf wartete, von Maris mit ihrer Anwesenheit beglückt zu werden, war ihm verhasst. Lieber Gott, war er tatsächlich so tief gesunken?
Nun aber wurde ihm klar, dass er genau das getan hatte , seit sie ihm den Rücken zugedreht hatte und aus der Baumwollmühle stolziert war. Seit jenem Morgen hatte er sich in seinem Kummer gesuhlt, im Saft seiner Eifersucht geschmort, an Whiskyflaschen genuckelt und seine Fantasien angeheizt.
Quälende Fantasien von ihr mit Noah. Köstliche von ihr mit ihm.
Nachts hatte er erotische Träume, in denen sie ihn umklammerte und atemlos drängend immer und immer wieder seinen Namen flüsterte, während sie zum Höhepunkt kam. Die Tagesstunden füllte er mit Visionen, wie sie ihn streichelte, wie ihre Fingerspitzen sacht über seine Brust und seinen Bauch wanderten, wie ihr Mund seidenweich
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