Envy-[Neid]
zu Hause.«
Sie ging ums Bett und kletterte hinein, dann setzte sie sich im Schneidersitz hin und schaute ihn an. »Du liest ja schon eine Gute-Nacht-Geschichte.«
Er klappte das Buch in seinem Schoß zu und legte es weg. »Ich höre mir lieber deine an.« Sie drehte ihm ihres so hin, dass er den auf dem grünen Leineneinband mit Goldlettern eingeprägten Titel sehen konnte. Die Strohwitwe, las er lächelnd.
»Ein Roman meines Lieblingsautors.«
»Was, der?«
»Falsche Bescheidenheit ist hier nicht angebracht.«
»Aber Sie vertreten hohe Standards, Mrs. Matherly. Sie kann man nur schwer begeistern. Was gefällt Ihnen denn an diesem Roman?«
Obwohl ihr nicht entgangen war, dass er ihren Mädchennamen verwendet hatte, unterbrach sie ihr Spiel nicht, indem sie darauf einging. Sie schlug das Buch auf.
»Nun ja, ganz besonders mag ich die Szene, in der sich Deck Cayton, der gut aussehende, sexy, freche und doch gewinnende Held, mit Hilfe eines Kartenspiels Informationen von diesem Häschen holt.«
»Frenchy.«
»Egal. Jedenfalls eine provozierende und fesselnde Szene.«
»Diese Ansicht vertraten die Fans garantiert. Und die Kritiker auch.«
Stirnrunzelnd schürzte sie die Lippen. »Trotzdem…«
»Aha, jetzt kommt’s.«
»Trotzdem hat diese Szene ein paar Fragen aufgeworfen.«
»Typisch Lektorin«, murmelte er vor sich hin. »Jedem Kompliment folgt eine Kritik.«
»Schauen Sie, Mr. Evans, wenn Sie meine Punkte nicht schätzen…«
»Nein, nein, ich schätze sie sogar sehr, besonders ihre spitzen Punkte.« Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten.
»Ich werde sie mannhaft ertragen.« Er legte eine Hand hinter den Kopf und grinste sie süffisant an. »Das war eine Metapher.«
»Hab ich kapiert«, sagte sie trocken. »Soll ich fortfahren?«
»Bitte, geben Sie mir ein Beispiel.«
»Äh…« Nur schwer konnte sie die Augen von seiner behaarten Achselhöhle lassen. »Beispielsweise ist die Sprache sehr anschaulich.«
»Sollte sie das denn nicht sein?«
»Ja, aber an dieser Stelle ist sie…«
»Eindeutig?«
»Bis zum Äußersten.«
»Warum ist das schlecht?«
»Ich sagte nicht, das sei schlecht. Ich habe ein Problem mit der Genauigkeit.«
»Der Genauigkeit.«
»Richtig. Ich bin nicht sicher, ob die von Ihnen beschriebenen, äh, Paarungspositionen anatomisch möglich sind. Für Menschen, meine ich.«
Er unterdrückte ein Lachen, dann strich er sich ernst übers Kinn. »Ich verstehe. Könnten Sie das etwas genauer erklären?«
»Da gibt es mehrere Beispiele. Deshalb dachte ich«, sagte sie, hielt inne und räusperte sich, während sie die markierte Seite aufschlug, »dachte ich, dass wir die Szene nachspielen könnten, um zu sehen, ob diese… . Vorschläge… durchführbar sind.«
»Das haben Sie sich gedacht?«, sagte er mit seinem erregend schleppenden Südstaatentonfall.
»Ja, genau das dachte ich mir.«
Mehrere Augenblicke verharrte er still und schaute sie nur an, dann zog er langsam die Hand hinter dem Kopf hervor. »Soweit ich mich erinnere, beginnt unser gut aussehender, sexy, frecher und doch gewinnender Held damit, dass er Frenchy die Hand auf den Schenkel legt. In einer absolut beruhigenden Geste. Nichts weiter. Er will ihr nur versichern, dass er sie nicht bedroht.«
Er legte ihr knapp über dem Knie die Hand auf den Schenkel und drückte leicht. Durch den hellblauen Seidenstoff ihres Nachthemds spürte sie den heißen Druck aller fünf Finger.
»Das ist fraglich«, murmelte sie. »Ich meine, dass er sie nicht bedroht. Trotzdem gilt: im Zweifel für den Angeklagten.«
»Zum Ausgleich für diese freundliche Geste erzählt Frenchy Deck, obwohl er die niedrigere Karte gezogen hat, sie habe zum Zeitpunkt des Mordes in der Gasse ein Geräusch gehört.«
»Darauf schaute sie aus ihrem Schlafzimmerfenster. Dabei sah sie…« – unnötigerweise schlug Maris im Gedruckten nach – »… den Mann mit der roten Baseballkappe aus dem Nachbarhaus rennen.«
»Eine wertvolle Teilinformation«, sagte Parker. »Weil Frenchy sogar noch das aufgestickte Logo auf der Kappe beschreiben kann. Unser Held dankt es ihr mit einem Kuss.«
Parker nahm ihr die Brille ab, legte seine Hände um ihr Gesicht und streichelte mit den Daumen ihre Wangenknochen. Während seine Augen jeden Gesichtszug abtasteten, folgten seine Lippen ihrer Spur. Als er zu ihrem Mund kam, drückte er einen weichen und sinnlichen Kuss darauf.
Maris hatte Mühe, ihre Reaktion auf ein tiefes, erregtes Stöhnen zu beschränken.
Als er
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