Envy-[Neid]
nicht.«
Wegwerfendes Schulterzucken. »Okay, wenn du meinst.« Er schob den Stuhl zurück, drehte ihn von ihr weg und steuerte quer durchs Zimmer auf den Wandschrank zu. »Ich habe da etwas für dich.«
»Parker?«, rief sie verzweifelt.
»Was ist?«
»Warum tust du das? Ich verstehe das nicht. Was ist zwischen gestern Nacht und heute Morgen passiert?«
»Weißt du das nicht mehr? Nun, wollen mal sehen. Seit gestern Nacht hast du ungefähr doppelt so oft einen Orgasmus gehabt wie ich, obwohl ich, ehrlich gesagt, nach dem fünften oder sechsten aufgehört habe zu zählen. Natürlich kann man bei Frauen manchmal nur schwer feststellen, wann der eine abflaut und der Nächste kommt, oder ob sie überhaupt echt sind. Aber wenn du das spielst, Schätzchen, machst du’s überzeugend.«
Er öffnete die Schranktür, holte aus einer der eingebauten Schubladen eine Schachtel heraus, wirbelte herum und musterte sie mit einem grausamen Grinsen von Kopf bis Fuß. »Und eines muss ich dir lassen, Mrs. Matherly-Reed. Du bist eng gebaut. Verdammt eng. Wie ’ne Faust. Und klatschnass. Sehr hübsch. Mich würde nur interessieren, warum dein Mann fremd gegangen ist.«
Tränen der Demütigung stiegen ihr in die Augen. Als sich eine über ihre Wange stahl, wischte sie sie zornig weg. Hastig streifte sie ihr Nachthemd über, das einzige vorhandene Kleidungsstück. »Was mit dir los ist, weiß ich nicht, aber das hier werde ich nicht länger mitmachen. Mit dieser vulgären Art will ich nicht mithalten.«
»Aber sicher. Du verfügst sogar über ein breites Vokabular. Vielleicht ist es nicht so farbig wie meines, aber wenn du es darauf anlegst, wird dir schon etwas Passendes einfallen. Darauf wette ich. Vielleicht auf deinem Rückflug nach New York. Ich nehme an, du reist ab.«
Ohne sich zu einer Antwort herabzulassen, ging sie zur Tür.
»Warte!« Er rollte seinen Stuhl zu ihr hinüber. »Neid.
Der endgültige Entwurf.«
Da er ihr die Schachtel praktisch in die Hände drückte, hatte sie keine andere Wahl, als sie zu nehmen. Nach einem Blick darauf schaute sie ihn an. »Es ist fertig?«
»War es schon die ganze Zeit. Von Anfang an. Was du portionsweise gelesen hast, ist der redigierte Entwurf.«
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Ihr fehlten die Worte.
»Maris, ich reiche nie ein Teilmanuskript ein. Bevor mein Buch nicht fertig ist, bekommt es keiner zu Gesicht. Ich hätte keinen Prolog eingesandt, wenn nicht dahinter ein Buch gestanden hätte.«
»Warum, Parker? Warum?«
Achselzuckend fasste er den eigentlichen Sinn ihrer Worte bewusst falsch auf. »Persönlicher Grundsatz. So arbeite ich eben.«
Maris schien es, als dünnte das Eis, auf dem sie stand, mit rasender Geschwindigkeit aus und verschwände jede Sekunde gänzlich unter ihr. Doch sie würde nicht kampflos untergehen.
»So arbeitest du eben?«, wiederholte sie. Ihre Stimme steigerte sich zum Brüllen. »Verdammt noch mal, wozu sollte das dann alles gut sein, Parker? Oder heißt du überhaupt so? Wie viele Namen hast du? Was soll das alles, verdammt? Warum die Lügen, die Spielchen?«
»Damals schienen sie Spaß zu machen. Wir haben beide gebumst. Gestern Nacht hast du mehrmals gestöhnt: ›Ja, ja, härter, Parker, schneller.‹ Oder so ähnlich. Für mich hörte sich das an, als hättest auch du deinen Spaß.«
Mehrere Herzschläge lang starrte sie ihn nur an. Wann hatte er sich in diesen sarkastischen Fremden verwandelt? Dann schleuderte sie den Karton so weit weg, wie sie konnte. Er drehte sich in der Luft um, der Deckel fiel herunter, und an die vierhundert Seiten verteilten sich in alle Richtungen über den polierten Parkettboden und den Aubusson-Teppich.
Mit großen Schritten ging Maris zur Tür und riss sie auf. Auf der anderen Seite stand Mike, der gerade klopfen wollte. In der anderen Hand hielt er ein schnurloses Telefon. »Maris.« Seine Stimme klang nicht überrascht. Er hatte sie bei Parker erwartet. Nur ihr aufgewühlter Zustand schien ihn zu alarmieren.
Ein einziger Blick über ihre Schulter machte ihm die Situation klar. Der Blick, den er Parker zuwarf, hatte mit Tadel nichts mehr zu tun. So sieht ein Richter drein, der soeben das Todesurteil fällt. Steif streckte er Maris das Telefon hin. »Für Sie. Ich wollte nur ungern stören, aber der Herr meinte, es sei dringend.«
Mit zitternder Hand nahm sie ihm das Telefon ab und trat in den Flur hinaus. Mike ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Maris lehnte sich gegen die
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