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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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reichte, sagte er: »Danke, dass Sie so kurzfristig gekommen sind.«
    »Das war weniger eine Einladung als ein Edikt, Mr. Matherly.«
    »Warum sind Sie ihm dann gefolgt?«
    »Aus Neugier.«
    Daniel nahm die ehrliche Antwort mit einem beifälligen Nicken zur Kenntnis. »Also waren Sie überrascht, weil ich mich gemeldet habe?«
    »Eigentlich schockiert.«
    »Ich bin froh, dass wir offen miteinander sprechen können, weil ich weiß, dass Ihre Zeit kostbar ist. Außerdem habe ich heute Morgen selbst einen vollen Terminkalender. Mein Schwiegersohn holt mich um zehn Uhr ab und fährt mich in unser Landhaus. Er hat mich eingeladen, uns gemeinsam ein paar schöne Stunden zu machen, während meine Tochter verreist ist.« Er hielt seinem Gast ein mit einer Serviette ausgeschlagenes Silberkörbchen hin. »Muffin?«
    »Nein, danke.«
    »Für Vollkornmuffins schmecken sie nicht schlecht. Meine Haushälterin backt sie selbst.«
    »Nein, danke schön.«
    Er stellte das Körbchen wieder auf die Tischplatte. »Wo war ich?«
    »Mr. Matherly, da ich weiß, dass Sie nicht senil sind, beleidigen Sie, bitte, nicht meine Intelligenz, indem Sie so tun. Sie haben mich nicht hierher gebeten, um die Vollkornmuffins Ihrer Haushälterin zu probieren.«
    Daniel ließ die Pose fallen, stützte die Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände und musterte seinen Gast unter weißen Augenbrauen, die sich mittlerweile auf seinem Nasenrücken zu einem steilen V zusammengezogen hatten.
    »Ich wette mein ganzes Vermögen, dass Noah bei unserer Ankunft auf dem Land ein Dokument mit sich führen wird, das ihn zur alleinigen Geschäftsführung meines Verlagshauses ermächtigt.« Er sprach mit jenem schroffen Nachdruck, den er stets beherrscht hatte. Er hatte ihm den Ruf als harter und manchmal rücksichtsloser Verhandlungspartner eingetragen. Im Verlauf dieses Wochenendes wird man mich zu einer Unterschrift unter dieses Dokument zwingen.«
    Mit erhobener Hand hinderte er seinen Gast an einem Einwurf. »Nein, sagen Sie nichts. Sie täten gut daran, lediglich zuzuhören.«
    Nach langem, nachdenklichem und leicht misstrauischem Zögern wurde Daniel bedeutet fortzufahren.
     

Kapitel 28
    Key West, Florida, 1988
    Todd hatte nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde.
    Er war ungeduldig, wollte unbedingt Reichtum und Ruhm erwerben – genau in dieser Reihenfolge.
    Nachdem die Hypothek auf seinem Elternhaus getilgt war, behielt er vom Verkauf des Hauses lediglich einen Hungerlohn übrig. Jedes Elternteil hatte zwar eine magere Lebensversicherung abgeschlossen, doch seine Mutter hatte die seines Vaters für dessen Begräbnis gebraucht, und Todd hatte sie mit der ihrigen zur letzten Ruhe gebettet. Nach Erledigung sämtlicher Angelegenheiten waren die kläglichen Reste seines Erbes kaum der Rede wert. Ihm blieb gerade noch so viel, seinen Umzug nach Florida zu bezahlen. Buchstäblich ohne einen Penny traf er in Key West ein.
    Der Lebensunterhalt war weitaus kostspieliger, als er und Roark geschätzt hatten, obwohl sie wirklich kläglich hausten und billig aßen. Bei seinem Parkjob bekam er gutes Trinkgeld, aber Miete, Benzin, Lebensmittel und sonstige notwendigen Dinge machten der Barschaft rasch ein Ende.
    Dazu kamen seine monatlichen Raten für einen PC. Im Gegensatz zu seinem Zimmergenossen hatte er keinen Großonkel, der sich dazu verpflichtet gefühlt hatte, seinem Neffen zum Collegeabschluss ein teures Geschenk zu machen, obwohl er ihn erst zweimal im Leben gesehen hatte. Roarks Vorsprung hatte ihn gewurmt. Todd hatte keine Zeit versäumt, mit ihm gleichzuziehen, und einen Computer geleast.
    Sein chronischer Mangel an legalen Zahlungsmitteln verärgerte ihn.
    Noch saurer machte ihn allerdings sein chronischer Mangel an Kreativität.
    Der Ruhm schien in weiter Ferne zu liegen, noch weiter weg als Reichtum. Das Schreiben von Romanen war harte Arbeit. Obwohl er in zahllosen langweiligen Vorlesungen zu diesem Thema gedöst hatte, war er sich in einer Sache ziemlich sicher: Keiner seiner Dozenten für Kreatives Schreiben hatte betont, wie arbeitsintensiv das war. Diesen Punkt hatte er in seinen Aufzeichnungen nie unterstrichen. Diese Frage hatte man ihm in keinem Examen gestellt. Schreiben ist verdammt harte Arbeit, so oder so.
    Mindestens einmal pro Woche besuchten sie Hemingways Haus. Der Landsitz im spanischen Kolonialstil war ihr Heiligtum, dem sie sich ehrerbietig wie Pilger näherten. Selbstverständlich hatte Todd ihn stets bewundert, aber erst

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